Ernährung

Comfort Food gehört auch dazu!

MEIN PLÄDOYER FÜR COMFORT FOOD

Comfort Food oder Wohlfühlessen ist besonders nach den Pandemiejahren stark in Verruf geraten, weil es als Trostspender übermäßig konsumiert wurde. Die fast immer kalorienreichen, oft süßen und fettigen Speisen jagen die Kilos hinauf, hinterlassen ein schlechtes Gewissen und passen überhaupt nicht in einen gesundheitsbezogenen Ernährungsplan.

Für mich ist es aber das, was es sein soll, nämlich pures Vergnügen! Es ist ein Wohlfühlessen, mit Liebe zubereitet, das man sich bewusst und sparsam gönnt, weil es Spaß macht und für ein inneres Lächeln sorgt. Es ist ein einfaches Vergnügen, das unseren Geruchs- und Geschmackssinn anregt, die beide wichtig für positive Emotionen sind. Daher finde ich, es gehört von Zeit zu Zeit in unser Leben!

Take away:

  • Gönn‘ dir manchmal bewusst (nicht aus Frust oder ähnlichem) eines deiner ganz speziellen Lieblingsessen und schwelge in dem Potpourri von guten Gefühlen.

  • Comfort Food ist fast immer einfach, authentisch und leicht selber zu machen. Aber noch schöner ist es, wenn wir es mit Liebe serviert bekommen.

  • Versuche nie negative Emotionen mit Essen zu verscheuchen. Das funktioniert nicht. Dafür gibt es andere gute Methoden (z.B. Stress Release mit Tapping oder mit deinem Soundtrack).

 

Foto: Robert Pražak

 

DAS KLEINE, EINFACHE VERGNÜGEN

Vor kurzem ist uns etwas Reis vom Vortag übriggeblieben und mein Mann machte spontan dazu eine einfache Tomatensoße mit viel Butter darin[i]. Reis mit Paradeissoße, wie man in Wien sagt. Schon beim ersten Löffel breitet sich bei uns beiden ein wohliges inneres Lächeln aus, das mit jedem Bissen mehr wird. Völlig unabhängig voneinander stellen wir fest: „Es schmeckt wie in unserer Kindheit!“

Wir kochen beide ausgesprochen gerne und gut, auch raffiniert und probieren vieles aus, aber kaum ein Gericht hat uns in letzter Zeit so beglückt. Wie einfach es doch ist, auf diese Art pures Vergnügen in den Alltag zu zaubern.

Dieses Erlebnis gehört für mich in die Kategorie Comfort Food oder Wohlfühlessen. Und ich möchte in diesem Post dem nachgehen, was es ausmacht und auch, was es nicht sein soll! Außerdem kommt jetzt die kalte Jahreszeit, in der man sich gerne zu Hause zurückzieht und sich Zeit für solche kleinen, warmen Vergnügen nehmen kann.

COMFORT FOOD HAT HEUTE KEINEN GUTEN RUF

Der Begriff Comfort Food – Wohlfühlessen - ist noch gar nicht so alt. Erwähnt wurde er das erste Mal 1966, als eine Zeitung in Kalifornien darüber schrieb, dass Erwachsene unter Stress zu Nahrungsmitteln greifen, die an ihre Kindheit erinnern und ein wohliges Gefühl auslösen.

Dieses Gefühl hat allerdings seinen Preis, denn zumeist sind es Gerichte mit viel Zucker, Kohlenhydraten und Fetten und in Summe daher mit vielen Kalorien. Alles Dinge, die unserer modernen Ernährungsidee und auch den Gesundheitsbedürfnissen widersprechen. Wenn Du daher nach Comfort Food auf Suche gehst, überhäufen dich Artikel, die davor warnen. Andererseits preist die Lebensmittelindustrie jede Menge Fertigfutter an, das genau dieses Wohlgefühl bieten sollen. Und natürlich gibt es unzählige Kochbücher und Rezepte im Internet zu diesem Thema.

