Pension: die beste Zeit für Freundschaften

Am Ende eines Jahres mache ich gerne einen Jahresrückblick. Und diesmal ist mir besonders aufgefallen, wie sehr dieses Jahr durch unsere Freundschaften geprägt war. Da waren ein Matura (Abitur)-Treffen, ein Wochenende mit Studienkollegen meines Mannes, ein Treffen meiner ehemaligen Business Division mit vielen früheren Arbeitskollegen, aber auch gemeinsame Theaterbesuche und Reisen, intensive Gespräche, viele andere Begegnungen und gemeinsame Aktivitäten. Im Rückblick ist mir die ganze Reichhaltigkeit, die wir durch unsere Freunde erfahren haben, noch mehr bewusst geworden. Und ebenso ist mir auch bewusst geworden, wie sehr Freundschaften zugenommen und an Bedeutung gewonnen haben, seit wir in Pension (Rente) sind.

Oft heißt es ja, wenn man älter wird werden die Freunde weniger und es ist schwieriger, neue zu finden. Meiner Erfahrung entspricht das nicht, denn es gibt jetzt so viel mehr Gelegenheiten, Freunde zu treffen. Und in meinem Leben entstehen auch laufend neue Freundschaften. Allerdings sind Freundschaften keine Einbahn und es liegt an jedem einzelnen, sich aktiv dafür einzusetzen.

Take away

  • Freundschaften machen glücklich und gesund und verlängern nachweislich das Leben.

  • Nütz‘ unbedingt einen Teil der in der Pension frei gewordenen Zeit, um die Kontakte zu deinen Freunden zu intensivieren.

  • Freundschaften basieren auf einer energetischen Verbundenheit: wir sind auf einer Wellenlänge!

 

Kampus Production auf pexels

 

„Ein Freund, ein guter Freund,
das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“
(Comedian Harmonists)

DIE PENSION IST EINE BESONDERE ZEIT FÜR FREUNDSCHAFTEN

Wie so oft polarisiert auch hier das älter werden - für manche wird es viel besser, für andere viel schlechter. Während die einen immer weniger Freunde haben (alte Freunde sterben weg, man hat sich in den Berufsjahren auseinander gelebt oder neue Freunde sind schwer zu finden), haben andere in der Pension immer mehr Freunde  (z.B. durch neuen Tätigkeiten oder in Vereinen).

Das zumindest zeigen aktuelle Studien über Freundschaften. So heißt es in einer umfangreichen Schweizer Studie: „Im Durchschnitt haben Menschen zwischen 18 und 75 Jahren 4 enge Freunde, 8 Freunde im erweiterten Freundeskreis und rund 35 Bekannte.“ Und diese Zahlen decken sich mit Erhebungen z.B. in Deutschland oder USA. „Mit zunehmendem Alter gibt es allerdings mehr Menschen, die keinen Freund bzw. keine Freundin haben (15%) und rund ein Viertel haben nur einen oder zwei. Gleichzeitig aber gibt es unter Pensionär*Innen einen hohen Prozentsatz (17%), mit einem großen, engen Freundeskreis. Beide Werte sind höher als in jeder anderen Altersgruppe.“ [1]

 

In guter Gesellschaft, 2023, Die grosse Schweizer Freundschaftsstudie [1]

 

Aus meiner Erfahrung war es so, dass während des Berufslebens und mit Kind die Zeit, um Freundschaften zu pflegen, schon recht knapp geworden ist. Manche alten Freunde haben wir so leider etwas aus den Augen verloren. Andererseits sind neue Freundschaften durch Arbeits-kolleginnen und -kollegen und auch die Eltern von Schulfreunden unseres Sohnes dazugekommen.

Aber mit der Pensionierung entsteht eine richtige Zäsur. Viele dieser Kontakte, die das Arbeitsleben ganz automatisch mit sich bringt, fallen weg, die Kinder sind aus dem Haus, alte Freunde hat man vielleicht vernachlässigt und so kann es dann sein, dass man unter Umständen erst einmal alleine dasteht.

Das war auch eine meiner großen Sorgen: wenn ich einmal in Pension bin, treffe ich keine Leute mehr und bekomme auch keine Anregungen mehr.

