Frauen in der Wirtschaft: Ich war Teil dieser Entwicklung!

So eine coole Idee, 4 Generationen von Frauen zu einem Gespräch einzuladen, um über unsere Positionen und Erfahrungen im Berufsleben und in unserem Unternehmen zu sprechen.

Für den Weltfrauentag haben uns die Kollegen von Social Media der OMV eingeladen und uns einen ziemlich langen Fragenkatalog gegeben, um uns über unseren Karriereweg, Vereinbarkeiten von Beruf und Familie und persönliche Erfahrungen etc. auszutauschen. Mein Part war natürlich auch der Blick in die Vergangenheit und zu erzählen wie es so war, als junge Frau als Pionier in einem Energieunternehmen - vor 30 Jahren!

Hier ist der Link zum Originalartikel von OMV auf LinkedIn:

 

© martinphox / omv

 

Aus diesem Rückblick sieht man so deutlich, wie unglaublich positiv die Entwicklung in der Akzeptanz und Chancengleichheit von Frauen geworden ist, auch wenn von manchen Seiten noch die bestehenden Defizite in den Vordergrund gestellt werden. Wir alle 4 haben unsere Positionen und Möglichkeiten richtig gut bewertet. Besonders aufgefallen ist mir, wie deutlich man die allgemeine Einstellung unterschiedlicher Generationen merkt. Während in meinen Anfängen es allgemein noch üblich war, auch als Frau „ihren Mann“ zu stellen und sich ebenso verhalten zu müssen wie die männlichen Kollegen (ich habe das nie so gemacht, aber es war üblich!), stehen diese jungen Frauen heute bewusst zu ihren weiblichen Umgangs- und Herangehensweisen.

Sehr gut so!

Es war merkwürdig, nach 7 Jahren Pension wieder das Gefühl zu haben, ganz dazu zu gehören und vor allem auch zu sehen und zu spüren, dass ich ein Teil dieser Entwicklung war.

 

© martinphox / omv

 

Ich finde dieses Statement, das für meine Berufslaufbahn gegolten hat, interessanter Weise immer noch relevant. Denn auch jetzt, in der Pension und im Alter ist es so wichtig, den eigenen Platz zu finden und nach wie vor einen „impact“ zu machen, also etwas zu bewirken und beizutragen. Ich glaube, meine Einstellung hat sich nicht viel geändert, aber mein Fokus natürlich sehr. (Sinn im Alter - Etwas machen, was Sinn macht - 5 Säulen - Grundlage für ein strahlendes Alter)

Herzlichst Helga

Der Letzte-Hilfe-Kurs

Im späten Herbst, wenn die Natur sich bei uns langsam zurückzieht, ist es auch Zeit, nachdenklicher zu werden. Ich nütze diese Zeit gerne, um über besinnlichere Themen zu schreiben. Letztes Jahr war das der Post Reden wir über Sterben und Tod und heuer möchte ich euch etwas über den LETZTE-HILFE-Kurs [1] erzählen, den ich vor kurzem gemacht habe.

Während wir vermutlich alle einen oder mehrere ERSTE-HILFE-Kurse absolviert haben, ist den meisten, mit denen ich gesprochen habe, dieser Kurs gänzlich unbekannt.

Er wurde 2012 von einem deutschen Palliativmediziner entwickelt, weil er fand, dass unser Allgemeinwissen über die letzte Lebensphase viel zu gering ist und diese in unserer Gesellschaft auch kaum thematisiert wird. In diesen Kursen erhält man daher Basiswissen über 4 Themenkreise: Sterben ist ein Teil des Lebens – Vorsorgen und Entscheiden – Leiden lindern – Abschied nehmen.

Einige der Inhalte waren mir bekannt, denn ich habe mich ja im vorigen Jahr für den Post intensiv damit auseinandergesetzt und wir mussten uns auch in den letzten Jahren sowohl in der Familie als auch im Freundeskreis von lieben Menschen verabschieden. In diesem Kurs aber gab es auch noch viele andere interessante Informationen, die mir ein besonderes Gefühl von Sicherheit im Umgang mit dem Sterben gegeben haben. Ich fand diesen vierstündigen Kurs in jedem Fall lohnenswert!

Take away

  • Ein Kurs in LETZTE HILFE? Das macht man doch nicht freiwillig? Oder gerade dann erst recht!

  • Die Vortragenden und der Inhalt nehmen einem vieles an Unsicherheit und schaffen einen geschützten Raum, sich mit dem Thema intensiver auseinander zu setzen.

  • Das Lebensende von Angehörigen, Freunden oder anderen nahestehenden Menschen -  und nicht zuletzt von einem selbst - macht oft hilflos. Da helfen Basiswissen und Orientierungshilfe von denjenigen, die das regelmäßig (mit)erleben. 

 

cottonbro studio auf pexels

 

LETZTE HILFE KURS – DU MACHST DAS FREIWILLIG?

„Ist bei euch wirklich alles in Ordnung?“ Als ich Freunden erzählte, dass mein Mann und ich so einen Kurs besuchen werden, war die Bestürzung in ihren Gesichtern zu lesen. Ob denn etwas Schreckliches passiert ist? Ob wir beide doch eh gesund wären ? Wenn es keinen aktuellen Grund gibt, wieso macht ihr das überhaupt?

Ich habe von diesem Kurs von meiner Freundin Renate gehört, die Hospizleiterin in der Steiermark ist und seit einigen Jahren diese Kurse abhält. „Sie sind außergewöhnlich erfolgreich“, meint sie. „Oft gibt es so viele Anmeldungen, dass wir mehrere zusätzliche Termine anbieten müssen. Und inzwischen sind wir auch in Schulen gefragt. Es ist Allgemeinwissen, das wir unterrichten, denn Sterben und der Umgang damit gehören nun einmal zu jedem Leben“. Das hat mich neugierig gemacht. Nach einem Interview mit Renate habe ich schließlich auch den Kurs besucht.

