Neues

Begeisterung ist Dünger für´s Gehirn!

Dieser Ausspruch von Gerald Hüther ist ebenso plakativ, wie passend, denn Begeisterung und Neugierde lassen uns jung bleiben!

Das ist mir jetzt im Sommer wieder richtig klar geworden, als uns meine Nichte und ihre beiden größeren Kinder besucht haben. Wir waren quasi Großeltern auf Zeit. Es war großartig zu erleben, mit welcher Offenheit, Neugierde und Begeisterung Kinder durch den Tag gehen. Sie haben uns damit richtig angesteckt und auf viele neue Ideen gebracht.

Als Erwachsene haben wir im Laufe unseres Leben gelernt Dinge durchzuplanen, Konsequenzen zu bedenken, Vor- und Nachteile abzuwägen und Risiken einzuschätzen, bevor wir etwas machen. All das ist natürlich gut, hat uns aber auch viele Filter beschert, mit denen wir das Leben betrachten. Und insbesondere können sie unsere Begeisterungsfähigkeit ordentlich einschränken. Vielleicht ist mir deshalb so zu Bewusstsein gekommen, wie sehr Kinder im Moment leben, voll Entdeckerfreude und Spontaneität stecken.

Daher möchte ich mein heutiges Posting der Neugierde und der Begeisterung widmen. Denn beides ist nicht nur in jungen Jahren wichtig, sondern ganz besonders auch in unserem Alter unverzichtbar.

Während ich dieses Posting geschrieben habe und in die Begeisterung eingetaucht bin, haben mich gleich mehrere deprimierende Nachrichten von Freunden und Verwandten erreicht und mir gehörige Dämpfer versetzt. Mir ist also sehr bewusst, dass genau dieses Posting manchmal im totalen Gegensatz zu Lebenssituationen stehen kann, in denen es sehr schwer -  vielleicht sogar unmöglich ist -  Begeisterung zu empfinden. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass wir genau dann, wenn wir gut drauf sind, möglichst viele Methoden und Einstellungen (kennen-)lernen sollten, die uns danach helfen, mit Tiefschlägen besser umgehen zu können. Genau in diesem Sinne verstehe ich dieses und auch alle meine Postings.

Also lassen wir uns heute auf die Begeisterung ein!

Take away:

  • Unser Gehirn bleibt bis ins hohe Alter aktiv und “verrostet” nicht, wenn es mit überdurchschnittlichen positiven Emotionen, sprich Begeisterung, überschwemmt und mit Herausforderungen durch Neues konfrontiert wird.

  • Kinder erinnern uns daran, wie Begeisterung geht und wie man voll Intensität im Moment lebt.

  • Meine 4 Ideen, wie du deine Begeisterung (wieder) erwecken kannst.

 

Emily Suzuki

 

KINDER LEBEN BEGEISTERUNG

Meine Nichte ist in Japan zu Hause und hat mit ihren beiden Kindern (14 und 11) zwei Wochen Ferien bei uns gemacht. Es war für uns - nicht übertrieben - wie ein Jungbrunnen, ihnen u.a. Wien und den österreichischen Way-of-life zu zeigen, sowie österreichisches Essen gemeinsam zu kochen. Egal was es auch war – von den selbst gebackenen Salzstangerln über die Mithilfe auf einem Biobauernhof, die Straßenbahn oder das Schwimmen in der Alten Donau (und natürlich vieles andere mehr) - sie waren mit voller Präsenz und Begeisterung dabei! Durch ihre Augen haben auch wir für uns Alltägliches wieder bewusst erlebt und selbst „unser Wien“ wieder einmal neu und fasziniert gesehen.

Die Freude, die sie an all dem Neuen hatten, hat mich sehr an meinen ersten Aufenthalt in England in den 1960ern erinnert. Damals war ich 12 und das Leben in England war so anders, als bei uns zu Hause (von Minirock und den Beatles bis zu Fruchtjoghurt - all das gab es bei uns noch nicht). Ich weiß heute noch sehr gut, wie großartig ich mich damals gefühlt habe und wie es mich langfristig positiv beeinflusst hat. Selbst heute kann ich daran anschließen.

„BEGEISTERUNG IST DER DÜNGER FÜR UNSER GEHIRN“ (Gerald Hüther) [1]

Als ich die beiden so beobachtet habe, sind mir wieder viele Zitate von Gerald Hüther, dem bekannten deutschen Hirnforscher, eingefallen.

Er spricht davon, dass es die freudigen Emotionen sind, die unser Gehirn maßgeblich dazu anregen, aktiv zu sein. Kinder erleben Glücksgefühle sehr häufig am Tag und jedes Mal bekommt das Gehirn einen Wachstumsschub, das es zur Entwicklung braucht. Und wie oft überwältigt uns Ältere noch ein Sturm der Begeisterung? Oder tun wir nicht auch Sachen ab mit „Geh bitte, kenn ich eh schon!“

Unser Gehirn ist lebenslang lernfähig, denn es kann sich bis zum Lebensende durch Umbauprozesse weiter ändern. Allerdings ist es weder eine Maschine, noch kann man es wie einen Muskel trainieren, sondern es braucht eine emotionale Stimulierung. Nur dadurch werden die Nervenzellengruppen im Mittelhirn aktiv, schütten neuroplastische Botenstoffe aus und wirken damit wie ein Katalysator oder, bildlich gesprochen, wie Dünger, der die Umbauprozesse unterstützt. Wir können also bis ins hohe Alter neue Netzwerke im Gehirn aufbauen, vorausgesetzt, dass wir etwas machen, dass unsere positiven Emotionen in Gang setzt.

Im Umkehrschluss ist es wohl so, dass negative Emotionen zu Blockaden führen. Ihr kennt das sicher, wenn man z.B. Angst hat, scheint man im Kreis zu denken und es ist schwer neue, kreative Lösungen zu finden (mehr über Emotionen siehe Ärger, Wut, Nervosität & Co).