Comfort Food wird oft auch als Trostessen bezeichnet und im Zusammenhang mit „Emotionalem Essen“ genannt, also Essen um sich besser zu fühlen. Dazu zählt, dass man sich aus Gewohnheit z.B. Schokolade, Knabbergebäck, Fast Food oder sonst leicht verfügbares, kalorienreiches Futter hineinzieht (nicht nur ein Stück, sondern gleich die ganze Packung!), weil man frustriert ist, Stress hat, traurig ist, sich einsam fühlt oder sich belohnen möchte. Ja, dann hängen sich Kilos um Kilos an und sind nur mehr sehr schwer wegzubekommen. Ganz besonders wenn man älter wird, scheinen diese Kilos noch deutlich zäher zu kleben. Die anfänglich positive, emotionale Wirkung hält leider nur kurz an und hinterher bleibt auch noch das schlechte Gewissen.

Es ist sicher keine gute Idee Comfort Food z.B. aus der Packung als Stimmungsaufheller heranzuziehen. Dafür gibt es bessere Methoden, zum Beispiel, wenn du dir deine Playliste mit Songs auflegst, die dich aus dieser Stimmung herausführen (siehe dazu The Soundtrack of My Life). Vor kurzem hat mir eine Klientin erzählt, dass sie ihre Naschereien völlig aufgeben hat, als ihr nach unserem Coaching klar wurde, dass es nur darum ging, sich selbst zu belohnen. Allein der Gedanke „ich will mich ja nur belohnen, das kann ich doch anders auch“ reicht schon aus, dass sie heute nicht mehr zu den einfachen Verführern wie Schokolade oder Keksen greift. Sie hat so nachhaltig und ohne Diät viele Kilos abgenommen.

Wenn wir strahlend alt werden wollen, dann spielt Ernährung eine wirklich große Rolle. Einiges dazu findet ihr auch in meinen beiden Posts Essen im Alter- eine Love Story und Ernährung im Alter – worauf es ankommt . Für gesundes Essen bin ich jederzeit zu begeistern. Aber müssen wir denn alles andere ins Eck verbannen, nur weil man damit Missbrauch treiben kann? Ist es nicht mit allen Dingen so, dass sie schädlich werden können, wenn man sie exzessiv konsumiert? Daher möchte ich jetzt die Dinge hervorheben, die Comfort Food für uns im Alter so schön und, ich denke auch, wichtig machen.

COMFORT FOOD BEWUSST WÄHLEN

Das Zauberwort heißt bewusst! In dem Moment, in dem man kein emotionales Bedürfnis überdecken möchte, sondern ganz im Gegenteil sehr bewusst ein Geschmackserlebnis zulässt, das einen mit schönen Emotionen verbindet, wird Comfort Food zum Glück. Und dass Glück einerseits Entscheidung ist und andererseits mit Achtsamkeit zu tun hat, habe ich euch schon erzählt (Wie werde ich im Alter glücklich). Dass man natürlich nur jenes Comfort Food wählt, das man auch unter medizinischen Aspekten verträgt, versteht sich von selbst!

Kein anderer Sinneseindruck ist mit so vielen Gefühlen und Emotionen verbunden, wie das Geruchserlebnis und das spielt auch beim „schmeckt gut“ eine entscheidende Rolle. Nur ein kleiner Teil des Geschmacks entsteht auf der Zunge. Wir können über den Geruchssinn rund 10.000 verschiedene Gerüche unterscheiden und damit Erinnerungen und Eindrücke verbinden. Mit unserer Zunge hingegen nehmen wir gerade einmal 5 Geschmacksrichtungen wahr: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Der Geruch hat zudem die Eigenschaft, dass er ungefiltert im limbischen System des Gehirns ankommt, noch bevor wir ihn rational erfassen können. Es werden so automatisch emotionale, manchmal auch nostalgische, Erinnerungen und Assoziationen hochgefahren. Ganz ohne unser logisches Zutun.

