Persönlichkeitsentwicklung

GOGO, SLOWGO, NOGO

Habt Ihr schon von den 3 Phasen der Pension GO-GO, SLOW-GO & NO-GO gehört? Ich bin durch den Besuch eines amerikanischen Freundes darauf gestoßen, der meinte, seine GO-GO Jahre haben gerade begonnen. Nach unserem Gespräch habe ich weiter recherchiert und herausgefunden, dass dahinter ein klares Finanzierungsmodell steht. In den USA ist die GO-GO-Phase dazu da, Träume auszuleben und dafür braucht es viel Geld. Danach wird das Leben durch körperliche Einschränkungen ruhiger, also die SLOW-GO-Phase, bis man schließlich in der NO-GO-Phase viel Geld für Pflege und Betreuung braucht. Das klingt normal und nachvollziehbar, zeigt aber auch ungeschönt den vermeintlich unausweichlichen Verfall. Und damit bin ich nicht einverstanden. Denn für mich geht das Alter nicht nur bergab, sondern es wird immer reicher an Werten und innerem Frieden, wenn man es schafft sich der persönlichen Entwicklung zu stellen. Und damit können wir das NO-GO vielleicht ganz vermeiden oder zumindest sehr lange hinauszögern.

Take away:

  • GO-GO, SLOW-GO, NO-GO – ein amerikanisches Finanzkonzept für das Alter

  • Hast Du eine so genannte „Bucket Liste“, also eine Liste all der Dinge, die Du noch erleben möchtest?

  • Das Alter ist aber auch die Blütezeit der persönlichen Entwicklung und voll neuer Werte.

 
 

GO-GO, SLOW-GO & NO-GO - WAS STECKT DAHINTER?

Als unser Freund John aus den USA uns knapp nach seiner Pensionierung mit 60 besuchte, war er fröhlich, sportlich, aktiv, voll Tatendrang und am Weg zu einem Schiurlaub in Österreich. Er meinte begeistert, dass für ihn jetzt die GO-GO Jahre begonnen haben. Wir haben schon verstanden was er meinte (siehe Post Gewonnene Jahre), aber dass ein Konzept von 3 Altersphasen in Amerika gang und gäbe ist, war uns neu: GO-GO, SLOW-GO & NO-GO!

So sehen die 3 Phasen aus:

GO-GO, ist der Lebensabschnitt von 60 bis 70 (75), in dem man sich all jene Träume erfüllt, die während des Berufslebens nicht möglich waren. An erster Stelle stehen Reisen, denn in den USA gibt es generell nur sehr wenige Urlaubstage während des Berufslebens. Dann kommen Sport, auch Extremsport und alle Arten von Hobbies. Es geht darum die „bucket list“ zu erfüllen, also eine Liste von Dingen, die man im restlichen Leben gerne noch tun oder erreichen möchte, bevor es zu Ende geht.
Von der Intensität unterscheidet sich dieser Lebensabschnitt daher kaum vom Berufsleben davor. Man hat klare Ziele und die meisten Leute haben noch weniger Zeit als vorher. Charakteristischerweise nennt man diese Senioren daher auch Grey Panther, Power-Ager, Best Ager usw. Klar, dass man in dieser Zeit einiges an Geld braucht und daher bereits lange vorher die Finanzierung dafür planen muss.

SLOW-GO ist der Lebensabschnitt von etwa 70 bis etwa 85, in dem es die meisten etwas langsamer angehen, bedingt durch körperlich Einschränkungen oder einfach weil sie weniger Energie haben. Aus Weltreisen werden Kurztrips, aus Arbeit wird die Betreuung der Enkel, aus extremem Sport wird Walking. Die Achtsamkeit liegt auf Gesundheit und Routinen. Alles ist sehr beschaulich und oft werden die Senioren in der Werbung als gütig dreinblickende Ruheständler auf Gartenbänken oder in gemütlichen Lehnstühlen dargestellt.

NO-GO, also die letzte Phase, die je nach Gesundheitszustand 5 - 20 Jahre sein kann, ist dominiert durch medizinische Betreuung und Pflege und oft verbunden mit weniger sozialen Kontakten, manchmal sogar mit Einsamkeit. Es sind also Alte, die sich nicht mehr alleine bewegen können und daher Pflegedienste, Gehhilfen, Rollstühle, Treppenlifte und anderes brauchen. All das erfordert sehr viel Geld.

