Love 2.0 - micromoments of love

Wenn es um Liebe geht, haben wir alle unsere eigenen Vorstellungen und Erfahrungen und trotzdem gibt es immer noch mehr, was man für das größte aller Gefühle tun kann. Neben Selbstliebe ist es natürlich die Liebe zu unseren Partnern und Kindern, die immer wieder eine Auffrischung brauchen kann, ganz besonders, wenn sich mit der Pension und im Alter so vieles verändert.

In diesem Post stelle ich Euch daher einen völlig neuen Blickwinkel der Liebe vor, den die Expertin für positive Psychologie, Barbara Fredrickson, in ihrem Buch LOVE 2.0 beschreibt. Aus ihrer Forschung zeigt sich, dass der Körper Liebe als Mikromomente der Wärme und Verbundenheit wahrnimmt. Die positiven Auswirkung dieser Momente auf unsere gesamte Körperchemie sind genauso wichtig, wie gutes Essen und saubere Luft - und natürlich besonders wenn wir älter werden.

Take away

  • Buchempfehlung: Love 2.0 oder Die Macht der Liebe

  • Mikromomente der Liebe entstehen durch „Positivitätsresonanz

  • Das ist das Minimum: 3 Mikromomente der Liebe jeden Tag

 
 

DIE LIEBE ÄNDERT SICH  MIT DEM ALTER?

Vor kurzem war Valentinstag, das Fest der Liebe, von dem ich immer, etwas abfällig, geglaubt habe, das es nur eine kommerzielle, importierte Idee der letzten Jahrzehnte ist. Aber nein, das Fest der Liebe am 14. Februar hat eine jahrhundertelange Tradition und wurde bereits im 19. Jahrhundert umfangreich gefeiert!

Mich hat dieser Valentinstag nun angeregt, über das Thema Liebe im Alter nachzudenken. Denn mit dem Schritt in die Pension verändern sich meistens auch die Beziehungen: man ist viel mehr zusammen, die Kinder sind aus dem Haus und selbständig, es gibt neue Aufgaben für jeden, die Romantik ist nicht mehr neu, viel Selbstverständliches hat sich eingeschlichen und möglicherweise haben auch körperliche Probleme Einschränkungen mit sich gebracht, in jedem Fall gibt es Veränderungen. Daher muss man sich auch in der besten Beziehung in den kommenden 30-40 Jahren teilweise immer wieder neu (er)finden. Gilt das auch für die Liebe?

Egal, wo man sich auf der Liebesskala befindet, von Liebe können wir nicht genug haben. Denn Liebe ist für uns Menschen mindestens so wichtig wie Sonnenlicht, Sauerstoff und gutes Essen und wichtiger als alle anderen positiven Emotionen. Die Liebe, die wir erfahren oder nicht erfahren, ändert unsere Zellarchitektur und damit unsere körperliche Gesundheit, Vitalität und Wohlbefinden. Love 2.0 ist also angesagt!

EIN NEUER BLICK AUF DIE LIEBE

LOVE 2.0 - Creating Happiness and Health in Moments of Connection[1] ist  der englische Titel eines Buches von Barbara Fredrickson, führende Wissenschaftlerin im Bereich Positive Psychologie, das mir in diesem Zusammenhang besonders gefällt und das ich Euch deshalb kurz vorstellen möchte. Die deutsche Fassung heißt: Die Macht der Liebe – ein neuer Blick auf das größte Gefühl.

Wenn wir an LIEBE denken haben wir alle unsere eigenen inneren Bilder, Gefühle und viele Erfahrungen dazu. Oft wird sie verbunden mit einer oder mehreren Personen, mit Romantik, Heirat, sexuellem Verlangen, mit Kindern, Enkeln manchmal auch Tieren und anderen. Sie kommt aber auch mit den Assoziationen von zusammengehören, geborgen sein, vertraut sein, dauerhaft, bedingungslos und manch anderem daher. Und oft wird sie im anderen gesucht und man kann sie demnach auch verlieren.

Wir definieren Liebe also für uns auf vielfältigste Weise, aber unser Körper kennt nur eine einzige Form von Liebe, die er  erlebt und braucht:

Die Liebe ist für unseren Körper
der Mikromoment von Wärme und Verbundenheit,
wenn wir mit einem anderen Menschen ein positives Gefühl teilen
und uns dadurch in Resonanz und tief verbunden fühlen.

 MIKROMOMENTE DER LIEBE

Das Buch beschreibt Liebe als ein erneuerbares Gefühl, das weniger mit Romantik umso mehr aber mit Biochemie und dem bewussten Umgang miteinander zu tun hat. Diese Momente tiefer, inniger Verbindung, die primär über den Augenkontakt gehen, kann man unabhängig vom Bekanntheitsgrad der Person erleben: „Ob Du Deinem Liebsten zärtlich in die Augen siehst oder mit dem Busfahrer oder der Verkäuferin Blicke austauschen, um Dich freundlich über eine Aktion zu verständigen, ist im Prinzip gleich.“

Das finde ich schon spannend, denn das Gefühl von Liebe habe ich in Interaktionen, etwa mit unserem Briefträger, noch nie gefühlt ……

Das Prinzip aber begeistert mich, nämlich, dass man das Gefühl „Liebe“ auf vielfältige Weise erzeugen kann und nicht alles z.B. vom Glück abhängt, den einzigen, wahren Partner gefunden zu haben!

