Welcher Pensions-Typ bist du?

Dass jeder die Pension anders erlebt liegt auf der Hand und mir scheint, dass die Bandbreite an Erlebnissen, Gefühlen und Bedürfnissen in diesem Lebensabschnitt noch unterschiedlicher ist als je zuvor. Aber selbst wenn jeder/jede seine/ihre Individualität lebt, ein paar Übereinstimmungen gibt es dann doch.

Ganz zufällig bin ich beim Lesen auf verschiedene Pensionisten (Rentner)-Typen gestoßen und habe danach beim weiteren Recherchieren auch noch viele Persönlichkeitstests für Pensionisten gefunden, die meisten im englischen Sprachraum. Da ich immer schon gerne Persönlichkeitstest gemacht habe - von qualitativ sehr anspruchsvollen im Rahmen von Managementbewertungen bis zu, naja, oberflächlichen in Frauenzeitschriften - habe ich auch etliche gleich selbst gemacht.

Aus all denen habe ich 3 Modelle ausgewählt, die jeweils einen sehr unterschiedlichen Fokus haben und die für mich interessant und aussagekräftig waren.

  • Wie optimistisch oder pessimistisch, planend oder planlos stellst du dich auf die Pension ein?

  • Welche Aktivitäten hast du vor?

  • Wo liegen deine Motivationen? Was treibt dich an?

Ihr seid herzlich eingeladen, hier zu schauen, wo ihr euch am besten wiederfindet, vielleicht auch eure Schlüsse daraus zu ziehen und in jedem Fall eine Gesprächsbasis mit dem Partner oder mit Freunden zu haben (Schatz wir müssen reden).

Take away

  • Drei unterschiedlich Pensionisten-Profile vom Abenteurer bis zum Suchenden.

  • Wie sehe ich mich und wie sieht mich mein Partner? Stoff für ein Gespräch!

  • Anhaltspunkte für all jene, die die Pension noch vor sich haben oder jene, die gerade ein Loch erleben und sich fragen Wo geht´s jetzt weiter?

 
 

ALTERSSTRATEGE - ABENTEURER - ENGAGIERTER - BESORGTER - RELAXTER

Das Meinungsforschungsinstitut Sinus hat im Rahmen einer großen Studie [1] (2017) für die Deutschen Versicherer (Projekt 7 Jahre Länger“) 40 bis 55-Jährige befragt, wie sie die Pension sehen. Dabei kristallisierten sich fünf Pensionisten-Typen heraus, die sich vor allem darin unterscheiden, wie sie auf das Alter blicken:

  • ob optimistisch oder pessimistisch

  • wie aktiv man den Ruhestand bereits plant

  • und welche Bedeutung Familie, Freunde etc. spielen.

Der Fokus dieser Umfrage lag auf den drei Bereichen Gesundheit – Finanzen – soziale Kontakte.

  • Der Altersstratege bereitet sich viele Jahre auf die Pension vor, freut sich auf den letzten Arbeitstag, um anschließend Versäumtes nachzuholen oder Ideen zu verwirklichen. Geplant sind insbesondere die finanziellen Mittel, Nicht so optimistisch ist der Altersstrategie was seine Gesundheit anbelangt.

  • Der Abenteurer denkt wenig an das Alt-Sein und bereitet sich kaum aktiv auf die Pension vor, macht kaum Pläne, denn für ihn gibt es immer etwas Neues zu entdecken, auch im Alter noch. Daher distanziert er sich von den klassischen Altersbildern und ist überdurchschnittlich optimistisch, auch was den körperlichen Zustand angeht.

  • Der Engagierte zeichnet sich durch extrem starke Sozialkontakte aus. Die Familie ist der Sicherheitsanker. Dafür ist er bereit, sich intensiv zu engagieren. In dieser Gruppe halten sich die Optimisten und Pessimisten etwa die Waage.

  • Der Besorgte blickt pessimistisch in die Zukunft. Für ihn ist das Leben in mindestens zwei der oben genannten 3 Bereiche ein ständiger Kampf. Er erwartet nichts Positives von der Pension. Selbst wenn ihm klar ist, dass er bereits heute einiges daran ändern könnte, wird er nicht aktiv.

  • Der Relaxte lebt voll in der Gegenwart und verschwendet kaum einen Gedanken an seinen Ruhestand. Die Zukunft ist ein unbeschriebenes Blatt und er beabsichtigt das Beste aus dem zu machen, was kommt. Das kann eine längere Berufstätigkeit oder Freiwilligenarbeit sein. Diese Unbekümmertheit (Optimismus) überträgt er auch auf die eigene Gesundheit.