Geleitet wurde er bei unserem Termin von zwei Krankenschwestern, die im Palliativbereich arbeiten. Sie haben mich schon alleine durch ihre Ruhe, ihre Ausstrahlung und die Art, wie sie voll unaufgeregter Zuwendung über all diese – für uns oft schwierigen - Themen gesprochen haben, begeistert. Die zweite Überraschung waren die Teilnehmer selbst: alle kamen aus Interesse, nicht aus aktuellem Bedarf (ich denke, das kann jedoch von Kurs zu Kurs unterschiedlich sein). Überrascht haben mich auch die vielen jungen Menschen, die sich informieren wollten, weil z.B. ihre Eltern älter werden, oder sie sich vorstellen können in diesem Bereich zu arbeiten oder auch, weil sie einen Abschied schon hinter sich hatten. 

DIE IDEE DES KURSES: EINE GEMEINSCHAFT BRAUCHT ALLGEMEINWISSEN ÜBER PALLIATIVE CARE

Die Idee stammt von Dr. Georg Bolling, der sich in seiner Masterthesis in Palliative Care mit Möglichkeiten befasste, wie man Laien mehr Information und Rüstzeug geben kann, Menschen in ihrer letzten Phase zu begleiten. Denn aufgrund des demographischen Wandels und der stetig wachsenden Anzahl hochbetagter Menschen, muss es eine neue Form von Caring Community geben, weil professionelle Hilfe (Palliativ-Medizin und -Pflege) nicht ausreichend ist, den Bedarf an Begleitung abzudecken.

Inzwischen ist daraus ein internationaler Verein (last aid) geworden und die Kurse werden in vielen europäischen Ländern, aber auch z.B. in Kanada, Australien und Brasilien angeboten. Seit 2017 gibt es Kurse auch in Österreich. (Letzte Hilfe Österreich)

Kurz zusammengefasst sehe ich das Ziel dieses Kurses darin, dass man einiges an Scheu vor dem Tod und endgültigem Abschied verliert, indem man sich damit auseinandersetzt und Grundkenntnisse dazu bekommt. Denn Angst entsteht vielfach aus dem Unbekannten. Das sagen uns bereits viele Zitate:

Kein Übel ist so groß, wie die Angst davor!
(Seneca)

Angst liegt nie in den Dingen selbst,
sondern darin, wie man sie betrachtet.
(Anthony de Mello)

Angst vor dem Leid ist schlimmer, als das Leiden selbst.
  (Sprichwort)

DER INHALT: MENTAL – EMOTIONAL – SPIRITUELL - PRAKTISCH

Modul 1: Sterben ist ein Teil des Lebens
Der Kurs beginnt mit der eigenen Einstellung zu dieser Thematik und die ist natürlich so persönlich wie kaum etwas anderes. Wir erfahren aber auch einiges über körperliche, psychische und soziale Veränderungen, über Anzeichen und Symptome. Und auch, dass das Sterben viele Gesichter hat. Es ist so individuell und persönlich wie das eigene Leben. Auch das, was an Lebensqualität empfunden wird, ändert sich permanent und kann nicht von Außenstehenden definiert werden. Was aber immer geht ist Zuwendung! Also einfach für jemand anderen da sein!

Modul 2: Vorsorgen und Entscheiden
„Wenn du eine Bergtour machst bist du darauf vorbereitet, dass sich das Wetter manchmal schlagartig ändern kann und du sorgst vor. Im Leben tun wir das oft nicht!“  In diesem Modul geht es nicht um Begleitung, sondern um uns selbst. Wir gehen den Fragen nach:

  • WAS macht für mich Lebensqualität aus? Sie ändert sich in jeder Phase unseres Lebens und muss immer wieder neu definiert werden.

  • WAS ist mir wichtig am Lebensende?

  • WER soll für mich entscheiden, wenn ich nicht kann?

  • WO & WIE würde ich gerne sterben?

  • WANN hat das Leben für mich noch einen Sinn?

Viele dieser Fragen klärt man, wenn man eine Patienten- und Vorsorgeverfügung unterzeichnet und sich daher intensiv damit beschäftigt bzw. beschäftigen muss (mein Mann und ich haben das bereits vor einiger Zeit gemacht und es war für uns ein wertvoller und wichtiger Prozess). Umso überraschter war ich, als wir erfahren haben, dass nur ca. 8% der Österreicher zwischen 25 und 70 Jahren und nur etwa 17% (!) der über 60-Jährigen diese haben. [2]

Modul 3: Leiden lindern
Niemand muss heute in unserer westlichen Gesellschaft mit ihren hohen medizinischen Standards beim Sterben physisch leiden! Das hört sich nicht nur beruhigend an, unsere Vortragenden haben dieses Statement auch vielfältig durch einen guten Überblick über medizinische Möglichkeiten bei unterschiedlichen Herausforderungen untermauert. Darüber hinaus erfahren wir aber auch viele nichtmedikamentöse Maßnahmen, die man als Begleitender ohne jegliche Fachausbildung praktisch immer machen kann. Dazu gehören Berührungen, Gerüche, Musik, Lieblingsspeisen in minimalen Dosen oder wissen wie man Durst löschen kann ohne etwas zu trinken zu geben. Und interessant ist auch: Meist brauchen die Sterbenden weniger als die Angehörigen!

Auch wenn es klar ist, dass medizinische Fach- und Pflegekräfte aus Zeitmangel nur einen sehr kleinen Teil der gesamten Betreuung von Sterbenden leisten können, wie gering der Anteil aber tatsächlich ist, hat mich dennoch überrascht. Der überwiegende Anteil an Zuwendung kommt von Angehören oder Begleitern. Da sein, auch ohne etwas zu tun (!) und einfach nur zuhören, das ist es, worum es in dieser Begleitung geht - und das machen nicht Ärzte oder Pflegepersonal.

