Glück

Neues erleben, das Spaß macht

Bei der aktuellen Flut von deprimierenden Neuigkeiten sollten wir uns ganz bewusst auf die Suche nach Neuem machen, das uns mit Freude erfüllt und Spaß macht. Dabei geht es nicht darum, diese Entwicklungen zu leugnen, sondern einfach darum, sich nicht von Negativität überrollen zu lassen. Und im Alter hat das Neue auch noch eine zusätzlich Bedeutung: Sich immer wieder auf Neues einzulassen fördert unser Gehirn, weiß man aus der Neurologie, hält uns jung und macht glücklich. Daher möchte ich Euch mit diesem Post drei Inspirationen und Beispiele dazu geben.

Take Away:

  • Etwas machen, wovon man – vielleicht schon seit der Kindheit - träumt.

  • Einfach Neues ausprobieren, weil man neugierig ist.

  • Den Alltag durch eine neue Brille sehen und Neues dabei finden.

 

Foto: Robert Pražak

 

DER RICHTIGE ZEITPUNKT UM NEUES ZU ERLEBEN IST IMMER JETZT

Die Zeit in der Pension ist wie geschaffen für Neues. Nie zuvor hatten wir so viel Zeit, soviel Selbstbestimmtheit und die meisten sind fit und unternehmungslustig. Der erste spontane Gedanke, der bei Neuem oft in den Sinn kommt, ist Reisen. Neues in fremden Ländern erleben steht oft ganz oben auf der Liste (siehe Post GO-GO, SLOW-GO, NO-GO). Keine Frage, reisen erweitert den Horizont und überschüttet uns mit neuen Eindrücken. Meine ganze Familie hat das immer gerne gemacht und viele jüngere Freunde fragen uns heute: „Warum reist ihr nicht mehr, ihr habt doch die Zeit dazu?“ Einfache Antwort: weil es Neues nicht nur in der Ferne gibt, denn es liegt auch direkt vor, neben und vor allem in uns!

Neues zu erfahren ist einen höchste persönliche Sache und ein unerschöpfliches Gebiet. Außerdem liegt es mir fern, einen weiteren Quick-Ratgeber wie z.B. „So erlebst du Neues in deinem Leben“ zu schreiben. Ich möchte mit meinen Posts Themen aufgreifen, von denen ich überzeugt bin, dass sie eine Rolle dabei spielen WIE wir alt werden. Mit meinen Geschichten möchte ich Euch inspirieren darüber nachzudenken, welchen Stellenwert das alles in Deinem Leben hat um es dann auf Deine Weise auch auszuprobieren. Daher sind hier drei Anregungen um Neues in Deinem Umfeld zu finden.

  1. Das Konzept vom „Inneren Kind“ (Jour Fixe mit dem inneren Kernteam). Das gesunde Innere Kind in uns ist neugierig, verspielt, spontan, lacht gerne und blödelt voller Leichtigkeit. Wie viel Raum gibst Du ihm? Welche Träume deiner Kindheit sind noch offen?

  2. Vielleicht gibt es aber auch Dinge, für die Du einfach noch nicht die Möglichkeiten hattest und die Dir bis heute nicht aus dem Kopf gegangen sind. Dinge, die du schon immer einmal ausprobieren wolltest. Oft höre ich dann, dass das aus körperlichen Gründen oder wegen fehlender Ausbildung nicht (mehr) geht... Dann muss man halt kreativ sein und irgendwo und irgendwie klein anfangen.

  3. Schließlich ist es auch möglich in jeder Situation das Neue und Positive zu sehen, wenn man eine andere Brille aufsetzt. Das hilft auch, das Leben nicht so ernst zu nehmen, und wie schon vorher gesagt, es geht nicht ums Leugnen oder „Schönreden“ von Tatsachen!

Es ist die Beschäftigung mit Neuem, die uns begeistert und die in unserem Gehirn Hormone aktiviert, die uns “knackig” erhalten und zum Strahlen bringen.

Ich werde sicher noch eine Reihe von Dingen tun, die bisher nie meinen Weg gekreuzt haben. Fürs erste habe ich begonnen, auf einem Bio-Bauernhof mitzuhelfen. 