Nach dieser Befragung sind jeweils ein Viertel der Bevölkerung Abenteurer oder Besorgte. Mit nur 12% sind die Altersstrategen am wenigsten verbreitet. Und obwohl fast 40% aller Befragten deutliche Einbußen bei Finanzen und Gesundheit befürchten, planen nur etwa 20% ihre Pension auch wirklich. Die Autoren meinen, dass die ernsthafte Beschäftigung mit dem Alter bei den meisten Menschen immer noch Unbehagen auslöst. „Also wird verdrängt, verschoben, vergessen.“

Schon erstaunlich, denn Planung hat im überwiegenden Teil unseres Lebens eine wichtig Rolle gespielt und jetzt soll sie plötzlich nicht mehr wichtig sein? Ich persönlich finde, dass Planung auch mit Selbstverantwortung zu tun hat und immer gut ist, allerdings nur, wenn man sich damit nicht einschränkt. Denn immer wieder kommt es dann trotzdem anders und da braucht man viel Flexibilität.

Ich selbst zähle mich zu den Abenteurern und das passt gut:

Weil älter werden für mich ein Abenteuer ist!

Welcher Gruppe würdet ihr euch zuordnen? Wie seht ihr eure Freunde? Seid ihr Optimisten oder Pessimisten, Planer oder Genießer? Ich glaube, dass man sich anhand der Kriterien ziemlich gut selbst einschätzen kann, aber wenn du tiefer einsteigen willst, hier geht´s zum Test.  

Da ich mein Konzept für Strahlend-alt-werden auf 5 Säulen aufbaue, ist für mich der Fokus auf Gesundheit-Finanzen-Kontakte zu eng. Denn Optimismus hängt nicht nur von diesen 3 Faktoren ab, sondern insbesondere auch davon, ob man einen SINN im Leben sieht, LIEBE und NEUES erfährt und ob man mit einer guten Portion HUMOR die Veränderungen akzeptieren kann. Daher schauen wir uns im nächsten Modell jetzt an, welche Aktivitäten (SINN) Pensionisten gerne ausleben.

GLOBETROTTER – GELEHRTER – SPORTLER – ARBEITSPFERD – BUCKET-LISTER - KÜNSTLER – PHILANTHROP - DIREKTOR

Diese 8 Pensionisten-Typen, die sich primär durch ihre Tätigkeiten unterscheiden, habe ich bei RTOERO [2] gefunden, einer kanadischen Organisation für Pensionäre im Bildungswesen. Hier geht es primär darum, welchen Aktivitäten sich Pensionisten wünschen.

  • Der Globetrotter hat primär vor, in der Pension ausgiebig zu reisen! Reisen wird zum Inhalt.

  • Der Gelehrte ist von Natur aus neugierig und immer auf der Suche, sein Wissen zu vertiefen. Die Pension ist perfekt dafür! Viele wollen studieren, andere aber auch ihr Wissen weitergeben.

  • Der Sportler muss sich bewegen und auf Trab bleiben. Auch wenn teilweise Höchstleistungen erbracht werden ist der Wettbewerb nicht (mehr) das Hauptziel, sondern die Aktivität und die Freundschaften, die daraus entstehen sind der Bonus.

  • Das Arbeitspferd will mit der Arbeit nicht aufhören, sondern weitermachen. Das kann im bisherigen Bereich oder einer zweiten Karriere sein. Es gibt ein Gefühl von Aktivität, Zugehörigkeit und man bleibt am Ball.

  • Der Bucket-Lister (bekannt durch den Film Das Beste kommt zu Schluss [3]) hat ganz klare Vorstellungen von Dingen, die er vor seinem Tod unbedingt noch machen oder erleben will und arbeitet sie nach und nach ab.

  • Der Künstler will die freie Zeit nützen, um (endlich) seine Kreativität auszuleben.

  • Der Philanthrop kann sich (endlich) für jene Anliegen einsetzen, die ihm am Herzen liegen. Dies kann eine formelle Freiwilligenarbeit sein oder auch weniger formelle Projekte beziehungsweise Aktivitäten im persönlichen Umfeld. Ich denke, hier fallen auch Oma & Opa-Engagement hinein.