G. Hüther: „Wer das volle Potenzial seines Gehirns nutzen will, der muss seine Begeisterungsfähigkeit zurückgewinnen. Das Gehirn braucht die Anreize von Entdeckerfreude und Gestaltungslust. Begeisterung ist Doping für das Gehirn![1] Menschen, die lustlos in eingefahrenen Verhaltensmustern leben, immer dasselbe machen oder sich mit einer Vielzahl von Konflikten konfrontiert sehen, erzeugen keine neuen Netzwerke im Gehirn und ihre Gedanken verfestigen sich mehr und mehr. Lebendigkeit erfährt man, wenn man etwas macht, das neu ist und einen berührt, z.B. wenn man sich um etwas kümmert, das einem am Herzen liegt. Das regt das Gehirn an!

WENN WIR UNS DEM NEUEN VERSCHLIESSEN, SIND WIR ALT

Auch Michael Lehofer (Psychiater und Psychotherapeut) [2] meint, dass Alt-Sein darin liegt, zu glauben, eh schon alles zu wissen. Wenn man bis ins Alter jung bleiben will, muss man vorgefasste Meinungen immer wieder beiseite schieben und sich neu auf etwas einlassen. Dafür sind Diskussionen mit jungen Menschen so inspirierend. Nicht nur Kinder brauchen eine anregende Umgebung, auch Erwachsene und Senioren müssen immer wieder gefordert werden, denn das Gehirn will benützt werden.

Neues anzugehen ist allerdings auch eine Frage der Energie! Denn unser Gehirn verbraucht unglaublich viel Energie und Denken ist anstrengend. „Schon im Ruhezustand, wenn man gar nichts denkt, saugt das Gehirn etwa 20% der vom Körper bereitgestellten Energie weg. Sobald wir die Augen öffnen, zu denken anfangen oder gar ein Problem haben, steigt dieser Energiebedarf massiv an.“[3]

Daher ist es nicht verwunderlich, dass man mit dem Alter manchmal dazu neigt, Problemen aus dem Weg zu gehen, eingefahrenen Wegen zu folgen oder so weitermacht wie bisher, auch wenn es vielleicht keinen Spaß mehr macht. Um diese Komfortzone zu verlassen, muss daher etwas so wichtig sein, dass es den zusätzlichen Energieaufwand wert ist. Am Ende aber zahlt sich dieser Aufwand immer aus! Es ist offensichtlich ähnlich wie mit Bewegung, man weiß, dass sie einem gut tut, aber zuerst muss der innere, bequeme „Schweinehund“ überwunden werden.

Es sind also nicht die Sudokus, Kreuzworträtsel oder „Gehirnjoggings“, die unser Gehirn frisch und aktiv halten, sondern das „Sich-immer-wieder-auf-Neues“ einlassen! Und natürlich, viel Zeit mit z.B. Fernsehen, den ewig gleichen Computerspiele etc. zu verbringen wird selten Begeisterungsstürme auslösen, denn dabei ist unser Gehirn im Energiesparmodus und auf Stand-By. Und wir sagen dann manchmal auch, ich will eigentlich nur abschalten.

WIE DU IM ALTER WIEDER BEGEISTERUNG ENTFALTEST

Mit all diesen Informationen steht für mich außer Zweifel, dass wir uns wieder mehr und auch überschwängliche Begeisterung gönnen sollen, weil sie ein essentieller Bestandteil der Verantwortung uns selbst gegenüber ist. In unserem Alter muss man vielleicht etwas dafür tun, weil einem das „Be-Geisternde“ nicht mehr automatisch wie früher in den Schoß fällt.

Hier sind daher meine 4 Ideen, wie wir (wieder) mehr Begeisterung in unser Leben bringen:

  • Neues und Begeisterung erleben gehören an die Spitze deiner To-Do Liste!
    Früher waren auf meiner To-Do Listen fast nur jene Dinge drauf, die ich unbedingt machen musste. Der Rest hat sich halt so ergeben. Jetzt aber steht ganz oben: Was mache ich heute, das mein Gehirn mit Begeisterung füllen wird?

  • Schenk auch den kleinen Dingen Beachtung.
    Natürlich ist es toll etwas zu machen, das deine Sinne völlig überrascht. z.B. reisen oder im Windkanal „Fliegen“ ausprobieren (Darum brauchen wir Vergnügen, Humor und Spaß). Aber Momente der Begeisterung findest du viel öfter, wenn du kleinen Dingen Beachtung schenkst. Nur weil man einmal im Job vielleicht große Verantwortung für viele Menschen, Geld oder Projekte hatte, heißt das nicht, dass man jetzt am Selber-Salzstangerl-Backen keine Begeisterung entwickeln kann.

  • Egal in welchem Alter: hab keine Angst vor Neuem.
    Vor kurzem hat mir ein Freund (75) erzählt, dass er mit seiner Partnerin zum ersten Mal in seinem Leben mit dem Wohnmobil unterwegs ist. Sich so etwas spontan trauen, was man noch nie gemacht hat, das finde ich sehr cool! (Neues erleben, das Spaß macht)

  • Und nur ja nicht aufgeben! Das Gehirn liebt neue Lösungen!
    Wenn man Neues erlebt oder lernt kann es natürlich auch zu ungeplanten Schwierigkeiten kommen. Und das wollen viele heute ungern wahrhaben und vermeiden gerne die Konfrontation. („Da kann man halt nichts machen! Da kann man nichts ändern! Ist halt so“). Genau da sind Kinder unsere besten Lehrmeister! Sie bleiben trotzdem dran, auch wenn es manchmal Rückschläge gibt. Und wir konnten das auch. Denn wenn wir im Alter von ein oder zwei Jahren so schnell aufgegeben hätten, wie wir das jetzt manchmal tun, dann hätten wir nie gehen und sprechen gelernt! 😀

 Begeisterungsfähigkeit ist kein netter, kindlicher Zustand,
sondern die Voraussetzung für ein erfülltes Leben
bis ins hohe Alter.