Mit all dem, das man in diesem Kurs erfährt, fällt es leichter, die Unsicherheit oder Sorgen abzulegen, etwas falsch zu machen.

Modul 4: Abschied nehmen
Alle Sterbebegleiter, mit denen ich bisher gesprochen haben, bestätigen, dass der unmittelbare Augenblick des Todes ein besonderer Moment ist, der immer viel Frieden und Entspannung verbreitet. Allein schon diese Erfahrungen sind aus meiner Sicht hilfreich! Aber zurück bleibt natürlich die Trauer und wir haben daher ausführlich über die Möglichkeiten und Rituale gesprochen, wie man damit umgehen kann.

Denn der Tod beendet das Leben, aber nicht die Beziehung!
Und in der Trauer lebt die Liebe weiter
.

MEINE GANZ PERSÖNLICHEN EINDRÜCKE

Wieder einmal hat mich tief berührt, mit wie viel Würde und Respekt Profis von dieser letzten Lebensphase sprechen. Dieses Zulassen von persönlichen Wünschen und Vorlieben, das Eingehen auf den Menschen mit all seinen Bedürfnissen und Eigenheiten in dieser letzten und damit ganz speziellen Lebensphase gibt mir ein Gefühl von Ruhe. Ich wünschte mir, dass wir uns auch für unser Leben ganz viel davon abschauen könnten!

Es ist wie bei allem, das einem Sorgen bereitet: die bewusste Auseinandersetzung mit einem Thema, in diesem Fall dem Sterben, nimmt einen großen Teil dieser Sorgen. Dieser Kurs schaffte für mich einen Raum dafür, bringt vieles an Klarheit und spricht unverblümt und wertschätzend auch Tabus an.

Menschen, die sterben, brauchen primär Zuwendung, Achtsamkeit und Ruhe. Weniger scheint oft mehr zu sein. Aber genau das ist es - wie ich es selber erlebt habe - was uns in der manchmal hilflos hoffenden Dramatik des Geschehens so schwer fällt. Denn, vielleicht kann man ja doch noch etwas machen?

Essen und Trinken halten Leib und Seele zusammen. Wie oft habe ich diesen Spruch schon gehört! Aber erstmals habe ich den tieferen Sinn weiter verfolgt. Was ist, wenn sich Leib und Seele trennen wollen und werden? Dann stellt der Sterbende das Essen und Trinken ein, um der Seele und dem Leib die Trennung zu erleichtern! Und das muss man dann einfach respektieren, auch wenn es für Angehörige und/oder Begleitende oft sehr schwer ist!

Eine weitere Aussage hat mich persönlich berührt und mir nach Jahrzehnten Klarheit verschafft: „Wenn ihr mit Kindern sprecht, sagt niemals, dass jemand „eingeschlafen“ oder „fortgegangen“ ist. Verwendet immer das Wort „sterben“. Es könnte passieren, dass Kinder durch solche Assoziationen Angst vor dem Schlafen oder vor Trennungen entwickeln.“ Kinder kommen mit klaren Aussagen viel besser zurande, als mit solchen Umschreibungen. Ich erinnere mich genau, dass ich, nachdem mein Opa gestorben (mir als Kind wurde gesagt „eingeschlafen“) war, wochenlang nicht schlafen wollte und konnte…

Das waren meine ganz persönlichen Eindrücke von einem wirklich gut gemachten Kurs über ein schwieriges Thema und ich habe viel für mich mitgenommen. Das wollte ich einfach mit euch teilen.

Herzlichst
Helga

[1] Dr. Georg Bollig: Der Letzte Hilfe Kurs – Praxis Palliativ Care 2017/27
 https://www.hospizakademie-nuernberg.de/fileadmin/user_upload/PDF/Bollig_Letzte_Hilfe_Kurs_Prax_Pall_Care_2015.pdf

[2] Vorsorge-Studie 2021  Österreichische Notariatskammer
https://ihr-notariat.at/informationen/aktuelle-infos-veranstaltungen/vorsorge-studie-2021/#:~:text=Acht%20Prozent%20haben%20mit%20einer,%25%20auf%204%2C4%25.
https://www.notariatskammer.at/studie-vorsorge-fuer-oesterreicher-ist-wichtig/

Podcast: Ausmisten für mehr Freiheit

Judith Schneider von Zeitpolster hat mich im Rahmen ihrer Podcast-Serie „Cleveres älter werden“ eingeladen, über das Thema „Ausmisten“ zu sprechen. Genau darüber gibt es ja auch schon ein Post Ausmisten, eine Pflichtübung in der Pension  in meinem Blog und der Podcast baut natürlich darauf auf. Aber inzwischen sind wieder etliche neue Ideen dazugekommen.

Take away

  • Wenn du deinen Kindern einen Gefallen tun willst, schaff Ordnung in deinen Sachen.

  • Auch Gegenstände haben Energie! Mit welcher Energie möchtest du dich umgeben?

  • Daher: „Bleiben darf, was mich glücklich macht!“

  • Selbst ausmisten kann Spaß machen!

 

Helga Pražak

 

IN DIESEM PODCAST SPRECHEN WIR DARÜBER,

  • welche Erkenntnisse wir aus Wohnungsauflösungen für uns selber ziehen können: z.B. rechtzeitig ausmisten und eine bessere Kennzeichnung zwischen Wichtigem und rein Persönlichem.

  • dass wir regelmäßig unsere Sachen durchforsten sollen, denn mit 90 und darüber ist das vielleicht zu anstrengend oder nicht mehr machbar.

  • welche Rolle Emotionen spielen und wie man sich selbst dazu motivieren kann.

  • dass ein richtig gutes Sortier-Kriterium ist: „bleiben darf, was mich glücklich macht“ , weil alle Gegenstände auch Energie enthalten und sich daher nicht nur Frage stellt, was will ich besitzen sondern auch mit welcher Energie möchte ich mich umgeben?