DEN GESCHMACKS- & GERUCHSSINN ERHALTEN

Im Alter schwächen sich unsere Sinne ab. Daher tragen viele Senioren eine Weitsichtigkeits-Brille oder haben Hörgeräte. Aber bei Geschmack und Geruch finden sich viele mit dieser Veränderung einfach ab oder verwenden Geschmacksverstärker. Deshalb salzen manche Senioren viel mehr oder sie beklagen sich, dass „das alles nicht mehr so schmeckt, wie früher“. Es wird geschätzt, dass in unserer westlichen Welt 60% der 65-80-jährigen und sogar über 75% der über 80-jährigen an Riechstörungen leiden bzw. Gerüche schlechter verarbeiten können. Wenn ich so etwas lese, dann frage ich mich immer, müssen wir uns damit zufriedengeben oder können wir etwas tun, um uns diese Sinneswelt besser zu erhalten?

Die Antwort ist ja, man kann diese Sinne bis ins hohe Alter trainieren und immer wieder die Wahrnehmung schärfen. Es wirkt auch besonders gut, wenn man für eine gewisse Zeit eine Art Abstinenz einlegt, also z.B. alles Süße weglässt, starken Geschmack oder Geruch vermeidet. Danach „explodieren“ die Eindrücke förmlich wieder. Jeder, der schon einmal eine Nulldiät gemacht hat, kennt das. Genauso ist es mit dem Comfort Food, achtsam und sparsam genossen trainieren wir damit unsere Sinne.

Denkt aber bitte unbedingt auch daran, dass zu große Erwartungshaltungen, die ihr mit einem bestimmten Essen verbindet, leicht zu Enttäuschungen führen können. Denn wir ändern uns im Laufe der Zeit, der Kontext ändert sich ebenso wie die Rahmenbedingungen und manchmal auch die Qualität der Lebensmittel. Also geht es locker an und lasst euch immer überraschen.  

WENN ICH DAS ESSE, IST DIE WELT IN ORDNUNG

In einigen Gesprächen mit meiner Schwägerin Evelyn hat sich herausgestellt, dass auch innerhalb von Familien und Geschwistern die Vorlieben völlig unterschiedlich sind. Was die einen lieben, lehnen die anderen zum Teil vehement ab. Da gibt es die Liebhaber von Grießkoch und Milchreis oder auch die „Kartoffelfraktion“ von Kartoffelpüree, Kartoffeln mit Butter bis zu Dillkartoffeln. Beim Auflisten kamen wir auch auf Haferflockensuppe mit Rahm, Spinat-Palatschinken[ii], Frittatensuppe oder Erbswurst-Suppe (kennt ihr die noch? Die gab es früher auf jeder Schihütte. Allerdings mache ich sie heute lieber aus Tiefkühl-Erbsen und nicht aus dem gepressten und getrockneten Erbsenmehl).

Bei all diesen Gerichten, mit denen wir uns selbst und unseren Lieben eine echte Freude bereiten können, fällt uns auf, dass sie einfach, ja fast simpel, authentisch und leicht zu machen sind. Vielleicht ist es gerade das Einfache, das uns so bezaubert, nachdem unser ganzes Leben so komplex und raffiniert geworden ist. Zusätzlich werden diese Gerichte mit besonderer LIEBE zubereitet. Wir können uns selbst und den anderen über diesen Weg ganz leicht Liebe schenken! Wie wär´s daher mit einer Comfy-Food-Einladung für Freunde oder Familie?

Und weil „Ausnahmen die Regel bestätigen“: es müssen nicht immer Kindheitserinnerungen und einfache Gerichte sein, die unser Herz erfreuen. Für meinen Schwager gehört z.B. Hummercremesuppe dazu, ein wahrer Luxus, den er sich nach seinem ersten, wirklich großen beruflichen Erfolg geleistet hat. Heute darf sie für ihn auch gelegentlich aus der Dose kommen und verfehlt nie die Wirkung: eine glückliche Erinnerung!