Herzlichst
Helga

[1]    Hüther, Gerald: Begeisterung – Doping für das Gehirn; https://www.coaching-db.ch/2015/09/01/begeisterung-doping-f%C3%BCr-das-gehirn-prof-dr-gerald-h%C3%BCther/

[2]  Michael Lehofer: Alter ist eine Illusion. Wie wir uns von den Grenzen im Kopf befreien; GU 2020

[3]  Gerad Hüther: WÜRDE https://www.kulturvision-aktuell.de/gerald-huether-komfortzone-verlassen-vortrag-2017/

Neues erleben, das Spaß macht

Bei der aktuellen Flut von deprimierenden Neuigkeiten sollten wir uns ganz bewusst auf die Suche nach Neuem machen, das uns mit Freude erfüllt und Spaß macht. Dabei geht es nicht darum, diese Entwicklungen zu leugnen, sondern einfach darum, sich nicht von Negativität überrollen zu lassen. Und im Alter hat das Neue auch noch eine zusätzlich Bedeutung: Sich immer wieder auf Neues einzulassen fördert unser Gehirn, weiß man aus der Neurologie, hält uns jung und macht glücklich. Daher möchte ich Euch mit diesem Post drei Inspirationen und Beispiele dazu geben.

Take Away:

  • Etwas machen, wovon man – vielleicht schon seit der Kindheit - träumt.

  • Einfach Neues ausprobieren, weil man neugierig ist.

  • Den Alltag durch eine neue Brille sehen und Neues dabei finden.

 

Foto: Robert Pražak

 

DER RICHTIGE ZEITPUNKT UM NEUES ZU ERLEBEN IST IMMER JETZT

Die Zeit in der Pension ist wie geschaffen für Neues. Nie zuvor hatten wir so viel Zeit, soviel Selbstbestimmtheit und die meisten sind fit und unternehmungslustig. Der erste spontane Gedanke, der bei Neuem oft in den Sinn kommt, ist Reisen. Neues in fremden Ländern erleben steht oft ganz oben auf der Liste (siehe Post GO-GO, SLOW-GO, NO-GO). Keine Frage, reisen erweitert den Horizont und überschüttet uns mit neuen Eindrücken. Meine ganze Familie hat das immer gerne gemacht und viele jüngere Freunde fragen uns heute: „Warum reist ihr nicht mehr, ihr habt doch die Zeit dazu?“ Einfache Antwort: weil es Neues nicht nur in der Ferne gibt, denn es liegt auch direkt vor, neben und vor allem in uns!

Neues zu erfahren ist einen höchste persönliche Sache und ein unerschöpfliches Gebiet. Außerdem liegt es mir fern, einen weiteren Quick-Ratgeber wie z.B. „So erlebst du Neues in deinem Leben“ zu schreiben. Ich möchte mit meinen Posts Themen aufgreifen, von denen ich überzeugt bin, dass sie eine Rolle dabei spielen WIE wir alt werden. Mit meinen Geschichten möchte ich Euch inspirieren darüber nachzudenken, welchen Stellenwert das alles in Deinem Leben hat um es dann auf Deine Weise auch auszuprobieren. Daher sind hier drei Anregungen um Neues in Deinem Umfeld zu finden.

  1. Das Konzept vom „Inneren Kind“ (Jour Fixe mit dem inneren Kernteam). Das gesunde Innere Kind in uns ist neugierig, verspielt, spontan, lacht gerne und blödelt voller Leichtigkeit. Wie viel Raum gibst Du ihm? Welche Träume deiner Kindheit sind noch offen?

  2. Vielleicht gibt es aber auch Dinge, für die Du einfach noch nicht die Möglichkeiten hattest und die Dir bis heute nicht aus dem Kopf gegangen sind. Dinge, die du schon immer einmal ausprobieren wolltest. Oft höre ich dann, dass das aus körperlichen Gründen oder wegen fehlender Ausbildung nicht (mehr) geht... Dann muss man halt kreativ sein und irgendwo und irgendwie klein anfangen.

  3. Schließlich ist es auch möglich in jeder Situation das Neue und Positive zu sehen, wenn man eine andere Brille aufsetzt. Das hilft auch, das Leben nicht so ernst zu nehmen, und wie schon vorher gesagt, es geht nicht ums Leugnen oder „Schönreden“ von Tatsachen!

Es ist die Beschäftigung mit Neuem, die uns begeistert und die in unserem Gehirn Hormone aktiviert, die uns “knackig” erhalten und zum Strahlen bringen.

Ich werde sicher noch eine Reihe von Dingen tun, die bisher nie meinen Weg gekreuzt haben. Fürs erste habe ich begonnen, auf einem Bio-Bauernhof mitzuhelfen. 

ETWAS MACHEN, WOVON MAN SCHON ALS KIND GETRÄUMT HAT

 
 

Seit zwei Jahren helfe ich auf einem Bio-Bauernhof mit. Ich bin am Land in einer Kleinstadt aufgewachsen und war oft bei meinen Freundinnen, die auf Bauernhöfen zu Hause waren. Also Schweine füttern, Eier aus dem Hühnerstall holen, melken und selbst Traktor fahren sind mir nicht unbekannt. Aber mit Schule, Studium, Beruf und Großstadtleben ist das alles verschwunden. Praktisch all meine Tätigkeiten fanden im und mit dem Kopf statt. Mit meinem Pensionseintritt wurde in mir der Wunsch immer lauter, körperlich zu arbeiten, etwas zu machen, was ich danach real anschauen und angreifen kann und mich dabei auch wohlig „ausgepowert“ fühle. Blog schreiben ist wunderschön, Coachings sind erfüllend und Familienzeit ist großartig, aber der Wunsch richtig zuzupacken war auch immer da. Viele meiner Freunde stürzen sich mit der Pension ins Haus bauen, umbauen oder renovieren, aber mangels Haus musste es halt etwas anderes sein.

Zu diesem Wunsch gesellten sich meine Kindheitserinnerungen vom Bauernhof. Ich hatte das große Glück, über Freunde genau den Hof zu finden, an dem ich immer wieder mithelfen kann. Da es dort ein breites Spektrum an Gemüsebau, Wein und auch Schafe gibt, habe ich bereits Knoblauch „gestupft“ (eingesetzt), Süßkartoffeln und viel anderes Gemüse und auch Ringelblumen gesetzt und geerntet und Unkraut gejätet, aber auch im Weingarten „eingestrickt“, Laubarbeit gemacht, beim Lesen geholfen und Schafe gemolken. Jedes einzelne Mal war für mich ein Erlebnis!

