AUSMISTEN – Eine Pflichtübung in der Pension

Je älter wir werden, desto mehr sammelt sich an und die einzige Möglichkeit für unser Wohlbefinden und später das unserer Kinder ist es, sich von Unnötigem zu trennen.

Take away

  • Betrachte ehrlich und kritisch all das, was sich bei dir angesammelt hat

  • Angesammeltes ist auch stagnierende und ungenützte Energie

  • Trenne dich von allem, was keine positiven Gefühle erzeugt

  • Bleiben darf, was mich glücklich macht!

 

Foto: Helga Pražak

 

WARUM IST AUSMISTEN SO WICHTIG?

Zugegeben, ich stehe gerade unter dem Eindruck von zwei Wohnungsauflösungen und bin so richtig in Fahrt, was das Ausmisten anbelangt. Meine Familie musste gleichzeitig zwei Wohnungen nach dem Tod von alten Damen räumen. Beide haben bis zum Schluss in der eigenen Wohnung gelebt und obwohl beide Wohnungen gepflegt waren, so waren sie doch wirklich angefüllt mit den unterschiedlichsten Sachen. Ich kann das gut verstehen, denn die Damen gehörten noch der sogenannten Kriegsgeneration an, die sehr viel Not und Mangel miterlebt hat. Da wurde nichts weggeschmissen!

Was wir alles gefunden haben: säckeweise alte Kleidung, Hüte und Taschen, die sie jahrelang, vielleicht sogar Jahrzehnte lang, nicht mehr getragen haben, jede Menge Bettwäsche und Handtücher, altes, teilweise beschädigtes Geschirr, massenhaft Bücher und Aufzeichnungen und vieles mehr! Alles sorgsam verstaut und teilweise sogar beschriftet. Neben den Mengen an Staub ist das aber in meinen Augen vor allem jede Menge stagnierender Energie!

Als Hinterbliebene mussten wir nicht nur ausräumen, sondern auch alles durchsehen, weil zwischen all den alten Sachen auch wirklich Schönes und vor allem wichtige Dokumente verborgen waren. Allerdings sind wir auch auf viele persönliche Aufzeichnungen gestoßen, die wohl nicht alle für unsere Augen vorgesehen waren.

Ich will das anders machen!

Obwohl wir immer wieder ausmisten und Ordnung schaffen (zugegeben in größeren Abständen), hat mir diese Erfahrung sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich regelmäßig mit den eigenen Ressourcen zu befassen und im Alter vielleicht noch rigoroser als bisher in die verschiedenen Laden und Winkel zu schauen und sich bewusst und kritisch von vielem zu trennen.

Deshalb habe ich mir vorgenommen:

  • Ab sofort werde ich regelmäßig und großzügig auszumisten

  • Ich will meine Wohnung leicht und locker gestalten und keine Ladenhüter als geparkte Energien in irgendwelchen Kästen hüten

  • Vor allem werde ich eine klare Ordnung bei Dokumenten und Unterlagen schaffen und klar trennen, was für meine Nachkommen wichtig ist und was meine ganz persönlichen Dinge sind, die später ansatzlos entsorgt werden können

BLEIBEN DARF, WAS MICH GLÜCKLICH MACHT!

Ausmisten und wegschmeißen kann doch keine Wissenschaft sein, das kann doch jeder, oder? Aber sich von Dingen zu trennen ist eine emotionale Angelegenheit und nicht immer ganz leicht. Nostalgie, Erinnerung und verschiedene vage Ängste (Was ist, wenn ich das doch einmal brauche?) spielen dabei eine wesentliche Rolle. Von Kleidung trennt man sich (meistens) eher leicht, viel schwieriger wird es aber bei Büchern, Kleinkram und Erinnerungsstücken.

Daher nimm jedes Stück achtsam in die Hand und sortiere nicht nach logischen, rationalen Kriterien (könnte ich noch brauchen, war so teuer, ...) sondern achte darauf, was Dir der Gegenstand bedeutet. Ganz besonders frage Dich ehrlich: Macht er dich glücklich?