Für mich haben all diese Speisen eines gemeinsam, sie entlocken uns ein Ahh, ein Mmm und dieses oben zitierte innere Lächeln. Mehr braucht´s auch nicht!

Für einen Moment treten Hektik und mögliche Probleme in den Hintergrund und wir sind ganz bei uns. Genau deshalb gehört Comfort Food zum strahlenden Alter!

Herzlichst
Helga

[i]  Ich verrate ich euch noch das Rezept der herrlichen Butter-Tomatensoße, die Robert zubereitet hat. Für diese Tomatensauce brauchst du nur 2 Zutaten, viel Liebe und Zeit. Sie ist an Einfachheit kaum zu überbieten. Du nimmst 400 g Tomaten (z.B. passiert oder aus der Dose), 6 EL Butter (ca. 60 g), eine Prise Zucker und 1 TL Salz. Alles zusammen lässt du mindestens 30 Minuten ganz leicht köcheln, damit sich die Aromen und die Konsistenz entwickeln können.

[ii] Palatschinken sind österreichische, dünne Pfannkuchen; Frittaten sind die daraus in feine Streifen geschnittene Suppeneinlage.

Ernährung im Alter - worauf es ankommt!

Älter werden ist ein aufregender Prozess in dem auch Ernährung eine zentrale Rolle spielt um sich vital und glücklich zu fühlen. Daher möchte ich Euch heute, nach meinem Post Essen im Alter- eine Lovestory, auch das Video über das Gespräch mit meiner Freundin und Ernährungsexpertin Alina Leitinger zeigen, in dem Ihr viele Tipps dazu findet.

Take away

  • Sei dir immer bewusst: Alles, was wir essen hat eine Auswirkung! Und der Körper muss mit jedem Bissen zurecht kommen!

  • Iss nicht nur mit dem Kopf! Man kann auch das Essen virtuell probieren und dabei spüren, wie der Körper darauf reagiert. Stell Dir z.B. vor, Du würdest gerne eine Eierspeise oder eine Leberkässemmel essen und fragst den Körper, was er dazu meint. Mit ein bisschen Übung bekommst Du ganz klare Ja- oder Nein-Antworten.

  • Hör dem Körper mehr zu und akzeptiere, dass sich etwas ändert. Sieh es nicht als Verzicht, wenn Du etwas nicht mehr verträgst, sondern probiere neugierig aus, was Dir jetzt gut tut.

  • Der Grundumsatz sinkt mit jeder Lebens-Dekade und wir brauchen immer weniger Kalorien, aber dafür mehr Nährstoffe, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, gesunde Fette, wie Omega-3 Fettsäuren etc. damit die Zellen optimal arbeiten und repariert werden können. Daher sind einige Nahrungsergänzungsmittel nicht nur „nice to have“, sondern essentiell.

  • Wenn man die Ernährungsgewohnheiten über die Jahre beibehält, setzen sich unweigerlich mehr Kilos an.

  • Mit Liebe kochen und mit Freude essen ist die Basis für jede gute Ernährung. Diese Schwingungen übertragen sich auf das Essen und Liebe geht dann, nicht nur sprichwörtlich, durch den Magen.

  • Außerdem bereitet sich der Körper beim Kochen auf die Verdauung vor. Wenn man hingegen Fast Food oder To-Go-Food isst, braucht man mehr, um ein Sättigungsgefühl zu bekommen und isst so automatisch mehr.

  • Ernährungsberatung ist nicht nur zum Abnehmen sinnvoll, sondern immer, wenn sich etwas nicht stimmig anfühlt.

  • Und wenn man sich unsicher ist, EnergetikerInnen können mit kinesiologischen Test oder z.B. dem Tensor aktuelle Verträglichkeiten von Lebensmitteln austesten.

 
 

Hier zusammengefasst die 5 wichtigsten Tipps von Alina für Ernährung, wenn man älter wird:

  1. Das Essen soll so natürlich wie möglich sein und so wenig Zusatzstoffe wie möglich enthalten, weil die Zellen „sensibler“ werden.