Neues macht glücklich – das kann ich nur bestätigen! Ganz besonders glücklich war ich, als wir mit dem Traktor nach der Ernte durch das Dorf gefahren sind. Eigentlich etwas ganz normales, aber für mich ein echtes Highlight.

Diese Mitarbeit hat mir aber viel mehr als nur einige glückliche Stunden beschert. Sie hat mir eine neue Welt und Sichtweise eröffnet. Seit meiner Mithilfe ist mir noch mehr denn je bewusst geworden, wie anspruchsvoll biologische Landwirtschaft ist. Wir wollen uns immer besser und gesünder ernähren, aber wie viel Aufwand, Pflege und Liebe (ja auch Liebe!) es braucht, bis die Produkte bei uns auf dem Teller sind, muss man echt einmal erleben. Durch dieses Miterleben ist meine Dankbarkeit für das, was ich esse noch deutlich größer geworden. Und auch, dass Gemüse und Obst keinem Schönheitswettbewerb stand halten müssen, um beste Qualität zu sein! Das haben wir beim Blick auf das makellose Supermarktsortiment oft schon völlig vergessen. Und ich habe großen Respekt für die Bio-Bauern, für ihr Unternehmertum und ihren Umgang mit der Natur und ihrem Risiko. Davon können sich viele große Unternehmen etwas abschauen. Es würde mich nicht wundern, wenn Strategien von Bio-Bauern, speziell was ganzheitliches Wirtschaften und Resilienz angeht, in Unternehmensstrategien einziehen (meinen angestammten Beruf kann ich eben nicht leugnen…). Nirgendwo erfährt man mehr über gelebte Nachhaltigkeit, als auf einem Bio-Bauernhof. Dazu sind es natürlich nicht nur die Arbeit und die neuen Erfahrungen, es sind ganz besonders auch die Menschen und die Begegnungen, die so unglaublich bereichern. Danke Maria & Franz!

Neues erleben kann Tücken haben! Manchmal erfährt man auch eigene Limits, wenn man etwas Neues ausprobiert. Am Bauernhof sind das definitiv einseitige, anstrengende Bewegungen, die man als „Stadt- und Büropflanze“ überhaupt nicht gewöhnt ist, selbst wenn man „brav“ Sport betreibt. Da heißt es wirklich aufpassen, das EGO („Ich kann das doch alles!“) im Zaum zu halten und wirklich auf den Körper zu hören. Bei einem meiner ersten Einsätze hatten wir Futterrüben geerntet und auf den Anhänger geworfen. Eine Tätigkeit, die man mit Medizinball werfen vergleichen kann. Stundenlang und ohne Training. Das habe ich danach noch sehr lange gespürt und bin jetzt einiges vorsichtiger, was meine Grenzen angeht!

Eines ergibt das andere! Aus dieser Mitarbeit hat sich ein neues Projekt für uns ergeben, das unser Wissen aus früheren Jobs, Energetik und Weinbau zusammenbringt. Mein Mann und ich betreuen in einem anderen Betrieb einen Weingarten mit Homöopathie, also „Pflanzenschutz durch Information“. Heute ist das noch weitab vom Mainstream und genau deshalb sehen wir es als Privileg von Pensionisten an, dass wir Dinge tun dürfen, die wir ausführlich recherchiert haben und daher davon überzeugt sind, die sich aber (noch) nicht rechnen müssen und die vor allem anderen helfen!

NEUES AUSPROBIEREN, WEIL MAN NEUGIERIG IST

Unser Freund Thomas (70+) ist ständig begierig, Neues zu erleben und neue Einblicke in unterschiedlichste Bereiche zu bekommen. Er sagt „Was immer ich jetzt mache, muss mich glücklich machen“. Das strahlt er auch aus. Er liebt Sportveranstaltungen, er liebt Großevents und Menschen. Also sucht er sich Volontier-Jobs aus, die ihn direkt ins Zentrum des Geschehens bringen. Einmal hat er Programme bei einem Volleyballspiel verkauft; ein anderes Mal war er Teil der Crew im Begleitboot einer Segelregatta. Bei einem jährlichen Biathlon Event ist er schon zum Administrator, der die Schüsse registriert, aufgestiegen, weil er bereits seit einigen Jahren dabei ist. Wichtig ist, so meint er, dass man sich genau das aussucht, was man wirklich gerne macht. „Es ist der Vorteil unseres Alters, dass wir nicht jeden Job nehmen müssen, der sich bietet. Denn es geht nicht ums Verdienen, es geht ums Erleben und Erfahren. Hinter die Kulissen schauen zu dürfen und sich dabei selber in neuen Situationen auszuprobieren.“ Und noch etwas: wenn es mich glücklich macht, strahle ich Positives aus! Davon profitiert auch mein ganzes Umfeld.  

DEN ALLTAG DURCH EINE NEUE BRILLE SEHEN UND NEUES DABEI FINDEN

Man kann Neues auch dort erfahren, wo man es am wenigsten erwartet. Als meine Schwiegermutter mit über 90 einen Schlaganfall hatte und ihr Aktionskreis sich für längere Zeit auf die Wohnung beschränkte, war es fürs erste vorbei damit, draußen etwas Neues zu erleben. Aber genau dadurch hat sie Neues in unbekanntem Ausmaß erfahren. Vor dem Schlaganfall hat sie alleine gelebt, jetzt hatte sie mehrmals täglich Besuch. Ihre Pflegerinnen, die sie regelmäßig besuchten, kamen aus vielen Teilen der Welt. Daher hat sie begonnen, sich mit ihnen über ihre Herkunftsländer zu unterhalten, hat  sich mit ihren Kulturen auseinander gesetzt und sogar ein paar kleine Sätze oder auch nur Wörter in ihren Sprachen gelernt. Da waren sogar Sprachen wie Suaheli und Amharisch dabei. Jeder Besuch ihrer Pflegerinnen wurde zu einem neuen Event und hat beiden Seiten Freude gemacht. Sie hat in diesem hohen Alter eine Weltoffenheit bekommen, die sie vorher nicht gekannt hat. Das Öffnen für Neues ist, wie uns meine Schwiegermutter gezeigt hat, in jedem Alter und in jeder Situation möglich.