Es mag auf den ersten Blick etwas verrückt wirken, so zu entscheiden, aber alle Gegenstände tragen Energie in sich und strahlen etwas aus. Es ist vor allem die Energie, die Du hattest, als Du diesen Gegenstand bekamst oder kauftest. Diese Energie kann heute belasten oder beleben oder neutral sein.

Wenn alte Gegenstände aus längst vergangener Zeit im Kasten herumliegen und im aktuellen Leben keine Funktion mehr haben, stagniert dort eben diese Energie und für neue, dynamische, frische Energie ist kein Platz mehr. Im Alter ist es wichtiger denn je, dass wir uns mit frischer Energie umgeben, mit Leichtigkeit und daher auch mit Stücken, die uns erfreuen.

Wenn wir den kritischen Verstand für einen Moment ausschalten, spüren wir das problemlos. Du nimmst das Stück in die Hand und stellst die Frage: „Wie fühlt sich der Gegenstand an? Zieht er mich hinunter? Fühlt er sich neutral an? Spüre ich Wärme oder Freude?“

  • All das, was keinen essentiellen Zweck erfüllt und in uns keine Glücksgefühle auslöst, kann radikal aussortiert werden.

  • Alles, was uns wirklich Freude bereitet, darf bleiben

So vorzugehen ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und ungewohnt, denn wir sind viel mehr gewohnt, ein Ding nach Optik, Kosten oder Funktionalität zu bewerten. „Vielleicht kann ich das noch brauchen?“ oder „Der Gegenstand ist doch wertvoll“ oder „Für den bekomme ich nichts mehr, da behalte ich ihn lieber“ oder „So etwas kann man doch nicht wegschmeißen!“ Häufig sind es genau diese Sätze, die uns im Weg stehen, wenn wir ausmisten wollen und bewirken, dass wir die Wohnungen anstopfen.

Mit diesem radikal anderen Ansatz sortiert man nicht nur erfolgreich aus, man setzt sich auch intensiv mit sich selber auseinander. Unweigerlich tauchen Fragen auf: „Wie will ich sein? Womit will ich mich umgeben? Wie will ich leben? Mit welchen Dingen möchte ich in Zukunft zusammenleben?“. In der Pension und im Alter ist man viel mehr in den eigenen 4 Wänden, als bisher, daher sollte es gerade hier so angenehm wie nur möglich sein.

Also frag Dich beim Ausmisten immer wieder:
Macht es mich glücklich?
Schenkt es mir Freude?

Inspiriert es mich?

FEIERE DAS AUSMISTEN

Du kannst zwar Ausmisten und Wegschmeißen als schreckliche Pflicht sehen, als notwendiges Übel, aber Du kannst daraus auch ein lustiges, fröhliches Event machen. Spiel Musik und feiere den Erfolg (z.B. mit einem Stück Schokolade, mit einem Glas Prosecco oder einer Einladung) und dann macht das Ganze doch gleich mehr Spaß.

Und ja, vergiss nicht, die Dinge, die Du weggibst mit Respekt zu betrachten. Auch sie wurden einmal hergestellt (und zwar genau für Dich!), viele Leute haben daran gearbeitet und Ressourcen und Rohstoffe waren dafür notwendig. Sie hatten für dich einen besonderen Sinn und sie haben über eine gewisse Dauer eine Rolle gespielt.

Egal welche Jahreszeit, der richtige Zeitpunkt zum Ausmisten ist immer jetzt. Ich jedenfalls habe einmal mit dem Keller angefangen und es fühlt sich sehr gut an.

Ein japanisches Sprichwort besagt:

„Die Unordnung im Zimmer entspricht der Unordnung im Herzen.“
Ordnung macht demgemäß glücklich.
Und Deine Kinder werden es Dir danken 

Wer mehr Infos und Tipps zum Thema Ausmisten möchte: ich kann Das Große MAGIC CLEANING Buch von Maire Kondo empfehlen, und habe vieles davon selber ausprobiert.

Herzlichst
Helga

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Pension & Alter sind ein Job und 5 Säulen für ein strahlendes Alter