  2. Dein Essen soll so bunt wie ein Regenbogen sein! Und schau auch, dass die Zusammensetzung vielfältig ist.

  3. Einige Nahrungsergänzungsmittel sind praktisch unverzichtbar, weil sie einerseits in der normalen Nahrung nicht ausreichend enthalten sind (z.B. Omega-3 Fettsäuren) und andererseits der Bedarf an Nährstoffen und Mineralstoffen steigt, während man generell weniger Nahrung braucht.

  4. Hör auf Deinen Körper! Er zeigt sowieso an, was er gut verträgt und was nicht.

  5. Führe ein Ernährungstagebuch und notiere über einen Zeitraum: Wie fühle ich mich nach welchen Lebensmitteln? oder Wie, wann und warum esse ich was?

Wenn Ihr Fragen zum Thema Ernährung habt, schreibt diese bitte in den Kommentar, wir werden sie gerne beantworten.

Herzlichst
Helga

ANTWORTE AUF EURE FRAGEN

Ihr Lieben, inzwischen sind einige Fragen zu mir gekommen, die Alina für Euch mit dem folgenden Video beantwortet. Es geht um Unverträglichkeiten, Laktoseintoleranz und Heißhunger vor dem Schlafen gehen.

 
 

Essen im Alter - eine Lovestory

Nachdem ich zu einem Interview über Essen und Ernährung im Alter von meiner Freundin und Ernährungsexpertin Alina Leitinger eingeladen wurde, habe ich mich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt. Die interessantesten Gedanken, die sich daraus ergeben haben, möchte ich Euch in diesem Post weitergeben, weil Essen das A&O für ein gutes Leben ist und wir täglich jede Menge Entscheidungen dazu treffen. Und weil sich im Alter doch einiges verändert.

Es geht mir aber keineswegs um Ernährungskonzepte, Rezepte & Co, denn die findet man in Massen, sondern vielmehr darum, warum und wie Ernährung ab 60 zu einer echten Love-Story wird.

Take away

  • Mit 65 sollten wir „einen Hamburger“ täglich weniger essen, aber dafür mehr Nährstoffe: wie geht das?

  • Wenn man manches nicht mehr verträgt, ist das ein Anlass, kreativ Neues auszuprobieren.

  • Speisen transportieren Schwingungen – daher koch und iss mit Liebe!

 

Foto: Robert Pražak

 

BEIM ESSEN IST JEDER SEIN EIGENER EXPERTE

Im Vorfeld habe ich mit vielen Freunden und Alina darüber gesprochen, was sich an der Ernährung mit steigendem Alter verändert und worauf man achten sollte. Dabei hat sich eines sehr deutlich gezeigt: Jeder und jede ist anders! Wie groß die Unterschiede sind merkt man ganz besonders bei Einladungen, wenn man nachfragt wer was verträgt oder auch nicht. Und natürlich spielen auch Krankheiten, und dadurch erforderliche Diäten, eine größere Rolle als früher.

Die individuellen Bedürfnisse sind auch verständlich, denn jeder konditioniert den eigenen Körper über Jahrzehnte durch Essen, Gedanken, Glaubenssätze, Emotionen und viele andere äußere Umwelteinflüsse. Dieses Potpourri ist einzigartig und die .Reaktionen darauf kommen mit dem Alter stärker heraus. Natürlich gibt es Grundregeln und wissenschaftliche Ernährungspläne (so einen findet Ihr in den Fußnoten), aber im Grunde genommen ist jeder Experte für sich selber - und das mit jahrzehntelanger Erfahrung.

Daher lasst Euch nicht auf irgendwelche Allgemeinplätze in Magazinen oder im Internet ein, oder was man essen soll oder nicht, sondern findet Eure persönliche Lovestory zwischen Körper und Ernährung und schaut bewusst auf Eure persönlichen Bedürfnisse. Was fühlt sich gut an?