Aber es kam ganz anders. Ich bin überrascht, wie vielen Menschen ich seither begegne – sowohl alten Bekannten als auch neuen Freunden. Denn eines hat man jetzt: die Zeit, alte und neue Freundschaften zu pflegen. Und Zeit ist es, was Freundschaften brauchen. Zugegeben, man muss sich schon dahinter setzen und aktiv werden! Ohne Eigeninitiative geht nichts!

Eine richtig starke Ansage stammt vom National Council on Aging:  „Wer keine Freundinnen und Freunde hat stirbt früher!“ Und es untermauert diese Aussage damit, dass Einsamkeit so schädlich ist wie der tägliche Konsum von 15 Zigaretten und sogar noch schädlicher als Alkoholkonsum.[2] 

EINER GRUPPE ANZUGEHÖREN ERHÖHT DIE LEBENSQUALITÄT

Interessanter Weise geht es aber nicht nur um enge persönliche Beziehungen und beste Freunde, denn offensichtlich ist es auch wichtig, unterschiedlichen Gruppen anzugehören und diese zu pflegen; also neben Familie vielleicht eine Sportgruppe, eine Theatergruppe, Freiwilligenarbeit, Vereine etc. „Über diese Zugehörigkeiten sollte man sich bereits vor Eintritt in die Pension bewusst werden“, meinen die Experten vom Institut für Psychologie des Alters an der Universität Wien. Da der Übergang in die Pension die große Gruppe der Arbeitskollegen von einem Tag auf den anderen auflöst, ist es aus ihrer Sicht wichtig, sich über neuen Gruppen Gedanken zu machen, ihnen beizutreten und in diese zu investieren, weil sie die Beständigkeit und damit die Lebensqualität erhöhen. In ihrem Podcast heißt es, dass diese „Sozialen Faktoren eine noch viel größere Rolle als finanzielle Aspekte spielen! Und diese Betrachtung ist derzeit massiv unterbewertet. Denn es ist die soziale Einbindung, die Lebensqualität ausmacht, mehr als Finanzen.“  [3]

Erst vor kurzem hat mir meine Schwester (die ja in Japan lebt) berichtet, dass sie auf einer Convention der AFWJ (Association of Foreign Wives of Japanese) war, der sie seit vielen Jahren angehört, aber die Veranstaltungen wegen Corona und Pflege lange nicht besuchen konnte. Sie erzählt mir begeistert, wie sehr sie dieses Eingebunden sein in eine so große Gruppe von Menschen erfüllt. Das sind keine besten Freundinnen, aber man ist trotzdem unglaublich aufgehoben und wird inspiriert.

MÄNNER UND IHRE FREUNDE WOLLEN
ETWAS ERLEBEN,
FRAUEN UND IHRE FREUNDINNEN WOLLEN SICH AUSTAUSCHEN

Seit dem Kindergarten wissen wir, dass Freundeskreise, in denen nur Mädels sind, völlig anders funktionieren als die von Burschen. Und ja, das bleibt auch so. Männer wollen etwas gemeinsam erleben oder „die Welt verbessern“, Frauen wollen sich über Persönliches austauschen! [1]

Wenn ich meinen Mann nach seinen Stammtischrunden frage, worüber sie denn geredet haben, erfahre ich jede Menge aktuelle politische Informationen und tiefgreifende Weisheiten und Diskussionsthemen. Wenn ich frage, wie´s den Familien geht, bekomme ich die kurze Antwort: „Alles in Ordnung!“ Ich hingegen weiß alle Neuigkeiten: wie´s dem Mann, der älteren Tochter, dem jüngeren Sohn, der Mutter, dem Hund, der Katze etc. geht, wie sie Weihnachten feiern etc. etc. Und zusätzlich unterhalten wir uns über Jobs, über Ausstellungen und wir helfen uns gegenseitig bei anstehenden Problemen.

Genau deshalb möchten mein Mann und ich unsere getrennten Runden keineswegs missen. Diese Freiräume braucht man in der Pension! Aber genauso wichtig ist es für uns auch, wenn wir mit befreundete Paaren zusammen sind. Und natürlich auch, wenn wir uns zu zweit austauschen, diskutieren oder etwas unternehmen (Schatz, wir müssen reden).