Für diese Mikromomente muss es drei Dinge gleichzeitig geben und vor allen, dass man sich rundum sicher fühlt. Denn Liebe braucht Sicherheit!

  1. Man teilt eine positive Emotion mit einem anderen Menschen (das kann vieles sein, ein gemeinsames schönes Erlebnis, Dankbarkeit, Interesse, Inspiration... ) und tauscht liebevolle Blicke …

  2. … mit aufrichtigem Interesse am anderen, tiefem gegenseitigem Verständnis, Wärme, Mitgefühl und Fürsorge.

  3. Und genau daraus entsteht eine sogenannte Synchronie zwischen beiden, ein Gefühl von EINS sein. Die Gehirnwellen und Herzfrequenz laufen synchron und das das Liebeshormon Oxytocin wird produziert,

All das zusammen nennt Barbara Fredrickson die Positivitätsresonanz. Diese Resonanz positiver Energie geht hin und her und erzeugt so etwas wie elektrische Spannung. Diese Momente sind energiespendend und davon profitiert unser Körper. Mit jedem weiteren Mikromoment empfinden wir immer ähnlicher, wir harmonisieren miteinander, fühlen synchron.

WAS BRINGT DAS IN LANGJÄHRIGEN BEZIEHUNGEN?

Dieser neue Blick auf die Liebe ist sehr materiell und erklärt uns die chemischen Prozesse. Obwohl ich jemand bin, der eher die energetischen und spirituellen Aspekte sucht, spricht mich dieser neue Ansatz sehr an, weil er das große Thema Liebe auch auf etwas reduziert, was man selber leicht machen kann.

Die Idee, Liebe so in den Alltag zu bringen und damit z.B. auch eine 20, 30 oder 40 jährige Beziehung zu beleben, finde ich ziemlich genial. Ich habe mich oft gefragt, warum die Beziehung zu meinem Mann in der Pension so eine positiven Richtung genommen hat und so intensiv geworden ist.  Wahrscheinlich machen wir genau das intuitiv: Wir sammeln Micromoments of Love – jeden Tag! Und die viele gemeinsame Zeit macht das klarerweise leichter möglich als früher.

Als ich dieses Buch gelesen habe, wurde mir das nur noch deutlicher bewusst und mir wurde klar, dass diese Momente nicht einfach nur nett und schön sind, sondern eine besondere Bedeutung haben. Die Liebe (auch) als Positivtätsresonanz zu sehen motiviert mich, meinen Mann häufiger zu umarmen, ihm lächelnd in die Augen zu sehen, es erinnert mich dran, die vielen kleinen gegenseitigen Gesten nicht selbstverständlich zu nehmen.  Und vor allem auch die gemeinsamen Momente von Vergnügen, Spaß und Humor, um die es im letzten Post gegangen ist, bewusst zu feiern. Aber das stärkste Hindernis, diese Liebesmomente zu erfahren, liegt im sogenannten Kokon-Verhalten (Cocooning), wenn man sich in sich selbst vergräbt - das kann auch „Abtauchen in elektronische Medien“ sein - und nach außen abschottet.

Daher empfehle ich eine Bestandsaufnahme:

  • Welche Momente von Warmherzigkeit und Wohlwollen mit dem Gefühl von Positivitätsresonanz hast du in letzter Zeit erlebt?

  • Wie viele solche Mikromomente der Liebe gab´s mit deinem Partner/Partnerin tagtäglich?

  • Wie viele Mikromomente der Liebe gab´s mit anderen tagtäglich?

MEHR LIEBE IM ALLTAG!

Ich glaube, das Kreieren von Mikromomenten der Liebe ist ganz entscheidend für eine Partnerschaft, in der man gemeinsam älter wird. Und ich empfehle daher, mindestens 3 Gelegenheiten jeden Tag „beim Schopf“ zu packen, in denen man sich mit dem Partner/Partnerin auf diese Weise verbindet – mit Warmherzigkeit, Respekt und Wohlwollen.

Das Schöne an dem Konzept liegt für mich auch darin, diese Mikromomente mit vielen anderen Menschen erleben zu können und sie sind nicht weniger wichtig. Das war, in dieser Deutlichkeit, neu für mich. und ich bin gerade dabei, das mehr und mehr auszuprobieren.

In diesem Sinne, und ganz besonders weil gerade Valentinstag war, wünsche ich Euch viele belebende Mikromomente der Liebe.

Herzlichst
Helga

 

[1] Barbara Fredrickson: Love 2.0 Finding Happiness and Health in Moments of Connection 2013,

Deutsche Ausgabe: Die Macht der Liebe – ein neuer Blick auf das größte Gefühl; Campus 2013