VORLIEBEN UND VERTRÄGLICHKEIT ÄNDERN SICH

Wie haben sich Deine Ernährungsgewohnheiten in den letzten Jahren verändert? Gibt es Lebensmittel, die Du nicht mehr magst oder verträgst? Wie gehst Du damit um?

Ich merke definitiv Veränderungen, während etliche Freunde, mit denen ich gesprochen habe, und teilweise um einiges älter sind als ich, nach wie vor alles essen können. Was ich früher noch locker vertragen habe, selbst Convenience Food, Fertigprodukte, frisches Gebäck oder Fertigkuchen, fühlt sich heute einfach nicht mehr gut an. Mein Verdauungssystem rebelliert zum Teil heftig. Daher habe ich mir angewöhnt, schon beim Einkaufen darauf zu achten. Wenn ich aus reinem Gusto so eine Packung in die Hand nehme, spüre kurz nach, was mein Körper dazu sagt, bevor sie im Einkaufskorb landet. Und nicht selten lege ich sie zurück! Aber auch frischer Knoblauch oder Zwiebel im Salat sind nicht mehr meines – sondern nur mehr blanchiert.

Das Ganze hat aber auch etwas richtig Gutes: ich koche fast nur mehr frisch und backe sogar manchmal. Während meiner Berufszeit habe ich das sehr selten gemacht. Oft wundere ich mich, wie wenig Aufwand es ist frisch zu kochen. Nockerl zum Beispiel, sind wirklich in wenigen Minuten gemacht, die muss ich nicht fertig kaufen. Früher dachte ich schon beim Lesen des Rezeptes, wie aufwendig das sein muss.

Ohne wirkliche Absicht hat sich mein Fleischkonsum allmählich von selbst reduziert und Gemüse ist die Nummer eins am Speiseplan. Die Möglichkeiten, daraus herrliche Speisen zu kreieren sind heute unendlich. Das war zu unserer Kinderzeit ja überhaupt nicht so. Erinnert Ihr Euch noch, Sellerie und Karotten waren oft nur ausgekochtes Suppengrün und Rote Rüben nur eingelegter Salat! Das Schlimmste für mich war damals „Kochsalat mit Erbsen und Einbrenn“. Vor kurzem habe ich einen Kochsalat am Markt gefunden und mir gedacht, dieses Kindheitstrauma werde ich jetzt ausräumen und habe ihn als in 2 Hälften auf dünnen Zitronenscheiben gebraten! Einfach herrlich! Daran hätte früher niemand gedacht!

So gesehen sind Dinge, die wir nicht mehr so gut vertragen oder mögen auch eine Aufforderung Neues zu erkunden und auszuprobieren. Statt sich zu ärgern oder es zu bedauern, kann man es einfach akzeptieren und dem Einfallsreichtum die Tore öffnen.

 

Mit Alina Leitinger im Gespräch über Essen im Alter- eine Lovestory

 

DIE ZWICKMÜHLE: WENIGER ESSEN ABER GLEICH VIELE ODER MEHR NÄHRSTOFFE!

Nachdem wir im Alter weniger Muskelmasse haben, brauchen wir weniger Kalorien. Das war mir klar, aber wieviel das ist, war mir bisher nicht so klar: mit 65 braucht eine Frau täglich um etwa 300 kcal (also 15%) und ein Mann fast 500 kcal (also ca. 20%) weniger als unsere 25 jährigen Pendants. Das wäre so etwa ein normaler Hamburger für die Dame, respektive ein großer Hamburger für den Herren. Oder eine kleine Mahlzeit. Oder, wohl noch besser, einfach das Naschen reduzieren, denn genau das schlägt am meisten an.

Auch wenn man keine Kalorien zählt, ist weniger essen alles andere als einfach, ganz besonders, wenn man ab der Pension (wie im Homeoffice jetzt auch) viel zu Hause ist und die Kalorien nur so in den (Kühl-)Schränken lauern, um „befreit zu werden“. Mir hat geholfen, radikal vorzugehen und einfach weniger einzukaufen, so dass weniger zu Hause ist. Das Beste ist immer noch keiner Versuchung widerstehen zu müssen. Und wir können jetzt ja viel öfter einkaufen gehen, wenn wir etwas brauchen.