Michael Lehofer (Psychotherapeut) schreibt in seinem Buch „Alter ist eine Illusion“ [i] dazu: „Jetzt sind wir nun einmal dort, wo wir sind! Was gibt es da zu erforschen? Welche Abenteuer kann ich da erleben? Welche Freuden bietet mir das Neue? Und das neue Wunderland ist nicht immer das Paradies oder Schlaraffenland!“  Wow, gerade der letzte Satz ist eine Erkenntnis!

Und er meint auch:

„Festhalten an Altem macht uns alt!
Jetzt ist es wichtig dass wir Altes loslassen,
in unserem Kopf Platz schaffen für Neues,
für das ständige Neuwerden.
Nur das hält uns wahrhaft jung.“ 

Herzlichst
Helga

mehr zum Thema Glück findest Du hier:
Was ist Glück
Wie werde ich im Alter glücklich

[i] Michael Lehofer: Alter ist eine Illusion. Wie wir uns von den Grenzen im Kopf befreien. GU 2020

Warum vergeht die Zeit im Alter schneller?

„Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht! Das kann doch nicht schon wieder ein Monat / ein Jahr ... her sein? Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen? “ Egal wen ich in meinem Alter treffe, für alle scheint die Zeit schneller dahinzulaufen als früher. Früher, da hatten wir doch mehr Zeit, oder?

Das mit der Zeit ist eine wirklich komische Sache. So exakt man sie messen kann, so vielschichtig und unterschiedlich fühlt sie sich für jeden von uns an: oft erscheint sie zu kurz, mal vergeht sie überhaupt nicht, gelegentlich scheint sie stehen zu bleiben, aber meistens nicht dann, wenn es am Schönsten ist. Und weil auch das Zeitgefühl im Alter eine große Rolle für unser Wohlbefinden und unsere Zufriedenheit spielt, möchte ich dem Phänomen heute nachgehen: Warum vergeht die Zeit immer schneller, je älter man wird? Und wie machen wir mehr aus unserer Zeit?

Take away:

  • Der so genannte Erinnerungseffekt lässt die Zeit lang oder kurz erscheinen – unabhängig vom Alter

  • Wenn Du willst, dass dir die Zeit lang und wertvoll vorkommt, dann raus aus der Routine und immer wieder Neues suchen

  • Etwas machen, das mit Sinn erfüllt

 

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Die Zeit von 60 bis 90 ist genau so lang,
wie die von 30 bis 60 und die von der Geburt bis 30! 

Sind diese drei Abschnitte gleich lang für Dich? Welcher kommt dir am längsten vor?

Auch wenn es meistens heißt, für Kinder dauert die Zeit immer viel länger, mir kommt der Lebensabschnitt von 30 bis 60, also mein Berufs- und Familienleben am weitaus längsten vor. Gefühlt macht er mein Leben aus! Vielleicht, weil er so unglaublich reichhaltig war und damit in meiner Erinnerung einen mächtigen Stellenwert hat! Und trotzdem kommt ja noch ein weiterer ganzer Lebensabschnitt dazu!

Wenn man in Pension geht, hat man noch (etwa) ein Drittel des Lebens vor sich! Das ist eine simple Rechnung und trotzdem sind viele überrascht, wenn ich ihnen das vorrechne. Ja natürlich, wir wissen nicht, ob wir wirklich 90 Jahre oder älter werden und daher macht diese Unsicherheit diesen Lebensabschnitt unberechenbarer als die davor. Umso mehr macht es Sinn, jede Minute leben und nicht nur vergehen zu lassen.

Wirklich spannend finde ich, dass das Alter für mich durch diese Überlegungen zu neuer Bedeutung gekommen ist. (siehe auch Posts Alter ist ein Job, die 5 Säulen für ein vitales & glückliches Alter und Gewonnene Jahre). Und immer wieder taucht die Frage auf, wie erfülle ich diese vor mir liegende Zeit mit Sinn und Lebensfreude, damit sie am Ende auf besondere Weise genau so reichhaltig ist, wie die zwei Abschnitte davor?

WARUM DIE ZEIT ALS ERWACHSENER SO SCHNELL VERGEHT

Die gängige Meinung ist, dass wir die Zeit an unserem Lebensalter messen, dass also für einen 10-Jährigen, ein Jahr 1/10 seines Lebens ist, während es für mich bereits 1/67 ist, also relativ viel weniger. Das mag sein, wichtiger als der Zeitfaktor ist allerdings der Erinnerungseffekt, also was man alles in dieser Zeit erlebt hat und der ist abhängig davon, wie viel Routine, was und wie viel Neues man erlebt hat. Retrospektiv rekonstruieren wir also die Dauer von Zeitspannen auf Basis erinnerter Ereignisse in einem vergangenen Zeitabschnitt. Je mehr wir uns an unterschiedliche Ereignisse erinnern, desto länger schätzen wir den Zeitabschnitt.

Je mehr Routine, desto schneller vergeht in der Erinnerung die Zeit! Mit dem Alter steigt meist der Anteil an Routine ziemlich stark an, während wir immer weniger wirklich Neues erleben. Als Kind und Jugendlicher und auch noch im Beruf, ist man permanent mit Neuem konfrontiert, das man intensiv erlebt und das entscheidenden Einfluss auf unser Leben hatte. Zusätzlich ist aber auch wichtig, dass dieses Neue Bedeutung hat und möglichst Begeisterung auslöst. Natürlich erleben wir im Alter auch Neues, aber nicht immer gewollt und angenehm.

Es mag für andere nur eine Kleinigkeit sein, aber für mich war z.B. das erste Mal Rote Rüben ernten am Bauernhof mit 66 etwas ganz besonders Begeisterndes, weil es mich aus meinen kopflastigen Tätigkeiten herausgerissen hat!