ETWAS MACHEN, WOVON MAN SCHON ALS KIND GETRÄUMT HAT

 
 

Seit zwei Jahren helfe ich auf einem Bio-Bauernhof mit. Ich bin am Land in einer Kleinstadt aufgewachsen und war oft bei meinen Freundinnen, die auf Bauernhöfen zu Hause waren. Also Schweine füttern, Eier aus dem Hühnerstall holen, melken und selbst Traktor fahren sind mir nicht unbekannt. Aber mit Schule, Studium, Beruf und Großstadtleben ist das alles verschwunden. Praktisch all meine Tätigkeiten fanden im und mit dem Kopf statt. Mit meinem Pensionseintritt wurde in mir der Wunsch immer lauter, körperlich zu arbeiten, etwas zu machen, was ich danach real anschauen und angreifen kann und mich dabei auch wohlig „ausgepowert“ fühle. Blog schreiben ist wunderschön, Coachings sind erfüllend und Familienzeit ist großartig, aber der Wunsch richtig zuzupacken war auch immer da. Viele meiner Freunde stürzen sich mit der Pension ins Haus bauen, umbauen oder renovieren, aber mangels Haus musste es halt etwas anderes sein.

Zu diesem Wunsch gesellten sich meine Kindheitserinnerungen vom Bauernhof. Ich hatte das große Glück, über Freunde genau den Hof zu finden, an dem ich immer wieder mithelfen kann. Da es dort ein breites Spektrum an Gemüsebau, Wein und auch Schafe gibt, habe ich bereits Knoblauch „gestupft“ (eingesetzt), Süßkartoffeln und viel anderes Gemüse und auch Ringelblumen gesetzt und geerntet und Unkraut gejätet, aber auch im Weingarten „eingestrickt“, Laubarbeit gemacht, beim Lesen geholfen und Schafe gemolken. Jedes einzelne Mal war für mich ein Erlebnis!

Neues macht glücklich – das kann ich nur bestätigen! Ganz besonders glücklich war ich, als wir mit dem Traktor nach der Ernte durch das Dorf gefahren sind. Eigentlich etwas ganz normales, aber für mich ein echtes Highlight.

Diese Mitarbeit hat mir aber viel mehr als nur einige glückliche Stunden beschert. Sie hat mir eine neue Welt und Sichtweise eröffnet. Seit meiner Mithilfe ist mir noch mehr denn je bewusst geworden, wie anspruchsvoll biologische Landwirtschaft ist. Wir wollen uns immer besser und gesünder ernähren, aber wie viel Aufwand, Pflege und Liebe (ja auch Liebe!) es braucht, bis die Produkte bei uns auf dem Teller sind, muss man echt einmal erleben. Durch dieses Miterleben ist meine Dankbarkeit für das, was ich esse noch deutlich größer geworden. Und auch, dass Gemüse und Obst keinem Schönheitswettbewerb stand halten müssen, um beste Qualität zu sein! Das haben wir beim Blick auf das makellose Supermarktsortiment oft schon völlig vergessen. Und ich habe großen Respekt für die Bio-Bauern, für ihr Unternehmertum und ihren Umgang mit der Natur und ihrem Risiko. Davon können sich viele große Unternehmen etwas abschauen. Es würde mich nicht wundern, wenn Strategien von Bio-Bauern, speziell was ganzheitliches Wirtschaften und Resilienz angeht, in Unternehmensstrategien einziehen (meinen angestammten Beruf kann ich eben nicht leugnen…). Nirgendwo erfährt man mehr über gelebte Nachhaltigkeit, als auf einem Bio-Bauernhof. Dazu sind es natürlich nicht nur die Arbeit und die neuen Erfahrungen, es sind ganz besonders auch die Menschen und die Begegnungen, die so unglaublich bereichern. Danke Maria & Franz!

Neues erleben kann Tücken haben! Manchmal erfährt man auch eigene Limits, wenn man etwas Neues ausprobiert. Am Bauernhof sind das definitiv einseitige, anstrengende Bewegungen, die man als „Stadt- und Büropflanze“ überhaupt nicht gewöhnt ist, selbst wenn man „brav“ Sport betreibt. Da heißt es wirklich aufpassen, das EGO („Ich kann das doch alles!“) im Zaum zu halten und wirklich auf den Körper zu hören. Bei einem meiner ersten Einsätze hatten wir Futterrüben geerntet und auf den Anhänger geworfen. Eine Tätigkeit, die man mit Medizinball werfen vergleichen kann. Stundenlang und ohne Training. Das habe ich danach noch sehr lange gespürt und bin jetzt einiges vorsichtiger, was meine Grenzen angeht!