  • dass Wohnungen von alten Menschen häufig stagnierende Energie ausstrahlen und etwas Bewegung gut täte.

  • wie sich die Ordnung im Außen auch auf die Ordnung im Inneren auswirkt, ebenso wie sich äußere Leichtigkeit auch auf die innere Leichtigkeit auswirkt.

  • dass wir in der Pension so viel mehr Zeit zu Hause verbringen und es daher so angenehm wie möglich sein sollte - vor allem aber auch, dass wir Platz für Neues brauchen (z.B. eine neue Tätigkeit, ein neues Hobby ... ).

Ausmisten schafft eine neue Freiheit!  

Ich wünsche euch viel Freude beim Ausmisten und vergesst nicht, den Erfolg zu feiern!

Hier geht´s zum Podcast

 
 

FÜR ALLE, DIE ZEITPOLSTER NOCH NICHT KENNEN:

Zeitpolster ist ein Sozialunternehmen, das Betreuungsleistungen für ältere Menschen, Kranke oder auch für Familien mit Kindern vermittelt. Es geht um Gesellschaft leisten, Freizeitbegleitung, einkaufen gehen, Hilfe in Haus und Garten u.v.a. Das Besondere an dem Konzept ist aber, dass die Helfenden, die sich für andere Menschen einsetzen, ihre Stunden für später gutgeschrieben bekommen, wenn sie selber Hilfe brauchen. Ich finde diese Idee höchst spannend, denn Netzwerke sind so ein wichtiger Bestandteil, wenn wir älter werden.

Herzlichst
Helga

 

Einen weiterer Podcast, den ich mit Zeitpolster aufgenommen habe findet ihr hier: „strahlend alt werden“

Podcast: Strahlend alt werden

Ich wurde von der Organisation ZEITPOLSTER eingeladen, mein Konzept Strahlend alt werden, im Rahmen ihrer Podcast-Serie „Cleveres älter werden“ vorzustellen. Und dieses Gespräch mit Judith Schneider (Regionalkoordinatorin) möchte ich Euch mit diesem Post präsentieren. Wir sprechen über die Punkte;

  • Wie ist es, in Pension zu gehen?

  • Wie findet man Struktur in diesem Lebensabschnitt, der von Freiheit und Selbstbestimmung geprägt ist? Wie organisiert man sich? Und wie kann man anfängliche Schwierigkeiten bewältigen.

  • Warum ist Persönlichkeitsentwicklung in der Pension wichtig und worauf gilt es dabei besonders zu achten?

  • Mein Konzept der 5 Säulen für ein strahlendes Alter, was dazugehört und wie man diese 5 Säulen in Balance bringen kann.

  • Wie man die Vision für ein schönes Alter definiert und das Innere Drehbuch dazu schreibt.

  • Warum Liebe so wichtig ist.

  • Dass man sich auch um das Thema Tod nicht drücken sollte.

  • Die Schönheit des Alters und was wirklich im Leben zählt.

Podcast mit Helga Pražak: strahlend alt werden

Im Grunde ist dieser Podcast eine vereinfachte Zusammenfassung meiner bisherigen Blogs und Ideen zu diesem Thema und manches wird euch daher vielleicht bekannt vorkommen. Für jene, die erst meine neueren Posts gelesen haben, ist es eine Gelegenheit, die zugrundeliegenden Überlegungen zu hören.

 

Foto: Felix Pražak

 

ZEITPOLSTER - ein Betreuungs- und Vorsorgenetzwerk

Zeitpolster habe ich im Rahmen der Freiwilligenmesse in Wien 2022 (Post: Etwas machen, das Sinn macht ) kennengelernt. Es ist ein Betreuungs- und Vorsorgenetz und ihr Ansatz, wie Hilfe im Alter auf neue Art organisiert wird, ist beeindruckend.

Der Slogan Heute helfe ich. Morgen wird mir geholfen. beschreibt das Konzept von Zeitpolster perfekt. Es geht um Betreuungsdienste für zumeist ältere Personen, für die die Betreuer:innen Stundengutschriften erhalten. Es ist also keine reine Freiwilligenarbeit, sondern diese Gutschriften dienen gleichzeitig als persönliche Altersvorsorge, da man diese Stunden zu einem späteren Zeitpunkt selbst für Hilfe abrufen kann. Aber auch Personen, die keine Stundengutschriften haben, können die Leistungen gegen einen geringen Stundensatz in Anspruch nehmen. Zeitposter stellt den organisatorischen Rahmen zur Verfügung und baut über viele regionale und lokale Teams in Österreich ein Netzwerk moderner Nachbarschaftshilfe auf. Zusätzlich bieten sie auch verschiedene  Informationen zum Thema Alter an, wie z.B. die Podcast-Serie „Cleveres älter werden“

Dass Hilfe und Betreuung im Alter wichtig und notwendig sein kann, haben viele in meinem Alter bereits an den Eltern erfahren. Und meistens sind es die Kinder, die in so einem Fall oft schnell und manchmal überraschend eine Hilfe auf die Beine stellen müssen. Das Kennenlernen von Zeitpolster hat mich in jedem Fall daran erinnert, mir selber Gedanken darüber zu machen und diese später in einem Beitrag im Rahmen der Säule RESSOURCEN zu bringen.

 

Bis es so weit ist, wünsche ich Euch viel Freude beim Zuhören des Podcasts und die eine oder andere Inspiration, sei sie neu oder einfach wieder in Erinnerung gekommen.