Routine und weniger Neues sind also zwei Faktoren, die uns die Zeit im Rückblick schrumpfen lassen. Zwei weitere Faktoren sind Stress und Anspannung. Sie bewirken, dass uns Ereignisse weniger bewusst bleiben, weil wir sie weniger detailreicher und mit weniger Achtsamkeit erlebt. Und glaubt ja nicht, dass Pensionisten weniger Stress haben!

SO MACHST DU MEHR AUS DEINER ZEIT

Ob wir im Alter die Zeit kurz oder lang empfinden hat also mit Sinn, Bedeutung, Qualität und Ruhe zu tun. Und all das liegt in unserer eigenen Entscheidung!

Wenn wir das zusammenführen, dann scheinen für mich die folgenden 7 Punkte entscheidend dafür, wie ich meinem Leben so viel Qualität gebe, dass ich mich nicht nur im Jetzt, sondern auch in Zukunft rückblickend, darüber freuen kann:

  • Immer wieder aus der Routine ausbrechen und NEUES erleben

  • Begeisterung in diesem Neuen finden, denn „Begeisterung ist der Dünger für unser Gehirn“ (Gerald Hüther)

  • Dinge tun, die für einen Sinn machen. Nach Viktor Frankl ist es existentiell für uns Menschen Sinn zu finden, zu realisieren und zu erleben. Dieser Sinn kommt nicht von außen, sondern den können wir nur in uns finden - das geht in jedem Alter!

  • Keine Zeit im Alter verschwenden mit unwichtigen Dingen oder Dingen und Themen, die man nicht beeinflussen oder ändern kann. Übrigens eine der Empfehlungen aus einer Studie über glückliche Hundertjährige!

  • Achtsam das Jetzt erleben und seine vielen Details aufnehmen

  • Der Vergangenheit Bedeutung geben, etwa durch das Schreiben von Memoiren (siehe Memoiren - mehr als Erinnerung)

  • Sich auch aussöhnen mit jenen Zeiten, die vielleicht nicht so schön waren

Das sind meine Gedanken, die Zeit langsamer vergehen zu lassen. Aber ehrlich, es gibt auch Situationen, da sind wir froh, wenn die Zeit sehr schnell vergeht :)

Herzlichst
Helga

Zu diesem Thema gibt es ein gutes Video
Dr. Derek Muller/Veritasium
Why Life Seems to Speed Up as We Age – can we slow it down? https://www.youtube.com/watch?v=aIx2N-viNwY

 

Vorbilder, brauchen wir die noch?

Hast Du als Kind Idole gehabt? Wolltest Du auch so sein wie sie? Wenn ich heute über Vorbilder im Alter spreche, meine ich aber etwas anderes. Es geht nicht mehr darum so zu werden wie ein anderer, sondern vielmehr zur eigenen Authentizität zu finden und diese auszuleben. Aber gerade dafür ist es wichtig mögliche limitierenden Glaubenssätzen, wie z.B. „Dafür bin ich zu alt!“ über Bord zu werfen. Genau dafür gibt es eine Menge unglaublicher Beispiele, die beweisen, was bis ins hohe Alter möglich ist. Diese Beispiele können uns inspirieren unsere eigenen Grenzen zu verschieben und das innere Drehbuch zu erweitern. In meinem heutigen Beitrag möchte ich Euch Beispiele vorstellen, die mich inspirieren. Und danach möchte ich Euch die Frage stellen: Wie siehst Du Dich als Vorbild? 

Take away

  • Vorbilder sind für mich der zündende Funke meiner Authentizität.

  • Vorbilder helfen uns, mit limitierenden Glaubenssätzen Schluss zu machen.

  • Wenn Du Dich als junge Person siehst, würdest Du so werden wollen, wie Du jetzt bist?

 
 

„SCHREIB EINEN POST ÜBER VORBILDER!“

Vor wenigen Tagen hat mich meine Schwägerin auf dieses Thema angesprochen: „Niemand hat erwartet, dass das Stinktier bei Masked Singers mit dieser wunderbaren Performance, Peter Kraus ist. Dass er diese Bewegungen, diese Stimme und Interpretation mit 82 Jahren so auf die Bühne bringt, ist großartig. Wirklich ein Vorbild! Wäre das nicht etwas für einen Blog?“

Klar, darüber schreibe ich gerne und finde das Thema echt spannend. Natürlich habe ich mir daraufhin die Aufzeichnung angeschaut, denn Peter Kraus war in meiner Kindheit ein Idol und ich habe damals viele seiner Schlager nachgesungen. Offensichtlich hat er seine Vitalität über all die Jahrzehnte beibehalten. Großartig! Besonders gefallen hat mir auch, wie er auf die Frage im Interview: „Du hast alles beruflich erreicht, was man erreichen kann und machst so etwas mit, warum?“ geantwortet hat: „Das Schönste war, dass das etwas ganz Neues war! Und 82 ist doch kein Alter!

VORBILDER MACHEN SPÜRBAR, DASS ES GEHT

Mit etlichen Freunden hatte ich intensive Diskussionen, ob wir in unserem Alter überhaupt noch Vorbilder brauchen oder vielmehr selber welche sind. Das eine schließt das andere ja keineswegs aus! Einerseits haben wir viel Erfahrung angesammelt, die wir weitergeben können, andererseits stehen auch wir unseren Träumen manchmal im Weg, weil wir nicht (mehr) glauben, dass es geht. Zu alt - zu mühsam - zu beschwerlich - jetzt nicht … Diese einschränkenden Bilder im Kopf, die auch von früheren Vorbildern stammen, sollten wir schleunigst los werden.

Was sind Vorbilder HEUTE für mich?

Ich verstehe darunter weder Idole, noch Influencer oder Medienstars, sondern Menschen, die mich aufgrund ihrer Erfahrungen und Leistung anregen meine Träume zu leben, für die ich bisher den Mut oder die Idee noch nicht hatte. Vor allem aber zeigen solche Menschen, dass man sich nicht einschränken muss, etwa, was körperliche Leistungen im Alter betrifft oder späte berufliche Erfolge. Ich eifere ihnen also nicht nach, sondern

Vorbilder im Alter sind für mich
der zündende Funke meiner Authentizität!
Sie helfen mir die Grenzen im Kopf zu verschieben.