Die beste Möglichkeit um weniger zu essen ist ja hinlänglich bekannt, nur jetzt sollte man es echt auch machen: langsamer essen, länger kauen und wirklich aufzuhören, wenn man satt ist, egal was auf dem Teller ist. Das klingt so leicht, aber da melden sich so viele Prägungen aus der Kindheit und Gewohnheiten aus dem früheren stressigen Alltag. „Alles was auf den Teller kommt wird aufgegessen!“ (kennt Ihr diesen Spruch?) oder hektisches Hinunterschlingen, wenn man nebenbei E-Mails beantwortet. Dieses „neue Essen“ muss man sich erst einmal gönnen und vielleicht sogar neu lernen.

DAS BESTE IST GERADE GUT GENUG!

Unser Körper ist darauf angewiesen, was wir ihm zu essen geben. Denn es sind die Lebensmittel, die den gesamten Stoffwechsel befeuern und das Immunsystem stärken.

Alles, was wir essen das
hat eine unmittelbare  Auswirkung auf den Körper.
Wirklich alles!

Ich bin mir aber nicht sicher, dass wir uns dessen immer bewusst sind. Wie könnte es sonst sein, dass man manchmal so viel Schrott hineinstopft? Dem Körper muten wir damit oft richtig viel zu. Dabei ist er außergewöhnlich robust und hat in den letzten Jahrzehnten vieles verziehen – siehe 50Plus Feiere Deinen Körper! Wenn wir den Körper aber jetzt in seiner Funktion unterstützen wollen, dann heißt es noch bewusster zu essen, denn je!

WO BEKOMME ICH MEHR NÄHRSTOFFE HER?

Weniger essen und mehr Nährstoffe – was für ein Spagat! Alina sagt mir zu diesem Thema, dass die Nährstoffe natürlich von der Auswahl und Qualität der Lebensmittel abhängen, also Gemüse, besonders Bio-Gemüse - hat einfach mehr Vitamine und Mineralstoffe. Aber anderes bleibt trotzdem manchmal auf der Strecke.

 
 

Daher empfiehlt sie sehr individuell zu schauen, was durch Nahrungsergänzungsmittel kompensiert werden kann oder sogar muss. Das erforderliche Maß an OMEGA-3 Fettsäuren deckt man einfach nicht mit Gemüse. Auch Vitamin D, Selen oder Ballaststoffe gehören zu den Klassikern, die für die meisten Menschen im Alter zusätzlich wichtig sind. Aber wie gesagt, wir sind alle unterschiedlich und daher kann man keine Empfehlung „über den Kamm scheren.“ Ich selber nehme seit zwei Jahren regelmäßig OMEGA-3 Fettsäuren und es tut mir in vielerlei Hinsicht gut. Insbesondere haben sich meine Cholesterinwerte signifikant verringert. Ein Besuch bei einer Ernährungsexpertin zahlt sich da definitiv aus.

Alina hat mich besonders darauf hingewiesen, mir wirklich die Nährwerttabellen und Zutatenlisten anzuschauen und Lebensmittel zu wählen, die möglichst wenig Zutaten haben. Das heißt für mich: „geh nie ohne Lesebrille einkaufen“, denn genau das ist meistens unleserlich klein geschrieben ;) 