 Herzlichst
Helga

GOGO, SLOWGO, NOGO

Habt Ihr schon von den 3 Phasen der Pension GO-GO, SLOW-GO & NO-GO gehört? Ich bin durch den Besuch eines amerikanischen Freundes darauf gestoßen, der meinte, seine GO-GO Jahre haben gerade begonnen. Nach unserem Gespräch habe ich weiter recherchiert und herausgefunden, dass dahinter ein klares Finanzierungsmodell steht. In den USA ist die GO-GO-Phase dazu da, Träume auszuleben und dafür braucht es viel Geld. Danach wird das Leben durch körperliche Einschränkungen ruhiger, also die SLOW-GO-Phase, bis man schließlich in der NO-GO-Phase viel Geld für Pflege und Betreuung braucht. Das klingt normal und nachvollziehbar, zeigt aber auch ungeschönt den vermeintlich unausweichlichen Verfall. Und damit bin ich nicht einverstanden. Denn für mich geht das Alter nicht nur bergab, sondern es wird immer reicher an Werten und innerem Frieden, wenn man es schafft sich der persönlichen Entwicklung zu stellen. Und damit können wir das NO-GO vielleicht ganz vermeiden oder zumindest sehr lange hinauszögern.

Take away:

  • GO-GO, SLOW-GO, NO-GO – ein amerikanisches Finanzkonzept für das Alter

  • Hast Du eine so genannte „Bucket Liste“, also eine Liste all der Dinge, die Du noch erleben möchtest?

  • Das Alter ist aber auch die Blütezeit der persönlichen Entwicklung und voll neuer Werte.

 
 

GO-GO, SLOW-GO & NO-GO - WAS STECKT DAHINTER?

Als unser Freund John aus den USA uns knapp nach seiner Pensionierung mit 60 besuchte, war er fröhlich, sportlich, aktiv, voll Tatendrang und am Weg zu einem Schiurlaub in Österreich. Er meinte begeistert, dass für ihn jetzt die GO-GO Jahre begonnen haben. Wir haben schon verstanden was er meinte (siehe Post Gewonnene Jahre), aber dass ein Konzept von 3 Altersphasen in Amerika gang und gäbe ist, war uns neu: GO-GO, SLOW-GO & NO-GO!

So sehen die 3 Phasen aus:

GO-GO, ist der Lebensabschnitt von 60 bis 70 (75), in dem man sich all jene Träume erfüllt, die während des Berufslebens nicht möglich waren. An erster Stelle stehen Reisen, denn in den USA gibt es generell nur sehr wenige Urlaubstage während des Berufslebens. Dann kommen Sport, auch Extremsport und alle Arten von Hobbies. Es geht darum die „bucket list“ zu erfüllen, also eine Liste von Dingen, die man im restlichen Leben gerne noch tun oder erreichen möchte, bevor es zu Ende geht.
Von der Intensität unterscheidet sich dieser Lebensabschnitt daher kaum vom Berufsleben davor. Man hat klare Ziele und die meisten Leute haben noch weniger Zeit als vorher. Charakteristischerweise nennt man diese Senioren daher auch Grey Panther, Power-Ager, Best Ager usw. Klar, dass man in dieser Zeit einiges an Geld braucht und daher bereits lange vorher die Finanzierung dafür planen muss.

SLOW-GO ist der Lebensabschnitt von etwa 70 bis etwa 85, in dem es die meisten etwas langsamer angehen, bedingt durch körperlich Einschränkungen oder einfach weil sie weniger Energie haben. Aus Weltreisen werden Kurztrips, aus Arbeit wird die Betreuung der Enkel, aus extremem Sport wird Walking. Die Achtsamkeit liegt auf Gesundheit und Routinen. Alles ist sehr beschaulich und oft werden die Senioren in der Werbung als gütig dreinblickende Ruheständler auf Gartenbänken oder in gemütlichen Lehnstühlen dargestellt.

NO-GO, also die letzte Phase, die je nach Gesundheitszustand 5 - 20 Jahre sein kann, ist dominiert durch medizinische Betreuung und Pflege und oft verbunden mit weniger sozialen Kontakten, manchmal sogar mit Einsamkeit. Es sind also Alte, die sich nicht mehr alleine bewegen können und daher Pflegedienste, Gehhilfen, Rollstühle, Treppenlifte und anderes brauchen. All das erfordert sehr viel Geld.

Es liegt wohl an der amerikanischen Art, die Dinge klar und fast schonungslos anzusprechen. Bei der Recherche wurde mir klar, dass hinter diesem Konzept primär Finanzdienstleister stehen, die bei der Finanzierung des Alters helfen. Denn in der GO-GO Phase braucht man zum Teil viel mehr als vorher, in der SLOW-GO Phase eher weniger, während in der NO-GO Phase die Kranken- und Pflegekosten massiv zuschlagen. Aus amerikanischer Sicht macht so eine rechtzeitige Planung wohl auch sehr viel Sinn, da die sozialen Systeme nicht vergleichbar sind. Wir in Europa haben staatliche Pensionen, Krankenkassen etc., müssen aber auch zunehmend die Rentenlücke frühzeitig mitplanen. Und dafür geben diese drei Phasen gute Gedankenansätze,

solange man nicht
die GO-GO Phase zur Pflicht erklärt und
die NO-GO Phase automatisch das schreckliche Ende ist!

WO BLEIBEN DIE WERTE IM ALTER?

Ich bin in Finanzsachen keine Expertin und daher stehen in meinem Blog andere Themen im Vordergrund, wie z.B. persönliche Werte. Diese spielen für mich in allen 3 Phasen eine große Rolle.

Auch stehe ich dieser rein materialistischen Einstellung kritisch gegenüber, insbesondere, weil sie suggeriert, dass man GO-GO ausleben muss, weil danach nichts mehr kommt.

Was ist mit persönlichen Werten? Was ist mit der persönlichen Entwicklung, die in dieser Lebensphase einen Höhepunkt erreichen kann? Was ist mit dem Alter als gesellschaftlicher Wert? Und wie viel Einfluss können wir nehmen, dass die NO-GO-Phase nicht eintritt oder zumindest möglichst kurz, in jedem Fall aber sinnvoll und irgendwie angenehm ist? Ich denke, das ist eine der ultimativen Fragen, oder nicht?