Eines ergibt das andere! Aus dieser Mitarbeit hat sich ein neues Projekt für uns ergeben, das unser Wissen aus früheren Jobs, Energetik und Weinbau zusammenbringt. Mein Mann und ich betreuen in einem anderen Betrieb einen Weingarten mit Homöopathie, also „Pflanzenschutz durch Information“. Heute ist das noch weitab vom Mainstream und genau deshalb sehen wir es als Privileg von Pensionisten an, dass wir Dinge tun dürfen, die wir ausführlich recherchiert haben und daher davon überzeugt sind, die sich aber (noch) nicht rechnen müssen und die vor allem anderen helfen!

NEUES AUSPROBIEREN, WEIL MAN NEUGIERIG IST

Unser Freund Thomas (70+) ist ständig begierig, Neues zu erleben und neue Einblicke in unterschiedlichste Bereiche zu bekommen. Er sagt „Was immer ich jetzt mache, muss mich glücklich machen“. Das strahlt er auch aus. Er liebt Sportveranstaltungen, er liebt Großevents und Menschen. Also sucht er sich Volontier-Jobs aus, die ihn direkt ins Zentrum des Geschehens bringen. Einmal hat er Programme bei einem Volleyballspiel verkauft; ein anderes Mal war er Teil der Crew im Begleitboot einer Segelregatta. Bei einem jährlichen Biathlon Event ist er schon zum Administrator, der die Schüsse registriert, aufgestiegen, weil er bereits seit einigen Jahren dabei ist. Wichtig ist, so meint er, dass man sich genau das aussucht, was man wirklich gerne macht. „Es ist der Vorteil unseres Alters, dass wir nicht jeden Job nehmen müssen, der sich bietet. Denn es geht nicht ums Verdienen, es geht ums Erleben und Erfahren. Hinter die Kulissen schauen zu dürfen und sich dabei selber in neuen Situationen auszuprobieren.“ Und noch etwas: wenn es mich glücklich macht, strahle ich Positives aus! Davon profitiert auch mein ganzes Umfeld.  

DEN ALLTAG DURCH EINE NEUE BRILLE SEHEN UND NEUES DABEI FINDEN

Man kann Neues auch dort erfahren, wo man es am wenigsten erwartet. Als meine Schwiegermutter mit über 90 einen Schlaganfall hatte und ihr Aktionskreis sich für längere Zeit auf die Wohnung beschränkte, war es fürs erste vorbei damit, draußen etwas Neues zu erleben. Aber genau dadurch hat sie Neues in unbekanntem Ausmaß erfahren. Vor dem Schlaganfall hat sie alleine gelebt, jetzt hatte sie mehrmals täglich Besuch. Ihre Pflegerinnen, die sie regelmäßig besuchten, kamen aus vielen Teilen der Welt. Daher hat sie begonnen, sich mit ihnen über ihre Herkunftsländer zu unterhalten, hat  sich mit ihren Kulturen auseinander gesetzt und sogar ein paar kleine Sätze oder auch nur Wörter in ihren Sprachen gelernt. Da waren sogar Sprachen wie Suaheli und Amharisch dabei. Jeder Besuch ihrer Pflegerinnen wurde zu einem neuen Event und hat beiden Seiten Freude gemacht. Sie hat in diesem hohen Alter eine Weltoffenheit bekommen, die sie vorher nicht gekannt hat. Das Öffnen für Neues ist, wie uns meine Schwiegermutter gezeigt hat, in jedem Alter und in jeder Situation möglich.

Michael Lehofer (Psychotherapeut) schreibt in seinem Buch „Alter ist eine Illusion“ [i] dazu: „Jetzt sind wir nun einmal dort, wo wir sind! Was gibt es da zu erforschen? Welche Abenteuer kann ich da erleben? Welche Freuden bietet mir das Neue? Und das neue Wunderland ist nicht immer das Paradies oder Schlaraffenland!“  Wow, gerade der letzte Satz ist eine Erkenntnis!