DEM ESSEN LIEBE UND FREUDE MITGEBEN

Es geht aber nicht nur um die Auswahl hochwertiger Lebensmittel, alleine das Kochen und das Essen sind ein Akt der Liebe für unseren Körper. Beim Kochen und Zubereiten übertragen wir Energie auf die Speisen. Seit den Forschungen von Masaru Emoto (1990) ist bekannt, dass Wasser auf die Schwingungen von Gedanken und Gefühlen reagiert und somit zum Informationsträger wird. Dabei ändert sich natürlich nicht die chemische Zusammensetzung, aber die Form von Clustern, die Wassermoleküle bilden. Nachdem praktisch alle Nahrungsmittel Wasser enthalten und viele sogar über 80 oder 90%, werden sie im wahrsten Sinne zum Überträger von Schwingungen, also zum Beispiel von positiven oder negativen Emotionen. Daher spielt es eine große Rolle, ob das Essen in Eile,  Stress, Frust oder Gleichgültigkeit gemacht wird oder mit Freude und Hingabe. Es fühlt sich immer gut an, ein Essen zu genießen, das mit Vergnügen zubereitet wird und die Liebe und Fürsorge des Kochs oder der Köchin (das kann man auch selber sein) auf den fertigen Speisen einen positiven Abdruck hinterlässt. Der Spruch „Liebe geht durch den Magen“ wird so auf neue Art und Weise relevant.

Früher wurde in vielen Familien vor dem Essen gebetet und Gott für das Essen gedankt. Dieser Akt ist fast völlig abhanden gekommen. Aus energetischer Sicht ist aber eine ähnliche dankbare Einstimmung auf das Essen wirklich sinnvoll. Einerseits stimmt sich der Körper auf die Nahrungsaufnahme ein und andererseits können wir mit schönen Gedanken diese Nahrung aufwerten.

Umgekehrt heißt das, iss‘ niemals etwas zu schlechten Nachrichten! Schau Dir also z.B. keine Nachrichten an, oder stell‘ auch Gespräche beim Essen ab, die negativ oder bedrückend sind. Denn wir schlucken diese Informationen im wahrsten Sinne hinunter und müssen all das verdauen!

Mit Liebe kochen! Mit Liebe essen!
Essen soll Freude bereiten, Spaß machen
und ein emotionaler Genuss sein!

Immer wieder höre ich von alleinstehenden Freunden oder Freundinnen: „Kochen, nur für mich alleine? Das tu‘ ich mir nicht an!“ Wenn sich die Familiensituation nach Jahrzehnten ändert, kann es echt schwierig sein sich umzustellen und Sinn darin zu finden, für sich alleine zu kochen. Manchmal fehlt einfach auch die Lust dazu. Die kleinen Mengen sind vermeintlich mühsam zuzubereiten oder es bleibt viel übrig und man muss das Essen auf mehrere Tage verteilen. Egal, liebe Leserin oder Leser, ich möchte Dich motivieren, Dir selbst nur das Beste zu gönnen. Und dazu gehört eben auch das liebevolle Kochen. Betrachte es als einen Liebesbeweis an Deinen Körper, für den sich jede Mühe lohnt - also eine Lovestory.

Ich denke also, dass es einfach richtig ist, wenn die Auswahl und Zubereitung unseres Essens in der Prioritätenliste ganz oben steht. Und die Verantwortung dafür, wie man sich ernährt, die kann man sowieso weder abgeben noch delegieren! Auch nicht an einen Partner! Denn schließlich sind es genau diese täglichen Entscheidungen, mit denen wir absolute Autorität und Selbstbestimmung über einen großen Teil unserer Gesundheit haben. Essen ist natürlich nicht allheilbringend, aber trotzdem eine enorm wichtige Basis für unsere Gesundheit und Vitalität. Schließlich regt das Essen auch unsere Sinne an, hat mit Freude, Genuss, Spaß und Neuem zu tun. Wie der lachende Buddha, gönn‘ dir das volle Leben und dazu gehört auch gutes und gesundes Essen!

Herzlichst
Helga

 

Die 10 Regeln der ÖGE Österreichische Gesellschaft für Ernährung https://www.oege.at/wissenschaft/10-ernaeherungsregeln-der-oege/

https://www.umweltbildung.at/wp-content/uploads/2021/02/Fotos-sprechen-lassen_phase3_1.pdf

 

Die 10 Regeln der DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung

https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf

https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/