In meinem Buch WAS MACHST DU JETZT habe ich die Phasen des Alters so definiert:

  • Freiheit & Erfüllung als Senior von 60 bis etwa 80

  • Ruhe & Sein ab etwa 80

 
 

Das unterscheidet sich oberflächlich betrachtet nicht wesentlich von GO-GO, SLOW-GO und NO GO, inhaltlich jedoch deutlich.

Die NO-GO Phase nenne ich lieber die Phase der RUHE & des SEINS. Wenn man diese in Würde erleben will, braucht man inneren Frieden, Selbstliebe, Akzeptanz und die Fähigkeit, Glück im Moment zu finden. Nachdem man das nicht über Nacht und schon gar nicht im Fall einer plötzlichen Krankheit lernt, muss man wohl rechtzeitig damit anfangen. Also ich würde sagen, bereits in der GO-GO Phase, oder wie ich diese nenne, der Phase von Freiheit & Erfüllung.

Die folgenden 4 Punkte scheinen mir daher für die GO-GO und SLOW-GO Phase wichtig.

1.      Die Freiheit erleben, genießen und genau das tun, was man am besten kann und will (typisches GO-GO), vielleicht sogar mit einer Bucket List. Aber nicht ALLES andere dem unterordnen!

2.      Veränderungen akzeptieren und lieben lernen und Neues daraus schöpfen.

3.      Sich für die Gesellschaft engagieren und etwas geben. Das kann im Rahmen von Freiwilligenarbeit, einer neuen Tätigkeit oder einfach familiärer Unterstützung sein, oder auch nur dadurch, dass man Glück und Freude verströmt; das geht übrigens wirklich in jedem Alter und ist an sich schon ein Wert!

4.      Sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen, z.B. alte Muster auflösen, Blockaden lösen, Frieden schließen u.v.m. – als Wegbereiter für die nächste Phase Ruhe & Sein.

Für die Punkte 1 bis 3 haben die meisten eine gute Vorstellung, was sie machen wollen. Aber der 4. Punkt, scheint mir, bleibt öfter auf der Strecke. Viele glauben, sich im Alter sehr gut zu kennen und sehen keinen weiteren Handlungsbedarf mehr.  Andere haben sich mit sich selbst („Ich bin halt so!“) und ihren Beziehungen arrangiert, sehen also das Negative, akzeptieren es aber. In beiden Fällen ist jetzt die beste Zeit dafür, sich mit sich selbst, den eigenen Bedürfnissen und den Beziehungen auseinanderzusetzen, denn das braucht man, um die Phase Ruhe & Sein in Würde zu erleben.

Herzlichst
Helga

Zu diesem Thema passen folgende Posts

 
 

Putzen - ein unterschätzter Jungbrunnen?

Putzen gehört üblicher Weise nicht gerade zu den coolsten Tätigkeiten, nach denen man sich nach einem anspruchsvollen, arbeitsreichen Berufsleben sehnt oder etwas, das die Pension mit Sinn erfüllt. Außerdem sind viele von uns daran gewöhnt, dass genau diese Tätigkeiten von hilfreichen „Geistern“ erledigt werden. Mehr durch Zufall und wegen Corona bin ich allerdings draufgekommen, dass genau diese Tätigkeit einen auch dazu bringt, sich intensiv mit den eigenen Sachen auseinanderzusetzen - und vor allem ist es ein regelmäßiges Workout. Gerade mit dem Älter werden ist regelmäßige Bewegung eine wichtige Sache und da bietet sich diese Tätigkeit dafür geradezu an. Erstaunlich: ich kann diesen regelmäßigen Aktionen jetzt wirklich etwas abgewinnen, denn im Grunde ist es nur eine Frage, was man daraus macht.

Take away

  • Putzen macht fit!

  • Putzen verschafft Dir Wertschätzung für die eigenen Sachen.

  • Putzen ist immer auch eine Gelegenheit zum Ausmisten.

  • Putzen erfüllt Dein Zuhause mit mehr Energie

 

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Wer hätte gedacht, dass mir Putzen einmal wirklich Freude machen würde? Vor ein paar Jahren hätte ich das rundweg verneint!

Während unseres Berufsalltages mit unseren Managementjobs, vielen Business-Reisen, Schule, Sport und Freizeitaktivitäten war einfach keine Zeit dafür. Gott sei Dank hatten wir Hilfe für unseren Haushalt!

Aber mit der Pension ist jetzt alles anders geworden.

Ursprünglich hatten wir es nicht geplant, aber unser Alltag hat sich so verändert, ganz besonders auch während Corona, dass wir plötzlich aufgefordert waren, uns selbst um unsere Wohnung zu kümmern. Mein Mann und ich machen das jetzt zu zweit als fixen Punkt in unserem Wochenprogramm. Das Putz-Programm ist klar aufgeteilt, auch die Zuständigkeiten und damit es nicht langweilig wird machen wir jedes Mal zusätzlich auch irgendetwas anderes. Man glaubt es nicht, aber  inzwischen haben wir sogar „Lust auf Putzen!“ Klingt komisch, ist aber so:) 

DAS BRINGT ES UNS

  • Unmittelbarer Erfolg! Man sieht sofort, was man getan hat. Das konnte man in unseren Jobs nicht immer sagen und bei vielen anderen Tätigkeiten ist das auch oft nicht sicht- und spürbar. Aber nach den 4 Stunden Hausarbeit setzen wir uns zufrieden zu einem Kaffee zusammen, schauen uns um und genießen unseren Erfolg. Es fühlt sich wirklich besser an, wenn rundherum alles wieder sauber erstrahlt.