ZOOM & CO MACHEN‘S MÖGLICH!

Im Gegensatz zu unseren Eltern und Großeltern haben wir heute die großartige Möglichkeit, über Video-Kommunikation in Kontakt zu bleiben. Und ich mache davon großen Gebrauch! Nur so war es möglich, aus anfangs flüchtigen Seminar-Bekanntschaften richtige Freundschaften zu machen, mit einem Arbeitskollegen, der nach Berlin gezogen ist, wieder in Kontakt zu kommen oder mit ehemaligen Nachbarn, die jetzt in den USA leben, zu plaudern. Natürlich fehlt es, dass wir uns nicht umarmen oder gemeinsames unternehmen können, aber ich bin trotzdem immer wieder dankbar, wie erfüllend und bereichernd alleine schon diese Gespräche sind. Und es gibt einen wichtigen Vorteil: der Aufwand ist minimal! Mit dem letzten Satz „Wann sehen wir uns wieder?“ entsteht zusätzlich eine Regelmäßigkeit, die die Qualität der Beziehungen ausmacht! Ich finde auch, dass sich diese Form ganz hervorragend eignet, mit jenen Freunden in Kontakt zu bleiben, die noch im Berufsleben stecken und viel weniger Zeit haben als wir, denn eine Stunde „Zoomen“ zwischendurch geht fast immer.

ZEIT, FREUNDSCHAFTEN NEU ANZUGEHEN

Erinnert ihr euch noch an den Post Lebensrhythmen im 7/7-tel Takt? Mit dem 49. Lebensjahr (7 x 7 Jahre) ist unsere erwachsene Persönlichkeit ausgebildet. Ab dem 50. Lebensjahr fängt der Zyklus dann von vorne an! Also die perfekte Zeit, uns auch mit unseren alten Freundschaften zu befassen und ihnen mit unserer ganzen Lebenserfahrung neu zu begegnen.

Mein 50-jähriges Maturatreffen heuer hat mir dazu eine gute Gelegenheit geboten. Wir haben uns in all diesen Jahrzehnten praktisch nie gesehen und mit einigen Mitschülern und Mitschülerinnen gab es trotzdem diese unglaubliche Vertrautheit und wir haben sofort den Faden wieder gefunden. Ich habe aber auch bewusst manche Mitschüler angesprochen, die damals gar nicht auf meiner Wellenlänge lagen und habe sie neu und positiv kennengelernt.

Ähnlich war das beim Semestertreffen meines Mannes (Studienjahrgang 1971). Obwohl sich die Kollegen in den vielen Jahrzehnten regelmäßig getroffen haben, war es dieses Mal aus unserer Sicht anders als früher.  Alle Herren sind inzwischen Anfang 70 und während es früher viel mehr darum ging, zu beweisen, was man geschafft hat, stand jetzt ein liebevoller und respektvoller Umgang miteinander im Mittelpunkt. Und natürlich das Schmunzeln über frühere Studenten-Erlebnisse und -Aktionen. Für mich liegt die Erklärung dafür in der Entwicklung des Herzchakras, die ab dem 70. Lebensjahr verstärkt wird. (Lebensrhythmen - ein Leben im 7/7 Takt).

WIE DEFINIERST DU FREUNDSCHAFTEN?

Was genau gehört für dich dazu, wenn du an deine engeren Freunde, weiteren Freunde oder Bekannten denkst? Entsprechend der Positiven Psychologie sind Vertrauen, Offenheit, Loyalität, Gegenseitigkeit, gegenseitige Hilfe, jemanden zu haben, der oder die immer für einen da ist, Intimität, mit jemandem über alles reden zu können und Spaß zu haben, Humor sowie gemeinsame Freizeitgestaltung die am häufigsten genannte Qualitäten. Freunde sind aber auch eine Quelle positiver Emotionen und eröffnen Gelegenheiten für persönliches Wachstum in jeder Lebensphase.[4]

Für mich können Freundschaften sehr unterschiedlich sein, mit manchen führe ich interessante, aufbauende Gespräche, mit anderen geht es mehr um gemeinsames Erleben und vor allem sind neue Impulse für mich immer sehr wichtig. Aber mir geht es auch noch um etwas anderes: mit Freunden und Freundinnen spüre ich tiefe Verbundenheit (Unsere Herzen sprechen miteinander), sie berühren mich und ich fühle mich in ihrer Gegenwart einfach gut. Und das hält auch noch über das eigentliche Beisammensein hinaus an. Alleine schon an sie denken erfüllt mich!