Und er meint auch:

„Festhalten an Altem macht uns alt!
Jetzt ist es wichtig dass wir Altes loslassen,
in unserem Kopf Platz schaffen für Neues,
für das ständige Neuwerden.
Nur das hält uns wahrhaft jung.“ 

Herzlichst
Helga

mehr zum Thema Glück findest Du hier:
Was ist Glück
Wie werde ich im Alter glücklich

[i] Michael Lehofer: Alter ist eine Illusion. Wie wir uns von den Grenzen im Kopf befreien. GU 2020

Wie werde ich im Alter glücklich?

Zu Gast in der Glückslounge bei GlückScoach Marcel Schachinger

Was können wir gegen den Pensionsschock tun? Wie können wir vorbauen, damit wir mit "zuviel Freizeit" auch richtig umgehen können. Wie finde ich Sinn im Alter und wie werde ich glücklich?

Darüber und über noch viel mehr sprechen Marcel und ich in diesem Podcast (Folge 27)

Take Away:

  • Glück sind für mich bewusste Momente größter Freude, die man im ganzen Körper spüren kann. Diese kann man im Alltag überall finden, man muss sie allerdings bewusst wahrnehmen.

  • Die Summer all dieser Glücksmomente macht den Grad des Glücklich Seins aus. Und diese Glücksmomente sind nicht vergänglich, man kann immer wieder darin eintauchen.

  • Glückliche Menschen sind gesünder.

GEKÜRZTE ZUSAMMENFASSUNG VON UNSEREM GESPRÄCH

WIR BEGINNEN MIT DEM THEMA PENSION

Marcel: Die Pension ist ein Thema mit dem man sich nicht früh genug beschäftigen kann: In jungen Jahren träumen wir oft davon, dann endlich nichts mehr zu tun zu haben. Aber wenn es soweit ist, tappen viele in die Pensionsfalle, in den sogenannten Pensionsschock und vom Glück ist dann nicht mehr viel zu spüren. Ich nehme einmal an, dass Du Helga, keinen Pensionsschock erlitten hast!

Helga: Oh doch! Ich habe gedacht, ich bin vorbereitet und weiß genau was ich machen werde, denn bereits 10 Jahre vor der Pension habe ich begonnen mich mit dem Thema generell und aus energetischer Sicht auseinanderzusetzen. Aber wenn es wirklich soweit ist, wenn die Pension da ist, dann fühlt es sich manches anders an als geplant. Also Vorbereitung ist gut und ebenso wichtig ist es sich die Zeit zu geben, in diesen neuen Lebensabschnitt hinein zu wachsen.

Kann es einen überfordern, wenn man herausfindet: Jetzt habe ich jeden Tag frei?

Es war teilweise überwältigend zu erkennen, dass ich ab jetzt jeden Tag frei habe. Dieses Gefühl der Selbstbestimmung, dieses Gefühl der unendlichen Freiheit war anfangs wie ein langer Urlaub und später fast belastend, denn dann musst Du beginnen dich selbst zu organisieren. Vor allem musst du überlegen: Wie will ich denn die nächsten 20-40 Jahre Leben? Deshalb habe ich begonnen, mein Buch WAS MACHST DU JETZT? zu schreiben, in dem ich die Glücksmoment und auch die Durchhänger sowie Gedanken, was es in diesem Lebensabschnitt Neues braucht, festgehalten habe.

Was sind so die wichtigsten Tipps die Du in deinem Buch gibst?

Der erste wichtige Tipp ist, sich das erste halbe Jahr zur Orientierung zu gönnen. In dieser Zeit empfehle ich auch die 5 Säulen für ein strahlendes Alter GESUNDHEIT-SINN-LIEBE-VERGNÜGEN-RESSOURCEN heranzunehmen und zu schauen, welchen Themen muss ich mich widmen, um all diese Säulen in Balance zu bringen.

Ist es leichter die 5 Säulen in Balance zu bringen, wenn man mehr Zeit hat oder ist es schwieriger geworden?

Es ist einerseits leichter, aber andererseits erfordert es auch Disziplin. Die Versuchung ist groß sich entweder einfach treiben zu lassen oder sich sofort nach Pensionsantritt eine neue Aufgabe zu suchen, die einen wieder völlig ausfüllt und man hat immer etwas zu tun. Daher scheint es mir wichtig, wirklich Zeit für die persönlichen Entwicklung und Ausrichtung auf den neuen Lebensabschnitt – die Balance aller 5 Säulen – einzuplanen und sich die Zeit dafür auch wirklich zu nehmen.