  • Ein richtiges Workout! Bewegung muss nicht immer Joggen und Yoga oder Krafttraining, Radfahren oder Wandern sein, putzen ist ebenfalls teilweise echt anstrengend. Hut ab vor allen, die das beruflich machen! „Man sollte beim Putzen die gymnastischen Übungen nicht unterschätzen“ meint auch meine Freundin und Physiotherapeutin. Immer wieder bücken und aufrichten, vom Boden aufstehen, etwas aus hohen Schränken holen, etwas in tiefen Schränken verstauen, der Kraftaufwand beim Geschirr ein- und ausräumen, das Strecken, Dehnen und Balancieren, all das bringt etwas. Und wer möchte, kann das Programm durch Kniebeugen, Hocke, Liegestütz an den Kästchen oder einige Tanzschritte zwischendurch - etc. etc. – erweitern. All das lässt sich leicht zwischendurch einbauen. Kraft, Ausdauer, Konzentration und Koordination lassen sich überall trainieren! Und als strahlende und vitale Senioren brauchen wir das alles auch regelmäßig.
    Also, wenn es Euer Körper zulässt: in 4 Stunden kommt eine Menge Bewegung zusammen. Wenn Ihr so durch die Wohnung fegt, verbrennt ihr in der Stunde bis zu 300 Kalorien, meinen die Experten. Solltet Ihr dazu etwas nachlesen wollen oder Ideen dafür brauchen, Anne-Marie Millard [1] oder auch Stefan Rehbein [2], haben bereits Bücher über Haushalt-Workouts und Sport im Alltag verfasst.

  • Schafft innige Beziehung zu den eigenen Sachen. Richtig gut finde ich, dass man sich intensiv mit den eigenen Sachen auseinandersetzt. Wenn man jedes Ding nach und nach in die Hand nimmt, über die Flächen streicht und sie pflegt entsteht eine wertschätzende Beziehung. Man kann sich dabei auch immer wieder an den eigenen Sachen erfreuen. Wenn man beim Aufräumen etwas tiefer gräbt, findet man manchmal Dinge, von denen man gar nicht gewusst hat, dass sie da sind. Immer wieder komme ich so auf neue Ideen und gebe diesen Dingen eine neue Beachtung.  Aus energetischer Sicht tragen auch alle Räume und Gegenstände Energie und diese persönlich aufzuladen zahlt sich für das Wohlfühlen einfach aus.

  • Regelmäßige Gelegenheit zum Ausmisten! Beim intensiveren Hinschauen sieht man auch unmissverständlich, wie viel sich immer wieder ansammelt. Daher bietet sich im Rahmen des Putzens auch regelmäßig die Gelegenheit Dinge wegzugeben, die man nicht mehr braucht oder um sich haben will. So kann man ein Stück betrachten und sich z.B. nach Marie-Kondo-Manier fragen: Machst du mich glücklich? oder Warum bist du da?  (siehe Blog – Aufräumen) Dadurch wird unsere Wohnung gezielt luftiger und leichter.

Ich kann aus eigener Erfahrung nur empfehlen, so ein Programm in das Pensions-Job-Profil (siehe Blog Pension & Alter sind ein Job) aufzunehmen - wenn es körperlich möglich ist - und es so lange als möglich beizubehalten. Sich der eigenen Wohnung auch auf diese Weise zu widmen macht echt Freude.

Herzlichst
Helga

[1] Anne-Marie Millard: Putz dich schlank! Fit und schlank mit Staubsauger und Wischmopp! (2008)

[2] von Stefan Rehberger, Balz Wydler: Hopmop: Topfit ohne Sport  (2016)

 

AUSMISTEN – Eine Pflichtübung in der Pension

Je älter wir werden, desto mehr sammelt sich an und die einzige Möglichkeit für unser Wohlbefinden und später das unserer Kinder ist es, sich von Unnötigem zu trennen.

Take away

  • Betrachte ehrlich und kritisch all das, was sich bei dir angesammelt hat

  • Angesammeltes ist auch stagnierende und ungenützte Energie

  • Trenne dich von allem, was keine positiven Gefühle erzeugt

  • Bleiben darf, was mich glücklich macht!

 

Foto: Helga Pražak

 

WARUM IST AUSMISTEN SO WICHTIG?

Zugegeben, ich stehe gerade unter dem Eindruck von zwei Wohnungsauflösungen und bin so richtig in Fahrt, was das Ausmisten anbelangt. Meine Familie musste gleichzeitig zwei Wohnungen nach dem Tod von alten Damen räumen. Beide haben bis zum Schluss in der eigenen Wohnung gelebt und obwohl beide Wohnungen gepflegt waren, so waren sie doch wirklich angefüllt mit den unterschiedlichsten Sachen. Ich kann das gut verstehen, denn die Damen gehörten noch der sogenannten Kriegsgeneration an, die sehr viel Not und Mangel miterlebt hat. Da wurde nichts weggeschmissen!

Was wir alles gefunden haben: säckeweise alte Kleidung, Hüte und Taschen, die sie jahrelang, vielleicht sogar Jahrzehnte lang, nicht mehr getragen haben, jede Menge Bettwäsche und Handtücher, altes, teilweise beschädigtes Geschirr, massenhaft Bücher und Aufzeichnungen und vieles mehr! Alles sorgsam verstaut und teilweise sogar beschriftet. Neben den Mengen an Staub ist das aber in meinen Augen vor allem jede Menge stagnierender Energie!

Als Hinterbliebene mussten wir nicht nur ausräumen, sondern auch alles durchsehen, weil zwischen all den alten Sachen auch wirklich Schönes und vor allem wichtige Dokumente verborgen waren. Allerdings sind wir auch auf viele persönliche Aufzeichnungen gestoßen, die wohl nicht alle für unsere Augen vorgesehen waren.

Ich will das anders machen!