Was können solche Vorbilder sein?

  • Menschen, die zeigen, was körperlich, selbst bis 100 und darüber, noch geht.

  • Menschen, die ihren Beruf und ihre Leidenschaft bis ins hohe Alter ausüben.

  • Menschen, die im Alter etwas völlig Neues machen oder eine neue Berufung finden und leben.

  • Menschen, die besondere Weisheit und Wärme verströmen.

  • Menschen, die durch ihre Erfahrung und Freude am Leben im Alter zum Vorbild werden.

Für all diese Gruppen möchte ich Euch Beispiele vorstellen, die meine inneren Bilder bereichern. Was allerdings das eigene Vorbild ist, kann natürlich nur jeder für sich entscheiden. 

MENSCHEN, DIE ERSTAUNLICHE KÖRPERLICHE LEISTUNGEN ZEIGEN

Während man oft hört, dass der Körper im Alter schwächer wird, Abnützungserscheinungen zeigt und das auch ganz normal sein soll, scheinen einige Menschen genau dieses Bild auf den Kopf stellen. Sie bringen Leistungen an Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft, die selbst Jungen Respekt abringen. Und auch wenn ich vieles davon keineswegs nachmachen möchte, bleibt die Tatsache: Es geht!

Selbst, wenn man sein Leben lang unsportlich war, kann man mit 60 oder später noch anfangen und gute Erfolge erzielen“, meint der Leiter des Zentrums für Gesundheit der deutschen Sporthochschule Köln.[1] Die Forschung hat auch gezeigt, dass Menschen in ihren 90ern noch Muskeln aufbauen und ihr Gleichgewicht und ihre Flexibilität verbessern können. Das sind echt gute Aussichten! Es gibt also keine Altersgrenze für Flexibilität oder Fitness!

Für mich gibt es zwei Kategorien von Personen:

  • die einen, die nie aufgehört haben fit zu sein und

  • die anderen, die erst als Senioren damit begonnen haben.

Sie haben nie aufgehört fit zu sein:

•       Johanna Quaas (geboren 1925, heute 96) ist auch bekannt als Turn-Oma. Sie ist als älteste Turnerin in die Sportgeschichte eingegangen, denn ihren ersten Wettkampf hat sie 1934 mit 9 Jahren bestritten. Seit damals trainiert sie regelmäßig und hat auch Verletzungen und Pausen weggesteckt. Unglaublich, was sie zustande bringt.

Foto: picture alliance / Rainer Jensen)[2] 

•       Lilo (100). Sie ist keine Spitzensportlerin und vielleicht scheint mir ihre Fitness gerade deshalb so erstrebenswert. Ich habe sie in einer Dokumentation über Hundertjährige mit Kai Pflaume[3] gesehen, Sportlich war Lilo ihr Leben lang. In dieser Doku spaziert sie gut gelaunt und mit einer großartigen Ausstrahlung mit Kai Pflaume flott am Strand und danach geht sie 89 Stufen auf einen Aussichtsturm hinauf, ohne aus der Puste zu kommen.

Sie haben erst als Senioren begonnen:

•       Melitta Czerwenka-Nagel (Jahrgang 1930) war letztes Jahr 90. Mit dem Laufen hat sie erst mit 48 begonnen und Wettkämpfe macht sie erst seit sie 60 ist. In den letzten 30 Jahren gab es für sie viele Welt- und Europameistertitel bei Seniorenmeisterschaften. [4]

•       Joan McDonald (73) Ihre Fitnesskarriere hat erst mit 70 begonnen! Heute, mit 73 und ist sie mit ihrem Internetkanal TRAINWITHJOAN international bekannt. Der Auslöser war einfach, meint sie: „Als ich wegeen meines Übergewichts nicht mehr fotografiert werden wollte und mir die Ärzte sagten, dass ich etwas ändern muss, um nicht im Rollstuhl zu landen, war klar – es gibt nur einen Weg nach vorne: Abnehmen & Fitness.“

Ich möchte mit diesen Vorbildern keineswegs suggerieren, dass wir alle Leistungssportlern nacheifern sollen. Ich finde es einfach nur so inspirierend zu sehen, was alles möglich ist. Es liegt nicht am Alter, sondern vielmehr an der Begeisterung für die Leistung und diszipliniertem Training. Neben der Leistung fallen mir diese Menschen aber auch durch ihre besondere Ausstrahlung auf. - Ich komme gerade drauf, dass ich nur Frauen zitiert habe (es geht ja um meine Vorbilder), aber außergewöhnliche Herren gibt es selbstverständlich auch jede Menge!

MENSCHEN, DIE IHREN BERUF UND IHRE LEIDENSCHAFT BIS INS HOHE ALTER AUSÜBEN

Besonders Künstler arbeiten oft lange in ihrem Beruf und leben ihre Leidenschaft bis ins hohe Alter. Einer, von dem ich erst kürzlich ein Interview gehört habe, ist Henry Danton: (geboren 1919), ein englischer Balletttänzer und Ballettlehrer. Das Interview Dance For Your Life, das aufgenommen wurde, als er 98 Jahren alt war, hat mich berührt. Neben der unglaublichen Beweglichkeit ist so viel Freude und Liebe für junge Menschen zu spüren. Hier ein paar Aussagen aus dem Interview, die mir gefallen haben. „God dumped me down here and I’m waiting for him to dump me out ... but I really like it here!“ - “It's entirely about what you think ... if you think positive, everything’s alright – if you think negative, then you're going to go down. It is possible to change ones habits for the better! Any time!“ Besonders inspirierend finde ich seine Aussage wie wichtig es ist, mit jungen Leuten in Kontakt zu bleiben, weil sie großartig sind und einen jung halten.