  • Der Direktor ist der Organisator, der Vermittler und engagiert sich in Vereinen, Kommunen, etc. Für ihn kann die Pension bedeuten, dass der Kalender voller ist als je zuvor.

Entsprechend der letzten Umfrage (2023) unter den mehr als 80.000 Mitgliedern von RTOERO wollen 57% zu  den Globetrottern  werden und 45% ihre Bucket-Liste abarbeiten bzw. Sportler sein (42%), die wenigsten wollen Direktor sein. Das deckt sich mit den Erfahrungen, die ich bereits im Artikel GOGO-SLOWGO-NOGO über die USA beschrieben habe. Offensichtlich verbinden die Vor-Pensionisten die Pension ausschließlich mit den ersten 10 Jahren, also GOGO. Aber der Lebensabschnitt „Alter“ kann 30 oder 40 Jahre lang sein.

Überraschender Weise hat für mich die Bedeutung von Reisen stark abgenommen, obwohl wir das früher sehr intensiv gemacht haben (vielleicht gerade deshalb 🤔?). Dafür „fahre“ ich total auf Gelehrter ab! Lernen und Neues erkunden, sowie Wissen und Erfahrung weitergeben erfüllen mich total, während mein Mann in der Pension wieder seine künstlerische Kreativität zurückgewonnen hat.

Unabhängig davon, wo deine Neigungen hingehen, wichtig ist, dass dich diese Aktivität mit SINN erfüllt. Und Sinn erfahren wir am meisten, wenn es für uns und andere von Bedeutung ist.

WEITERMACHER – SUCHENDER – HELFER – ZURÜCKGEZOGENER -GENIESSER – EWIG JUNGER – BEDENKENTRÄGER – ENTTÄUSCHTER

Im dritten Modell steht die Motivation im Mittelpunkt – was treibt dich an oder hält dich zurück? Diese 8 Pensions-Typen nach den Paar- & Familienberatern Inga & Günther Brenken [4] zeigen ziemlich deutlich auf, wo der Antreiber liegt. Wenn man allerdings zu einseitig oder exzessiv unterwegs ist, können aus meiner Sicht auch Probleme entstehen, weil anderes vernachlässig wird. Daher habe ich meine ganz persönlichen Kommentare kursiv gleich angefügt.

  • Der Weitermacher ist im alten Umfeld tätig, die Partnerschaftsrollen ebenso wie die Freizeitgewohnheiten bleiben unverändert.
    Das kann befriedigend sein, man bleibt im Geschehen und vermeidet größere, persönliche Veränderungen. Andererseits verzichtet man darauf, sich mit jenen Themen zu befassen, die jetzt mit dem Alter interessant werden, insbesondere SINN, LIEBE und GESUNDHEIT, Freiheit, Muße, Spaß etc. 

  • Der Suchende möchte ständig Neues ausprobieren, unerfüllte Wünsche ausleben, studieren, eine neue Tätigkeit aufnehmen oder vielleicht sogar in ein anderes Land übersiedeln.
    Großartig - wenn man nicht hyperaktiv wird, sondern es schafft, daneben auch Zeit für Besinnlichkeit, Genießen, sowie die  Auseinandersetzung mit wichtigen Lebensfragen zu finden und den eigenen Körper nicht außer acht lässt.

  • Der Helfer will Familie, Nachbarschaft, Vereine etc. unterstützen. z.B. als Oma/Opa oder in Organisationen zur Altenbetreuung.
    Helfer haben soziale Netze, sind beliebt, bekommen Wertschätzung und werden wirklich gebraucht. Es besteht allerdings die Gefahr, dass sie sich für andere verausgaben und weniger auf sich selber schauen!

  • Der Zurückgezogene lebt für sich oder mit dem Partner/Partnerin im erprobten Lebensumfeld, geht den bekannten Hobbies nach und will die Pension ruhig angehen. Es gibt die Tendenz, sich lieber mit der Vergangenheit als mit der Zukunft zu befassen.
    Mit dieser Motivation verzichtet man auf Anregungen durch Neues, das unser Gehirn aber dringend braucht, um sich bis ins hohe Alter zu entwickeln. Statt dessen läuft man Gefahr in alten Mustern stecken zu bleiben.