Obwohl wir immer wieder ausmisten und Ordnung schaffen (zugegeben in größeren Abständen), hat mir diese Erfahrung sehr deutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist, sich regelmäßig mit den eigenen Ressourcen zu befassen und im Alter vielleicht noch rigoroser als bisher in die verschiedenen Laden und Winkel zu schauen und sich bewusst und kritisch von vielem zu trennen.

Deshalb habe ich mir vorgenommen:

  • Ab sofort werde ich regelmäßig und großzügig auszumisten

  • Ich will meine Wohnung leicht und locker gestalten und keine Ladenhüter als geparkte Energien in irgendwelchen Kästen hüten

  • Vor allem werde ich eine klare Ordnung bei Dokumenten und Unterlagen schaffen und klar trennen, was für meine Nachkommen wichtig ist und was meine ganz persönlichen Dinge sind, die später ansatzlos entsorgt werden können

BLEIBEN DARF, WAS MICH GLÜCKLICH MACHT!

Ausmisten und wegschmeißen kann doch keine Wissenschaft sein, das kann doch jeder, oder? Aber sich von Dingen zu trennen ist eine emotionale Angelegenheit und nicht immer ganz leicht. Nostalgie, Erinnerung und verschiedene vage Ängste (Was ist, wenn ich das doch einmal brauche?) spielen dabei eine wesentliche Rolle. Von Kleidung trennt man sich (meistens) eher leicht, viel schwieriger wird es aber bei Büchern, Kleinkram und Erinnerungsstücken.

Daher nimm jedes Stück achtsam in die Hand und sortiere nicht nach logischen, rationalen Kriterien (könnte ich noch brauchen, war so teuer, ...) sondern achte darauf, was Dir der Gegenstand bedeutet. Ganz besonders frage Dich ehrlich: Macht er dich glücklich?

Es mag auf den ersten Blick etwas verrückt wirken, so zu entscheiden, aber alle Gegenstände tragen Energie in sich und strahlen etwas aus. Es ist vor allem die Energie, die Du hattest, als Du diesen Gegenstand bekamst oder kauftest. Diese Energie kann heute belasten oder beleben oder neutral sein.

Wenn alte Gegenstände aus längst vergangener Zeit im Kasten herumliegen und im aktuellen Leben keine Funktion mehr haben, stagniert dort eben diese Energie und für neue, dynamische, frische Energie ist kein Platz mehr. Im Alter ist es wichtiger denn je, dass wir uns mit frischer Energie umgeben, mit Leichtigkeit und daher auch mit Stücken, die uns erfreuen.

Wenn wir den kritischen Verstand für einen Moment ausschalten, spüren wir das problemlos. Du nimmst das Stück in die Hand und stellst die Frage: „Wie fühlt sich der Gegenstand an? Zieht er mich hinunter? Fühlt er sich neutral an? Spüre ich Wärme oder Freude?“

  • All das, was keinen essentiellen Zweck erfüllt und in uns keine Glücksgefühle auslöst, kann radikal aussortiert werden.

  • Alles, was uns wirklich Freude bereitet, darf bleiben

So vorzugehen ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und ungewohnt, denn wir sind viel mehr gewohnt, ein Ding nach Optik, Kosten oder Funktionalität zu bewerten. „Vielleicht kann ich das noch brauchen?“ oder „Der Gegenstand ist doch wertvoll“ oder „Für den bekomme ich nichts mehr, da behalte ich ihn lieber“ oder „So etwas kann man doch nicht wegschmeißen!“ Häufig sind es genau diese Sätze, die uns im Weg stehen, wenn wir ausmisten wollen und bewirken, dass wir die Wohnungen anstopfen.

Mit diesem radikal anderen Ansatz sortiert man nicht nur erfolgreich aus, man setzt sich auch intensiv mit sich selber auseinander. Unweigerlich tauchen Fragen auf: „Wie will ich sein? Womit will ich mich umgeben? Wie will ich leben? Mit welchen Dingen möchte ich in Zukunft zusammenleben?“. In der Pension und im Alter ist man viel mehr in den eigenen 4 Wänden, als bisher, daher sollte es gerade hier so angenehm wie nur möglich sein.

Also frag Dich beim Ausmisten immer wieder:
Macht es mich glücklich?
Schenkt es mir Freude?

Inspiriert es mich?

FEIERE DAS AUSMISTEN

Du kannst zwar Ausmisten und Wegschmeißen als schreckliche Pflicht sehen, als notwendiges Übel, aber Du kannst daraus auch ein lustiges, fröhliches Event machen. Spiel Musik und feiere den Erfolg (z.B. mit einem Stück Schokolade, mit einem Glas Prosecco oder einer Einladung) und dann macht das Ganze doch gleich mehr Spaß.

Und ja, vergiss nicht, die Dinge, die Du weggibst mit Respekt zu betrachten. Auch sie wurden einmal hergestellt (und zwar genau für Dich!), viele Leute haben daran gearbeitet und Ressourcen und Rohstoffe waren dafür notwendig. Sie hatten für dich einen besonderen Sinn und sie haben über eine gewisse Dauer eine Rolle gespielt.

Egal welche Jahreszeit, der richtige Zeitpunkt zum Ausmisten ist immer jetzt. Ich jedenfalls habe einmal mit dem Keller angefangen und es fühlt sich sehr gut an.

Ein japanisches Sprichwort besagt:

„Die Unordnung im Zimmer entspricht der Unordnung im Herzen.“
Ordnung macht demgemäß glücklich.
Und Deine Kinder werden es Dir danken 

Wer mehr Infos und Tipps zum Thema Ausmisten möchte: ich kann Das Große MAGIC CLEANING Buch von Maire Kondo empfehlen, und habe vieles davon selber ausprobiert.

Herzlichst
Helga

Hier geht´s zu meinen Blog-Grundgedanken “Wie geht Pension. Wie geht Alter”
Pension & Alter sind ein Job und 5 Säulen für ein strahlendes Alter