Ich finde auch Iris Apfel (geboren 1921) genial, Innenarchitektin und Stilikone aus Kalifornien. Sie hat heuer mit 100 das Buch herausgebracht: “Stil ist keine Frage des Alters”. Mir gefällt die Idee, dass man auch in diesem Alter noch so bunt und farbenfroh sein kann. Warum sollte man das eigentlich nicht sein? Nur weil die Oma immer grau getragen hat? [i]

 
 

Dass es nicht immer nur berühmte Personen sein müssen, die ihren Beruf mit Leidenschaft bis 100 ausüben, zeigt Kai Pflaume in seiner liebenswürdigen Dokumentation „Zeig mir Deine Welt – Die Weisheit der Hunderjährigen“ (Folge 1) z.B. an Bäcker Walter, der auch mit 100 noch mit Freude in der Backstube steht.

Auch meine Freundin und Psychotherapeutin Anneliese Fuchs gehört für mich zu jenen Vorbildern, die mit über 80 unermüdlich neue Ideen in die Welt setzen und Menschen mobilisieren können. Erst heuer haben wir gemeinsam das Symposium MITEINANDER organisiert, um die Vorteile der Zusammenarbeit von Ärzten, Psychotherapeuten und Energetikern aufzuzeigen (Dazu gibt es in Kürze einen Artikel). Sie ist fest davon überzeugt, dass man bis ins hohe Alter eine richtige Aufgabe braucht, die einen ausfüllt!

MENSCHEN, DIE IM ALTER ETWAS VÖLLIG NEUES MACHEN UND EINE NEUE BERUFUNG FINDEN

Aus der unendlich großen Füllen von Personen, die im Alter eine besondere Begabung ausleben, möchte ich Euch Kimiko Nishimoto[5] vorstellen, eine 89-jährige Japanerin, die außergewöhnliche Selbstportraits fotografiert. Ihre Bilder sind einzigartig, heiter und manchmal auch skurril. Begonnen hat sie mit dem Fotografieren erst im Alter von 72 Jahren, als sie einen Anfängerkurs bei ihrem Sohn besucht hat. Heute ist sie ein Internet-Star und macht Ausstellungen um mit ihren Fotos mehr Vergnügen in die Welt zu bringen.

Wie ich schon in meinen anderen Artikeln geschrieben habe (z.B. Neue Wege ins Alter, so viele Möglichkeiten, oder Man lernt nie aus – neue Rollen, neue Aufgaben oder Gewonnene Jahre - die Pension zwischen Beruf und Alter) gehört es zum meinen Lieblingsthemen, dass wir gerade im Alter Neues ausprobieren können, und ich freue mich über jedes Beispiel, das ich dazu finden kann.

MENSCHEN, DIE BESONDERE WEISHEIT UND WÄRME VERSTRÖMEN

Ich habe Hans-Peter Dürr, der inzwischen leider schon verstorben ist, 2004 bei unserem Symposium „Spirit in Business“ erleben dürfen. Als Quantenphysiker hat er mit über 70 dem Publikum eine völlig neue Realität in so liebevoller und anschaulicher Weise gezeigt, dass alle hingerissen waren. Für mich war diese Begegnung der Auftakt für meine energetische Entwicklung. Er machte uns als Brückenbauer zwischen Naturwissenschaften und Spiritualität Mut zu einem anderen Denken und Leben.

MENSCHEN, DIE DURCH IHRE ERFAHRUNG UND FREUDE IM ALTER ZUM VORBILD WERDEN.

Ich bin ganz sicher, dass jeder in seinem eigenen Umfeld Menschen kennt, die allein durch ihre Erfahrungen oder Freude am Leben im Alter ein gutes Vorbild sind. Ich jedenfalls kenne eine ganze Menge!

In meinem Beitrag Unmögliches ist machbar habe ich Euch bereits über Elisabeth berichtet, die ihre Krebserkrankung in so unglaublicher Weise geheilt hat. So eine Erfahrung miterleben zu dürfen ist das beste Vorbild und macht Mut, auf sich zu vertrauen, auch wenn die Umstände schwierig sind.

Meine Schwiegermutter ist heuer mit 99 Jahren gestorben und ich habe die letzten Jahre sehr intensiv mit ihr über ihre Erfahrungen im hohen Alter sprechen können, Sie hatte auch eine unglaubliche Art damit umzugehen, dass sie körperlich schwächer wurde und hat dabei ihre innere Freude nie verloren. Immer wieder hat sie uns versichert, dass sie sich auf jeden neuen Tag freut. Für uns war das nicht nur eine Aussage, sondern wir haben ihre Freude und Wärme auch gespürt.

UND DU? WORIN BIST DU VORBILD?

Wenn wir schon bei Vorbildern sind: Habt Ihr Euch schon einmal folgende Fragen gestellt: 

  • Welche meiner Eigenschaften könnten mich zum Vorbild machen?

  • Wie möchte ich als Vorbild sein?

  • Welches Vorbild in Bezug auf Fitness, Sinn im Leben, Berufung, Freude, Glück oder Liebe möchte ich sein?

    und ganz besonders:

  • Stell Dir vor,  Du würdest Dich als junge Person sehen, würdest Du so werden wollen, wie Du jetzt bist?

Ich finde diese Fragen enorm spannend und ich bin sicher, dass sie viel Klarheit und positive Ausrichtung bringen. Daher wünsche ich Euch jetzt viel Spaß beim finden Eurer Vorbilder und eurer vorbildhaften Eigenschaften.

Herzlichst
Helga

[1] https://www.provita-deutschland.de/sport-im-alter-das-raten-experten/#

[2] https://www.n-tv.de/sport/Turn-Oma-trotzt-mit-fast-95-der-Pandemie-article22176784.html

[3] Kai Pflaume: Zeig mit Deine Welt - Die Weisheit der Hundertjährigen (Folge 1) 2019 - https://www.youtube.com/watch?v=d2yoNJ1Eu4U

[4] https://www.ue30leichtathletik.de/news/w85-5000m-weltrekord-von-melitta-czerwenka-nagel/

[5] Kimiki Nishimoto  https://petapixel.com/2017/11/15/89-year-old-shoots-playful-self-portraits/