UND NUN ZUM THEMA GLÜCK IM ALTER

Was bedeutet für dich, Helga, das Glück?

Glück sind für mich bewusste Momente größter Freunde; wobei das Bewusstsein eine zentrale Rolle spielt. Man muss diese Momente schon auch suchen und vor allem zulassen. Man muss achtsam damit umgehen und sie haben wollen. Für mich ist Glück ein Ganzkörpergefühl. Zum Thema Glück gibt es Redewendungen, die dieses Körpergefühl sehr gut ausdrücken, wie: „Mir geht das Herz auf“ oder „Ich könnte die Welt umarmen“ oder „Ich könnte springen vor Glück“.  

Verschiebt sich das Glücksempfinden mit zunehmenden Alter?

 Ja, ich denke das tut es. Da gibt es etwa die U-Kurve des Glücks, die beschreibt, dass man als Kind sehr viel Glück empfindet, dass das subjektive Glücksgefühl in den mittleren Jahren eher unten ist und mit steigendem Alter wieder zunimmt. Wobei nicht nur das Alter alleine dafür verantwortlich ist, sondern die Persönlichkeit und emotionale Stabilität. Auch Weitblick und Humor spielen eine wichtige Rolle.

Ich glaube, dass in der Mitte des Lebens viele das Glück in Zusammenhang mit den großen Erlebnissen sehen, wie berufliche Erfolge, familiäre Ereignisse, Urlaube etc. Mit steigenden Alter kommt eine neue Glücksebene dazu und das sind die alltäglichen Glücksmomente.

Auch in der Glücksforschung sagt man, ältere Menschen sind deshalb glücklicher oder zufriedener, weil irgendwann die Vergänglichkeit oder die Endlichkeit des Lebens bewusst wird, so dass man dann auf andere Dinge setzt.

Das kann gut sein. Meine Schwiegermutter ist dieses Jahr 99 geworden. In den letzten Monaten war sie nicht mehr mobil, aber sie hat mir immer wieder erzählt: „Jeden Tag, wenn ich die Augen aufmache, freue ich mich auf diesen Tag.“ Und sie hat sich an ganz kleinen Dingen unglaublich erfreuen können. Im Alter hast du ein anderes Wirkungsfeld und ich glaube, man kann sich das als junger oder jüngerer Mensch nicht vorstellen, dass diese Kleinigkeiten zum Glück ausreichen.

Wie wichtig ist denn Liebe, ein Partner oder eine Partnerin für das Glück im Alter?

Es gibt viele Forschungsarbeiten, die zeigen, dass eine gute Beziehung gesünder macht und man länger lebt. Aber an dieser Beziehung muss man natürlich auch arbeiten, sie ist kein Selbstläufer und man hat auch ganz vieles einzubringen Ich bin überzeugt davon, eine gute Beziehung macht glücklich. Und zu zweit ist einfach vieles leichter, ganz besonders, wenn man älter wird.

Was ist mit Kindern, welche Rolle spielen sie in Bezug auf Glück?  

Ich habe viel darüber nachgedacht, was mein Part ist, und was ich machen kann, dass die Beziehung zu meinem Sohn auch im Alter voll Glück ist. Ich glaube es wird schwierig, wenn man sich zu sehr über die Kinder definiert und ganz besonders, wenn man das eigene Glück von ihrem Verhalten abhängig macht. Wenn bestimmte Erwartungen, etwa, dass sie zu Besuch kommen, sich kümmern, eine bestimmte Rolle spielen, etc., nicht erfüllt werden, kann viel Frustration auf beiden Seiten entstehen. Wenn man das eigene Glück von diesen Erwartungen abhängig macht, ist das sowohl für die Kinder, als auch für einen selbst eine immense Belastung. Ich glaube, das größte Geschenk, das wir unseren Kinder machen können ist, dass wir selbst glücklich sind und wir sie ihr eigenes Glück finden lassen. Aber natürlich macht es mich glücklich, wenn wir zusammen sind und vor allem, sie bringen immer so viel frische Energie in mein Leben.

Wie wichtig ist es, dass man auch im Alter Neues erlebt und sich ausprobiert?