MIT FREUNDEN SIND WIR AUF EINER WELLENLÄNGE

Für mich ist die energetische Ebene die Basis von Freundschaften. Unabhängig von Worten und Erlebnissen. Und die Redensart „Mit … bin ich auf einer Wellenlänge“  drückt das am besten aus.

  • Unsere Gespräche fließen von einem Thema ins andere und man fühlt sich rundum verstanden.

  • Man trifft jemanden und weiß auf Anhieb, mit dem/der will man sich länger unterhalten.

  • Man triff einen Freund oder eine Freundin nach langer Zeit wieder und hat sofort den Draht dort weiterzumachen, wo man früher aufgehört habt, als ob keine Zeit verstrichen wäre.

  • Man denkt an jemanden und kurze Zeit später meldet er/sie sich am Telefon.

In der Energetik sind das genau die Beispiele, die eine energetische Verbindung über unsere Energiefelder darstellen. Das Faszinierende dabei ist, dass diese Verbindungen unabhängig von Raum und Zeit sind.

„Worte verbinden nur,
wo unsere Wellenlängen längst übereinstimmen.“ 
(Max Frisch)

Wenn die Wellenlängen, also unsere persönlichen Schwingungen, übereinstimmen, haben wir das Gefühl von Harmonie, so wie bei guten Musikern, die aufeinander eingestimmt sind (Die Kraft des Strahlens). Wir fühlen uns automatisch durch diese Resonanz erfüllt und energetisiert.

Aber persönliche Wellenlängen können sich über die Zeit auch ändern, da sie primär von Gedanken und Emotionen geprägt sind, die aus der eigenen Entwicklung stammen. Damit ist gut erklärbar, dass sich auch nach längerer Freundschaft die energetische Basis verändern kann, selbst wenn sich nach außen hin nichts geändert hat. Und so können Freundschaften ohne ersichtlichen Grund sogar auslaufen.

Und dann gibt es auch noch die sogenannte Energievampire (Hast du genug Energie?), die uns unbewusst (!) Energie abziehen. Ein klares Zeichen dafür ist, dass man nach einem Treffen mit ihnen das Gefühl hat, erschöpft, ausgelaugt und energielos zu sein, ohne, dass irgendetwas besonderes vorgefallen ist.

Ich habe den Eindruck, dass wir mit dem älter werden diese energetischen Einflüsse immer mehr spüren und auf positive Resonanzen (gleiche Wellenlänge und damit Wohlfühlen) oder sogenannte „destruktive Interferenzen“ (also unterschiedliche Wellenlänge und Energieverlust) intensiver reagieren. Das ist auch kein Wunder, denn der persönliche Energiehaushalt spielt mit den Jahren eine immer entscheidendere Rolle. Und in diesem Zusammenhang haben die Beziehungen und der energetische Austausch einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden.

Daher möchte ich dich anregen, deine Freundschaften auch aus dieser Sichtweise zu betrachten und ehrlich nachzufühlen: mit welchen Freunden fühle ich mich so richtig und wirklich wohl, denn das sind die Freunde, mit denen wir gemeinsam strahlend alt werden.

„Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern.“ 
(Aristoteles)

Herzlichst
Helga

[1] Jakub Samochowiec und Johannes C. Bauer: In guter Gesellschaft - Die große Schweizer Freundschaftsstudie; GDI Gottfried Duttweiler Institut 2023

[2] Lisa Wagner - Freundschaften verlängern das Leben - Metaanalyse der US-amerikanische Psychologieprofessorin Julianne Holt-Lunstad (2010)

[3] Institut für Psychologie des Alters – Universität Wien: Podcast
Pflege deine Freundschaften - Die Bedeutung von sozialen Beziehungen beim Übergang in den Ruhestand

[4] Lisa Wagner – Persönlichkeitspsychologin: Freunde machen glücklich und gesund, Freundschaften verlängern das Leben