Es liegt wohl an der amerikanischen Art, die Dinge klar und fast schonungslos anzusprechen. Bei der Recherche wurde mir klar, dass hinter diesem Konzept primär Finanzdienstleister stehen, die bei der Finanzierung des Alters helfen. Denn in der GO-GO Phase braucht man zum Teil viel mehr als vorher, in der SLOW-GO Phase eher weniger, während in der NO-GO Phase die Kranken- und Pflegekosten massiv zuschlagen. Aus amerikanischer Sicht macht so eine rechtzeitige Planung wohl auch sehr viel Sinn, da die sozialen Systeme nicht vergleichbar sind. Wir in Europa haben staatliche Pensionen, Krankenkassen etc., müssen aber auch zunehmend die Rentenlücke frühzeitig mitplanen. Und dafür geben diese drei Phasen gute Gedankenansätze,

solange man nicht
die GO-GO Phase zur Pflicht erklärt und
die NO-GO Phase automatisch das schreckliche Ende ist!

WO BLEIBEN DIE WERTE IM ALTER?

Ich bin in Finanzsachen keine Expertin und daher stehen in meinem Blog andere Themen im Vordergrund, wie z.B. persönliche Werte. Diese spielen für mich in allen 3 Phasen eine große Rolle.

Auch stehe ich dieser rein materialistischen Einstellung kritisch gegenüber, insbesondere, weil sie suggeriert, dass man GO-GO ausleben muss, weil danach nichts mehr kommt.

Was ist mit persönlichen Werten? Was ist mit der persönlichen Entwicklung, die in dieser Lebensphase einen Höhepunkt erreichen kann? Was ist mit dem Alter als gesellschaftlicher Wert? Und wie viel Einfluss können wir nehmen, dass die NO-GO-Phase nicht eintritt oder zumindest möglichst kurz, in jedem Fall aber sinnvoll und irgendwie angenehm ist? Ich denke, das ist eine der ultimativen Fragen, oder nicht?

In meinem Buch WAS MACHST DU JETZT habe ich die Phasen des Alters so definiert:

  • Freiheit & Erfüllung als Senior von 60 bis etwa 80

  • Ruhe & Sein ab etwa 80

 
 

Das unterscheidet sich oberflächlich betrachtet nicht wesentlich von GO-GO, SLOW-GO und NO GO, inhaltlich jedoch deutlich.

Die NO-GO Phase nenne ich lieber die Phase der RUHE & des SEINS. Wenn man diese in Würde erleben will, braucht man inneren Frieden, Selbstliebe, Akzeptanz und die Fähigkeit, Glück im Moment zu finden. Nachdem man das nicht über Nacht und schon gar nicht im Fall einer plötzlichen Krankheit lernt, muss man wohl rechtzeitig damit anfangen. Also ich würde sagen, bereits in der GO-GO Phase, oder wie ich diese nenne, der Phase von Freiheit & Erfüllung.

Die folgenden 4 Punkte scheinen mir daher für die GO-GO und SLOW-GO Phase wichtig.

1.      Die Freiheit erleben, genießen und genau das tun, was man am besten kann und will (typisches GO-GO), vielleicht sogar mit einer Bucket List. Aber nicht ALLES andere dem unterordnen!

2.      Veränderungen akzeptieren und lieben lernen und Neues daraus schöpfen.

3.      Sich für die Gesellschaft engagieren und etwas geben. Das kann im Rahmen von Freiwilligenarbeit, einer neuen Tätigkeit oder einfach familiärer Unterstützung sein, oder auch nur dadurch, dass man Glück und Freude verströmt; das geht übrigens wirklich in jedem Alter und ist an sich schon ein Wert!

4.      Sich intensiv mit sich selbst auseinandersetzen, z.B. alte Muster auflösen, Blockaden lösen, Frieden schließen u.v.m. – als Wegbereiter für die nächste Phase Ruhe & Sein.

Für die Punkte 1 bis 3 haben die meisten eine gute Vorstellung, was sie machen wollen. Aber der 4. Punkt, scheint mir, bleibt öfter auf der Strecke. Viele glauben, sich im Alter sehr gut zu kennen und sehen keinen weiteren Handlungsbedarf mehr.  Andere haben sich mit sich selbst („Ich bin halt so!“) und ihren Beziehungen arrangiert, sehen also das Negative, akzeptieren es aber. In beiden Fällen ist jetzt die beste Zeit dafür, sich mit sich selbst, den eigenen Bedürfnissen und den Beziehungen auseinanderzusetzen, denn das braucht man, um die Phase Ruhe & Sein in Würde zu erleben.