Das ist tatsächlich ein sehr wichtiger Punkt. Und: für Neues ist man nie zu alt! Von Gerald Hüther (Neurowissenschaftler) gibt es viele Studien dazu und er meint, Begeisterung ist der Dünger für das Gehirn. Sie macht uns lebendig und jung. Diese Begeisterung bekommt man auch aus Neuem. Genau darum habe ich vor einem Jahr beschlossen auf einem Biobauernhof mitzuhelfen. Ich wollte in eine Welt eintauchen, die mir, als Schreibtischtäterin, völlig neu ist. Ich kann Dir sagen, auf einem Traktoranhänger zu sitzen, der voll mit roten Rüben ist, die wir gerade geerntet haben und durch das Dorf zu fahren, das war ein echtes Glücksgefühl für mich.

Auch mir scheint es wichtiger, dass wir glückliche Momente im Alltag schaffen, als dass wir lange Glücksstrecken anstreben, denn das funktioniert meistens nicht. Wenn dich viele kleine Dinge glücklich machen, dann erfährst du auch mehr Glück.

Ja, für mich ist es die Summe aller Glücksmomente, die das Maß an Lebenszufriedenheit ausmacht.

Sind glückliche Menschen auch gesünder?

Ganz sicher. Mit einem Blick in die Energetik kann ich sagen, dass die negativen Emotionen die Meridiane blockieren und damit den Energiefluss im Köper. Wenn das lange anhält, wirkt es sich auf den Körper aus. Der kann mit Veränderungen bis hin zu Symptomen reagieren. Im Gegensatz dazu fördern positive Emotionen, also Freude und Glück, den Energiefluss.

Außerdem macht es robuster gegenüber Problemen, wenn man eine positive Grundeinstellung hat. Aus dieser Haltung kann man nämlich mit Problemen besser umgehen, vor allem auch in Zeiten wie diesen, in denen Krisen unser Leben immer wieder bestimmen. Unser Leben verläuft ja in Wellen: mal schöner und manchmal weniger schön. Die Frage ist nur, wie lange bleibt man in weniger Schönem hängen und wie kommt man da wieder heraus? Es gibt viele Möglichkeiten Zufriedenheit mit dem eigenen Leben zu finden, z.B. indem man alte „Baustellen“ und Konflikte auflöst.

Ist das Glück vergänglich?

Der Glücksmoment als solcher und das besondere Körpergefühl, ebben nach einiger Zeit ab. Aber das Bild und die dazugehörende Emotion sind in uns abgespeichert und man kann jederzeit wieder eintauchen und dieses Gefühl hochfahren. So gesehen ist das Glück nicht vergänglich.

Welche Tipps hast du für Menschen, die im Moment gerade nicht so glücklich sind?

Ja, selbstverständlich kenne ich auch solche Situationen, in denen es sehr schwer bis unmöglich war, Glücksmomente zu finden. Und genau dann hilft es, wenn man früher schon Glücksmomente abgespeichert hat, um sie dann bewusst hervorzuholen. Diese Glücksmomente sind das Zeugnis dafür, dass es immer wieder gute Zeiten gibt, das berühmte “Licht am Ende des Tunnels”.

Liebe, Helga, vielen Dank für das Gespräch!

Und was Marcel zum Thema Glück sagt, findet ihr im letzten Blog Was ist Glück

Herzlichst
Helga

Was ist Glück? - Interview mit Glückscoach Marcel Schachinger

Glücklich sein, ein glückliches Leben führen und Glück haben – wer will das nicht? Aber Glück zeigt sich nicht immer in unserem Leben. Manche Menschen scheinen es quasi gepachtet zu haben, während andere sich damit schwer tun. Ich hatte heute das Glück mit Glückscoach Marcel Schachinger genau diesen Fragen nachzugehen und mit ihm darüber zu sprechen, wie man mehr davon ins eigenen Leben bringen kann, denn für Glück ist man nie zu alt!

Take Away

  • Erfahre „Wie man das Glück anzieht“.

  • Glück in schwierigen Zeiten findet man durch bewusste Auszeit und die volle Konzentration auf das, was einem gerade gut tut.

  • In der Natur sein hilft uns beim Glücklich sein.

 

Foto Marcel Schachinger

 

Lieber Marcel, was ist Glück für Dich und wie definierst Du Glück?