  • Der Genießer will die freie Zeit ausleben, Träume erfüllen, reisen, konsumieren und macht sich eine schöne Zeit!
    Genießen! Selbstverständlich, genau dafür hat man in der Pension Zeit! Aber exzessiv betrieben kann das dazu führen vor dem Älterwerden zu flüchten und Veränderungen nicht wahrhaben zu wollen. Umso heftiger können sie dann im Leben auftauchen und man ist dafür nicht gewappnet. Ich schlage daher gerne vor, neben dem Genießen auch Innezuhalten und alle 5 Säulen zu betrachten.

  • Der ewig Junge macht große Anstrengungen um jung zu wirken! Das betrifft das Aussehen ebenso wie Aktivitäten, körperliche Fitness und Kontakte.
    Ich kann mir vorstellen, dass das einige Zeit funktionieren kann, aber auch anstrengend ist und am Ende zur Enttäuschung führen kann. Und wenn man gegen das Alter kämpft wird man schwer den Sinn darin finden, den es definitiv gibt.

  • Der Bedenkenträger macht sich immer Sorgen, wagt kaum neue Aktivitäten und der Aktionsradius sowie der Freundeskreis werden immer enger.
    Ängste und Sorgen sind aus energetischer Sicht eine der Hauptursachen für Krankheiten. Das Leben ist damit nicht nur weniger schön, man zieht mit dieser Lebenseinstellung auch negative Situationen an und Krankheiten manifestieren sich. Statt sich Gleichgesinnte zu suchen wäre es viel hilfreicher, sich von den „Relaxten“ anstecken zu lassen.

  • Der Enttäuschte hat das Gefühl, im Leben benachteiligt worden zu sein und vor allem jetzt in der Pension keine angemessene Rolle mehr zu spielen. Es geht häufig um (frühere) Erwartungen, die nicht erfüllt wurden und oft auch um lange zurückliegende Benachteiligungen, die immer wieder aufgewärmt und nicht verziehen werden. Selbstmitleid ist ein treuer Begleiter!
    Die Enttäuschungen können oft ein ganzes Leben lang angehäuft worden sein oder sie treten mit der Pensionierung wie eine Zäsur ein, indem man in das berühmte Pensionsloch fällt! In beiden Fällen rate ich dringen dazu, sich Hilfe zu holen! Enttäuschungen führen zu gesundheitlichen Problemen und das Leben hätte aber doch noch so viel Schönes zu bieten!

WELCHER PENSIONSTYP BIST DU?

Vermutlich findest du dich - so wie ich - in mehreren der Pensionisten-Typen wieder. Wenn du magst, kannst du z.B. eine prozentuale Zuordnung machen und überlegen, welche Motivationen dich antreiben, welche Aktivitäten für dich wichtig sein können und ob das genau richtig ist oder ob vielleicht noch etwas fehlt – vielleicht sogar etwas ganz anderes? Ich selbst finde mich aktuell überwiegend als Suchende wieder und habe beschlossen, meiner Genießerin etwas mehr Raum zu geben. Da ich immer wieder auch Bedenkenträgerin bin, bin ich froh, in meinem Partner einen Relaxten zu haben, von dem ich mich immer wieder gerne vom Optimistischen und Positiven überzeugen lasse.

Ich finde, dass alle drei Listen gute Anhaltspunkte für all jene enthalten, die die Pension noch vor sich haben oder jene, die gerade ein Loch erleben und sich fragen Wo geht´s jetzt weiter?

Und natürlich eignen sich diese drei Listen ganz hervorragend für ein Gespräch mit dem Partner über Erwartungen, Wünsche und neue Rollen (siehe Schatz, wie müssen reden). Oder du schaust dir an, wie deine Eltern die Pension gestaltet haben und was du vielleicht übernommen hast (und anders machen möchtest!).

Herzlichst
Helga

[1] Die Rentner von morgen: 5 Typen - Studie des Sinus-Instituts im Auftrag der Initiative 7 Jahre länger
https://www.7jahrelaenger.de/7jl/unsere-rechner/rentnertypen  und https://docplayer.org/70809308-Die-rentner-von-morgen-5-typen-studie-des-sinus-instituts-im-auftrag-der-initiative-7-jahre-laenger.html

[2] https://rtoero.ca/what-is-your-retirement-personality/

[3] The Bucket-List (dt: das Beste kommt zu Schluss) Film 2007 mit Jack Nicholson und Morgan Freeman

[4] Inga und Günther Brenken: Aufbruch in den Ruhestand. Anleitung zum Gestalten und Genießen. Ernst Reinhardt Verlag 2010