Herzlichst
Helga

Zu diesem Thema passen folgende Posts

 
 

Pension & Alter sind ein Job

In der Pension zuerst einmal alles „schleifen lassen“, und nur das tun worauf man gerade Lust hat, ist ungewohnt aber unglaublich toll und wichtig. Doch nach einiger Zeit kam zumindest für mich die Frage: Ist das jetzt alles für die nächsten 40 Jahre oder gibt´s da noch mehr?  So habe ich mich entschlossen, als Chefin in meinem Leben meinen PENSIONS-JOB zu kreieren, um in den kommenden Jahren meine Ideen auszuleben und mein strahlendes Alter vorzubereiten. Genau darum geht es heute.

Take Away

-       Wie alt willst Du werden?

-       Verantwortung für Dein Leben in den nächsten 30-40 Jahre

-       5 Schritte zu Deinem Pensions-Job anhand der 5 Säulen

 

Foto: Robert Pražak

 

MEINE VERANTWORTUNG FÜR DIE NÄCHSTEN 40 JAHRE

Seit meinem ersten Jahr in Pension habe ich viele Diskussionen mit gleichaltrigen Freunden, Bekannten und Klienten geführt. Es ging dabei insbesondere um die zentrale Frage: Was erwarte ich vom Alter? Jeder hat dazu eine ganz persönliche Einstellung.

Schon allein die Frage, wie alt möchtest Du werden, könnte nicht unterschiedlicher gesehen werden. Ich stelle mich einmal auf 34 weitere Lebensjahre ein. Dann bin ich 100 Jahre alt! Denn die Chance, dass wir so alt werden, ist in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen. So alt zu werden wird jedoch von manchen mit dem Hinweis abgelehnt, dass es doch Schicksal sei oder von den Genen oder der körperlichen Abnützung abhängig. Andere wollen sich dazu gar keine Gedanken machen und einfach nur im Jetzt leben. Schließlich wollen manche definitiv gar nicht so alt werden.

Wir könnten uns natürlich jetzt Statistiken zu diesem Thema ansehen, aber das ist nicht der Punkt. Ich glaube vielmehr, dass wir alleine mit der Haltung zu dieser Frage ausdrücken, wie wir diesen Lebensabschnitt sehen und gestalten wollen. Aktiv älter werden bedeutet für mich mit Neugierde die Veränderungen und das Zusammenspiel von Körper-Seele-Geist wahrzunehmen und all das zu tun, was mir gut tut. Passiv älter werden bedeutet für mich, die körperlichen Veränderung an die medizinischen Möglichkeiten abzugeben. Wie alt wir tatsächlich werden, kann niemand vorhersehen, aber wie wir diese Jahre erleben, darauf haben wir sehr wohl Einfluss. Darin besteht unsere Verantwortung.

Wenn es uns bis ins hohe Alter gut geht und wir glücklich sind, ist das ein Geschenk für alle: uns selber & unsere Kinder & die Gesellschaft. Und die Vorbereitungen beginnen spätestens jetzt!

DAS JOB-PROFIL FÜR JUNGE ALTE

Die Idee, auch die Pension als persönlichen Job zu sehen, finde ich deshalb so interessant, weil es sehr gut klar macht, worum es einem in den nächsten Jahrzehnten geht und die Verantwortlichkeit in den Vordergrund rückt. Ich empfehle Dir, das Job-Profil schriftlich zu machen und nach einiger Zeit zu reflektieren. Damit vermeidest Du, dass es die Qualität von Neujahrsvorsätzen bekommt, die ja sehr oft schon im Jänner wieder vergessen sind.

SO KOMMST DU ZU DEINEM PENSIONS-JOB-PROFIL

Schritt 1 - Definiere deine Themen nach den 5 Säule
In den Blogs 5 Säulen für ein strahlendes Alter  und Gewonnen Jahre gibt es viele Anregungen dazu. Aus den vielen Möglichkeiten, gebe ich Dir hier ein paar Ideen:

  • GESUNDHEIT - Was würdest Du gerne tun, um Deinen Körper zu verwöhnen? Dabei geht es nicht nur um die medizinische Betreuung, bewusste Ernährung und ausreichende Bewegung, sondern auch um alle emotionalen und mentalen Möglichkeiten um gesund zu sein. Wie schaut´s z.B. mit Meditation aus? Wenn Du das noch nie ausprobiert hast, wäre das jetzt vermutlich eine gute Möglichkeit, denn Meditation unterstützt sämtliche körperlichen und mentalen Leistungen.