Marcel: Es gibt für mich zwei Arten von Glück: das eine Glück erlebt man unmittelbar, etwa, wenn man etwas gewinnt oder wenn gerade eine Idee aufgeht. Ich nenne das das schnelle Glück. Das zweite Glück ist Ausgeglichenheit und Zufriedenheit und das versuche ich sowohl in meinem Leben zu integrieren und es ist der Fokus für mein Glückscoaching. Mein Ansatz ist, wenn du Ausgeglichenheit und Zufriedenheit in deinem Leben ausbaust, dann hast du automatisch Glück.

Wie passen Lebensfreude und Glück zusammen?

Die gehören definitiv zusammen! Lebensfreude ist aber auch etwas an dem man arbeiten muss. Das ist nicht etwas was man als permanent und selbstverständlich erachten kann. Ich glaube man kann Lebensfreude dann erhöhen, wenn man sich mit Menschen umgibt, die einem gut tun und sich von Menschen fernhält, die wie Energieräuber auf einen wirken. Ich selbst habe in meinem Freundeskreis einige sehr konsequente Trennungen vorgenommen. Es kann ja sein, dass man sich auseinanderlebt oder verschiedene Wege geht und man nicht mehr zusammenpasst. Das kann natürlich auch mit einem Partner passieren. In so einem Fall muss man den richtigen Moment, den Mut und die Konsequenz finden, das anzusprechen und schließlich getrennte Wege gehen. Solche Zäsuren in einer Partnerschaft oder in einer Freundschaft sind nie leicht, können aber für das eigenen Lebensglück notwendig sein.

Außerdem glaube ich, dass man in den verschiedensten Bereichen des Lebens einen Sinn finden muss. Wenn dir etwa deine Arbeit keinen Sinn mehr gibt oder nicht erfüllend ist, dann verliert man das Lebensglück. Man verliert die Freude daran und damit geht die Lebensglückskurve hinunter. Daher ist es essentiell, dass man sowohl privat als auch beruflich Dinge macht, die Sinn ergeben. Denn dieses Gesamtbild ergibt schließlich den Sinn im Leben.

Wie bist du auf das Thema Glück gekommen und Glückscoach geworden?

Ich bin seit über 20 Jahren in den Medien, also beim Radio und im Fernsehen, tätig. In den letzten 12 Jahren habe ich Nachrichten gemacht. Dieses Nachrichtengeschäft ist unglaublich anstrengend. Es ist enorm schnell und zusätzlich sind Nachrichten fast immer negativ. All das laugt aus und macht einen auf Dauer kaputt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir dieser Job zu viel Energie raubt und ich habe beschlossen etwas zu machen, womit ich glücklich bin. Ich habe immer schon Leute in Moderation unterrichtet, aber Menschen zu motivieren, das liebe ich. Es bedeutet mir viel, meinen Klienten andere Blickwinkel zu eröffnen, andere Möglichkeiten aufzuzeigen, ganz besonders, wenn sie sich in einer Krise oder schwierigen Situationen befinden. Nach dem Mentaltraining habe ich meine Basis in der Lebens- und Sozialberatung gefunden, dem psychologischen Coaching und ganz besonders in der Existenzanalyse. Da gibt es spannende Methoden die Menschen helfen auf den richtigen Weg zu helfen und wie man das Glück bewusst herbeirufen kann.

Wie kann man denn das Glück anziehen?

Ich glaube nicht dass man Glück erzwingen kann, das funktioniert nicht. Aber man kann natürlich glückliche Momente schaffen. Das kann man immer, in jeder Lebensphase und in jedem Lebensalter.

So ein Glücksmoment ist für mich zum Beispiel, wenn ich abends meine Lieblingsmusik spiele und mir Zeit zum Zuhören nehme. Oder man schaut ein Fotoalbum durch und erinnert sich an schöne Momente im letzten Urlaub oder in einer sonstigen Situation. Wir können also Glück herbeirufen, aber zwanghaft daran festhalten, das geht nicht.

Es gibt doch auch Lebenszeiten, wo alles schwierig und düster scheint, Was empfiehlst Du da?

Ja, natürlich, solche Zeiten gibt es immer wieder. Um diese gut zu überstehen ist es wichtig, dass man auf 3 Säulen bauen kann und die sollten bereits vorher solide sein, damit sie funktionieren, bevor man in eine persönliche Krise schlittert.

  1. Gib deinem Leben Struktur

  2. Mach Ordnung in deinem zu Hause und in deinem Leben

  3. Umgib Dich mit Menschen, die dir guttun.

Diese Säulen sind auch deshalb wichtig, dass man etwas hat, worauf man sich stützen kann, wenn man wirklich in eine Krise stürzt. Wenn man zum Beispiel völlig unerwartet verlassen wir, eine Krankheit diagnostiziert wird oder der Partner Probleme hat.

In solchen Zeiten ist es ganz wichtig, sich immer wieder auf den Moment zu konzentrieren, aus der aktuellen Situation „auszusteigen“ und sich zu fragen:

Was tut mir jetzt in diesem Moment gerade gut?

Das können ganz kleine Tätigkeiten sein; ein gutes Essen, im Wald spazieren gehen, jemanden treffen. Um das zu finden müssen wir vielleicht etwas genauer hinschauen, weil wir genau das oft im Trubel des Lebens verlernt haben.

Ich habe mich in den letzten Jahren viel mit Glück und der Glücksforschung auseinandergesetzt und bin draufgekommen, dass alleine das in der Natur sein extrem wichtig für uns ist. Nicht umsonst heißt es, dass der „grüne Therapeut“ Wald den Menschen besonders gut tut. Ich war immer schon gerne in der Natur, aber jetzt mache ich das viel bewusster und spüre wie es mir gut tut im Wald oder am Wasser unterwegs zu sein. Naturverbundenheit ist ein wichtiger Bestand unseres Lebens und besonders in schwierigen Zeiten sollten wir uns nicht zurückziehen, sondern auch hinausgehen. Ein weiterer Wohlfühlfaktor ist natürlich. sich mit Menschen zu treffen, die einen verstehen.

Wie geht man am besten iMt schwierigen Veränderungen am?

In der Pension und im Alter kommen viele Veränderungen auf uns zu. Diese können größer oder kleiner sein, sie können aus dem heiteren Himmel kommen und einem dem Boden wegziehen. Wie geht man am besten damit um, um wieder Glück zu finden?

Akzeptanz ist enorm wichtig. Das bedeutet nicht, dass man alles gutheißen soll, aber es ist wichtig zu akzeptieren, dass es jetzt anders ist. Man kann auch akzeptieren, dass etwas gerade richtig beschissen ist. Nur, wenn man ewig an dem Alten, was nicht mehr ist oder was man verloren hat, hängt, macht es einen auf Dauer unglücklich. Und hindert daran, weiterzugehen und Neues zuzulassen. Wenn man nur am Alten, Vergangenen hängt, kann man nicht glücklich sein. Wohl aber kann man sich das Schöne, das man erlebt hat, immer wieder vor Augen führen. Das ist ja nie weg.

Und dann sollte man sich erinnern an die Liebe, die man erfahren hat. Wir neigen oft, etwa nach Trennungen, alles schlechtzureden. Aber da war doch auch viel Gutes, auf das man sich besinnen kann. Oft versucht man mit dem Schlechtreden die Situation zu bewältigen, aber im Grund zögert man das Leiden nur hinaus.

Zum Schluss möchte ich Dich als Glückscoach noch fragen, was findest Du an alten Leuten spannend?

Ich finde ihre Geschichten spannend. Die Geschichten, die sie erzählen können. Manchmal heißt es, man soll Respekt vor dem Alter haben, aber ich finde, Respekt verdient man nicht alleine durch Alter, da gehört mehr dazu. Aber die Weisheit, die Gelassenheit, wenn ältere Menschen auf ihr Leben zurückblicken, das finde ich spannend und davor habe ich Respekt. Davon kann man auch viel lernen. Vor allem, sich nicht auf jede Kleinigkeit versteifen, sondern großzügiger zu sein.

Dazu fallen mir drei Aussagen ein, die Hundertjährige auszeichnen

  1. Sie sehen das Glas zumindest immer halbvoll.

  2. Sie sind Meister des Loslassen und können und wollen sich immer wieder auf Neues einlassen.

  3. Sie sind dankbar für alle Segnungen und akzeptieren zugleich die Herausforderungen des Lebens!

Das sind doch drei wichtige Eigenschaften, um bis in höchste Alter glücklich zu sein!

Lieber Marcel, ich danke Dir für unser Gespräch und Deine Anregungen und Einblicke ins Glück.

Herzlichst
Helga