  • SINN – Wir haben jetzt die Freiheit und freie Wahl, genau das zu tun, was wir am besten können und wollen. Hast Du eine Tätigkeit, die Dich richtig begeistert? Auf der Agenda der Pension stehen aber auch Lebensbiographie, Spiritualität und die Auseinandersetzung mit kritischen Themen wie Umgang mit Krisen, Trauer, Verlust, Sterben und Tod. Hast Du dich diesen schon gewidmet?

  • LIEBE - Egal, wo man sich auf der „Liebesskala“ befindet, es gibt immer noch etwas zu tun. Wie gut bist Du in Selbstliebe? Welchen Beziehungen möchtest Du einen Liebesimpuls geben? Ist Dein Freundeskreis groß und vielfältig? Vielleicht möchtest Du neue Leute kennenlernen? Vielleicht willst Du Dich aber mit Vergebung beschäftigen (dir selbst und anderen gegenüber), die ein wichtiger Schritt ist, um gesund alt zu werden, denn sie befreit von negativen Emotionen.

  • VERGNÜGEN – Welche Träume sind noch offen? Hast Du Dir darüber Gedanken gemacht? Kommen Humor, Spaß und herzlich lachen in Deinem Alltag vor? Und wann hast Du das letztes Mal etwas völlig Neues ausprobiert?

  • RESSOURCEN – Wenn Dir die Themen Geld und Finanzen Sorgen bereiten, widme dich auch den Emotionen dahinter. Denn der Umgang mit Problemen ist leichter, wenn Du Dich nicht in der negativen Emotionsspirale befindest. Ein völlig anderes Thema ist ausmisten. Wann hast Du das letzte Mal Sachen ausgemistet? Vielleicht ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt dafür.

 
Blog #4 Pension ist ein Job.JPG

Mein aktuelles

Pensions-Job-Profil

 
  • GESUNDHEIT: Ich feiere meinen Körper, indem ich ihn bewundere, so wie er ist.  Ich höre ihm zu, wenn er ein Symptom zeigt und gehe energetisch und physisch darauf ein. Ich liebe Bewegung und gutes Essen und manchmal fasten und unterstütze ihn regelmäßig emotional, mental und energetisch.

  • SINN: Ich lebe meinen Alltag mit Begeisterung und Freude, erschaffe Sinnvolles für mich und andere und stelle mich auch den tiefen Fragen des Lebens,

  • LIEBE: Ich lebe mit meinem Mann bewusst eine erfüllte Partnerschaft und ich genieße die erwachsene und liebevolle Beziehung zu meinem Sohn. Ich fühle mich in einem Netz von Freunden geborgen und schenke Menschen, die mir begegnen Mikromomente der Liebe.

  • VERGNÜGEN: Ich finde immer etwas Humorvolles, frage mein Inneres Kind, was es tun möchte und probiere Neues aus (das letzte Mal war es E-Scooter fahren).

  • RESSOURCEN: Ich widme meinen materiellen Ressourcen Zeit, obwohl ich das nicht so gerne mache, wie die anderen Säulen. Dazu gehört auch großzügiges ausmisten, auch wenn es mir manchmal schwerfällt.

Schritt 2: Was ist die erste wichtige Aktion dazu? Was wirst Du dafür tun?

Schritt 3: Überlege Dir für jedes Thema, wo Du gerade auf einer Skala von 1 – 10 stehst. 

1= ist ganz neu für mich, kann ich bisher gar nicht oder belastet mich sehr; 10 = da bin ich wirklich gut darin; das ist mein Optimum

Schritt 4: Wie ist es, wenn es richtig gut läuft (Stufe 10)

Schau Dir in regelmäßigen Abständen an, ob Du etwas anpassen möchtest, beziehungsweise wo Du auf der Skala von 1–10 stehst. Und vergiss ja nicht, Deine Erfolge zu feiern!

Wenn Du noch intensiver dranbleiben willst, erzähl jemanden davon. Das hilft sehr, weil man darüber diskutiert, neue Ideen bekommt und sich kommittiert.

Bitte beachte, dass man für Verhaltensänderungen mindestens 3 Monate dran bleiben muss. Unser Unterbewusstsein braucht diese Zeit, um neues Verhalten automatisch ablaufen zu lassen.

Jetzt wünsche ich Euch viel Freude, diesen neuen Job zu definieren, es zahlt sich wirklich aus!

Herzlichst
Helga